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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)


von Silberpavianen zusammen. Sie saßen hoch oben aus einer Felsenwand, bis zu deren Fuße wir, wenn auch nicht gerade mit Bequemlichkeit, emporsteigen konnten. Wir nahmen jetzt unsere Doppelbüchsen und kletterten bis zu geeigneter Schußhöhe an der Bergwand in die Höhe, suchten uns hinter einem Felsen einen ordentlichen Stand aus und begannen von hier aus zu feuern. Der Erfolg war, wenn man sonst will, ein glänzender; fast jede unserer Kugeln traf, aber leider stürzten die tödtlich getroffenen Affen oben auf der Felswand nieder, und die nicht tödtlich Getroffenen gingen noch so munter davon, als hätten sie gar keine Kugel erhalten. Wir gedachten, unsere getödteten Feinde nach beendigter Jagd abzuholen; aber dazu kam es auch diesmal nicht. Ein sehr starkes Männchen war entrüstet über unser Schießen auf den Rand der Felsplatte vorgekommen und hatte von dort ans neugierig und ergrimmt zugleich in die Tiefe hinabgesehen. Wir feuerten beide gleichzeitig, und einer von uns hatte getroffen; denn sofort nach dem Schusse ergriff der Affe krampfhaft mit beiden Händen Grasbüschel und versuchte sich an diesen emporzuziehen. Der Schmerz aber siegte, er glitt langsam nach der Tiefe hinunter. Ohne eigentlich zu fallen, behielt er die Richtung seines ersten Abwärtssteigens bei und kam so nach und nach an dem Felsen herunter, ging an uns vorbei und wandte sich dem Thale zu. In diesem Augenblicke brach oben auf der Höhe ein fürchterlicher Aufruhr los. Wenigstens zwanzig Affen rückten an den Rand vor, und jeder einzelne schlug wüthend mit der Hand auf den Felsen auf. Zugleich vernahmen wir unten von unseren zurückgelassenen Dienern ein lautes Geschrei, Hülferufen und bald darauf zwei Schüsse. Der verwundete Affe war bei hellem lichten Tage von einem Leoparden besprungen worden und hatte, unzurechnungsfähig und ziemlich wehrlos in Folge der erlittenen Verwundung, das Raubthier mit sich zur Tiefe hinabgeschleppt. Dort hatte der ägyptische Koch meines Freundes in augenscheinlicher Todesangst, „um sein Leben zu fristen,“ wie er sagte, die zweite Doppelbüchse seines Herrn ergriffen, nach beiden Bestien hingezielt, die Verzweiflung hatte seine Kugeln gelenkt, und Leopard und Affe lagen, als wir zur Tiefe kamen, getödtet unten im Thale. Dies Ereigniß freute uns so, daß wir die Leichen auf dem oberen Schlachtfelde gern liegen ließen und uns mit dem doppelt und dreifach angegriffenen und unserm Jagdgehülfen gegen unseren Willen begnügten. Beide wurden auf die darob im höchsten Grade entrüsteten Kameele geladen und bis zu dem für den Mittag erkornen Ruheplatz gebracht, woselbst wir sie abhäuteten. –





Authentisches über Mozart’s Don-Juan-Ouvertüre. Da in Nr. 37 dieser Blätter von R. in D. mit Recht das Märchen über die Entstehung der Don-Juan-Ouvertüre aus den Memoiren des Schauspielers Genast und aus dem vierten Theile des Werkes über Mozart von Jahn in Zweifel gezogen wird, so ist es wohl an der Zeit diese Unwahrscheinlichkeiten aus einer andern Quelle zu berichtigen: Mozart wohnte im Sommer und Herbst des Jahres 1787 bei den Duffel’schen Eheleuten, mit denen er in einem freundschaftlichen Verhältnisse stand (bekanntlich war Duffel ein ausgezeichneter Claviermeister und seine Gattin eine treffliche Sängerin), auf ihrer reizenden Besitzung Pertramke, die unweit des Augezder Thores auf einer Anhöhe gelegen ist. Drei Tage vor der Ausführung des Don-Juan war es, daß Mozart in dem dortigen Garten mit mehreren Bekannten sehr eifrig Kegel schob, ganz vergessend, daß die Ouvertüre noch nicht componirt sei. Da nahm ihn der ernstlich besorgte Duffel bei Seite, stellte ihm vor, daß es nun die höchste Zeit sei, an das Componiren der Ouvertüre zu denken, wenn die Aufführung der Oper an dem bestimmten Tage nicht ganz unmöglich werden sollte und Mozart gab ihm Recht und bat ihn, mit in sein Zimmer zu gehen. „Ich werde Ihnen drei Ouvertüren vorspielen, welche ich im Kopfe fertig habe,“ sagte er zu seinem Freund, „welche Ihnen am besten gefällt, die werde ich niederschreiben.“ – Die von Duffel gewählte schrieb er sogleich in Partitur nieder, und allerdings hatten die Abschreiber Mühe, mit dem Ausschreiben der Stimmen zur gehörigen Zeit fertig zu werden. Dies wurde von der Sängerin Duffel wörtlich mitgetheilt. – Die Oper kann also Wohl am 28. October, wie es auch in Mozart’s Tagebuche steht, fertig geworden sein; die Ouvertüre wurde demnach drei Tage vor der Aufführung geschrieben, denn diese ging am 4. November 1787 vor sich. Diese Mittheilung spricht auch Mozart von der Unbesonnenheit frei, daß er es gewagt habe, die Ouvertüre ohne alle Probe bei der ersten Aufführung der Oper prima vista spielen zu lassen.

