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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

Vaterlande nach einem reichen Freier im Auslande strebt und zu diesem Zweck sämmtliche in ihre Nähe kommenden Mannschaften sich dienstbar macht und gründlich erforscht. Andere Pensionen werden von Usurpatoren geknechtet, gewöhnlich von jungen Herren, welche etwas Tenor singen oder das Clavier schlagen und Bergbesteigungen in der Form der „gemeinen deutschen Landpartie“ veranstalten.

Eine sehr eigenthümliche Erscheinung ist die Veränderung des Charakters der einzelnen Pensionen je nach den Landschaften, in denen sie sich befinden. Wir können hier nur die beiden Extreme anführen, wollen aber die achtsamen Touristen nachdrücklich auf das Studium dieses Umstandes hingewiesen haben. Der Ton in hoch über der Meeresfläche gelegenen Pensionen ist ernsthaft und die Stimmung ihrer Angehörigen zur Schwermuth geneigt. Obgleich man glauben sollte, daß die Einförmigkeit der mit Nadelhölzern und Alpenpflanzen bewachsenen Gegend sie einander nähern und geselliger als an anderen Orten machen sollte, lieben sie vielmehr sich zu isoliren. Im Oberengadin, auf der schnurgeraden Chaussee zwischen Samaden und Pontresina, am Fuße des Mortaratsch- und Rosegg-Gletschers, am Ufer des Inn bei Cresta und Celerina, haben wir viele Prachtexemplare dieser Trauerkäfer gefunden. Es waren ursprünglich heitere Herren aus großen Städten, die, draußen und unten in der Fläche dem Genuß des Lebens nicht abgeneigt, hier oben auf Felsblöcken saßen, schweigend in die Ferne starrten, stundenlang halbvermoderte Tannzapfen in der Hand hielten und philosophisch betrachteten, doppelt so lange ihre Angelschnur in den Inn hinabhangen ließen, ohne eine Forelle zu fangen, und ihr Mittagsmahl im Zeitmaß eines Adagio’s verzehrten, ohne an ihre Nachbarn ein Wort zu richten. Die Pensionäre solcher Gegenden bewahren ihnen dennoch eine treue Anhänglichkeit und kehren jährlich wieder, um das landschaftliche Labsal, den tiefen Frieden und die heilige Stille der Berge, incl. der gänzlichen Polizeilosigkeit, abermals zum Heil der Seele zu genießen.

In den warmen, ja heißen Gegenden der französischen Schweiz, am Genfer See, herrscht dagegen durchschnittlich unter den Pensionären ein glänzender Hang zur Geselligkeit. Nicht selten leben sie, wenigstens von der Mittagsstunde an, heerdenweise, sie treiben sich, den Enten ähnlich, in ganzen Rudeln auf dem Wasserspiegel umher, sobald die Sonne sich zum Untergange neigt, und in den Gebüschen der Anhöhen am Rhonethale wetteifert ihr Gelächter häufig mit dem Lärm der Rohrsperlinge in dem Sumpfdickicht der Ufer. Der Pensionär der Westschweiz ist auf feine Speisen bedacht, zu welchem Zweck er sich nicht selten längere Zeit und mit erheblichem Kostenaufwand unter die Botmäßigkeit des liebenswürdigen Wirthes im Hotel Monnaie zu Vevay begiebt; er liebt feurige Weine und streicht bei kühlem Wetter angesäuselt zwischen den Mauern der Weinberge umher. Abends schwärmt er für Musik, kleine Feuerwerke, schwärmerische Promenaden mit jungen, schlimmsten Falles auch mittelalterigen