L. S.





Berichtigung. In dem Artikel „Ein Leipziger Großhandelshaus“ (Nr. 37) hat sich eine Zahlenverwechselung eingeschlichen. 100,000 Fuchsfelle u. 100,000  Biberfelle sind der ungefähre jährliche Vertrieb des Leipziger Pelzhandels in dieser Branche, nicht aber der des Lomer’schen Etablissements allein.





An die Freunde der Gartenlaube!

Mit der heutigen Nummer meiner Zeitschrift lege ich den vielen Freunden derselben die erste Probe eines Beiblattes bei, das bestimmt ist, unter der Redaction Berthold Auerbachs, des bewährten Volksschriftstellers, eine nothwendige, zugleich aber auch schöne Ergänzung der Gartenlaube zu bilden. Wenn es der Gartenlaube bisher nicht vergönnt war, unmittelbar in die Fragen der Zeit belehrend und anregend einzugreifen, wenn die Fülle des gebotenen Stoffes sie bis heute meist verhinderte, den Aufgaben des innern und äußern Lebens eine fortlaufende und eindringliche Berücksichtigung zuzuwenden – und wenn namentlich in den letzten Jahren durch die Größe der illustrirten Auflage und deren zeitraubende Herstellung jede Gelegenheit zur schnellern und dadurch wirksamern Mittheilung der Zeitereignisse und deren anregenden Beleuchtung genommen wurde, so soll nunmehr durch die

Deutschen Blätter

diese Aufgabe unter der Leitung des genannten Volksschriftstellers in bestem Maße erfüllt werden.

Alle Fragen der Zeit also, sowohl die eines jeden Menschen in sich, in seinem Hause, in der Familie, in der Gemeinde, sowie die der Kunst und Literatur und des öffentlichen Lebens, sollen den Lesern der Gartenlaube in anmuthiger, knapper und an’s Herz greifender Weise dargelegt und klar gemacht werden. Politische Leitartikel und raisonnirende Polemik werden meine Freunde zwar nicht in dem kleinen Blatte finden, aber wo es gilt den Schmerz des Volkes und den Jammer des Einzelnen auszusprechen, wo es Pflicht wird den Anmaßungen der Gewalt von Oben oder Unten entgegenzutreten, da wird das Beiblatt so wenig schweigen, wie es das Hauptblatt gethan.

Ich biete hiermit den in so erhebender Weise stets treuen und anhänglichen Freunden meiner Gartenlaube kein großes und weitsichtiges Organ, wohl aber in gedrängter Form nach des Tages Mühen und Lasten eine innere Labung für Gemüth und Verstand, die ihnen hoffentlich mit jeder Woche eine stets willkommene Herzensfreude werden wird. Um aber auch den Aermsten meiner Leser die Anschaffung dieser Beigabe zu erleichtern, habe ich – für die Abonnenten der Gartenlaube – den Preis des Vierteljahrs auf nur

6 Ngr. 38 = Neu-Kr. österr. W. = 21 Kr. rhu.

gestellt, während Nichtabonnenten der Gartenlaube 12 Ngr. oder 76 Kr. zu zahlen haben. Selbstverständlich findet dabei kein Zwang statt, und steht es den Abonnenten vollständig frei, auf das Beiblatt zu abonniren oder nicht.

Versucht es also auch mit diesem Blättchen, und damit Gott befohlen.

Leipzig, Anfang October 1862.

Ernst Keil

Um Ausfüllung des beiliegenden Bestellzettels ersucht

Die Verlagshandlung.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 640. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_640.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)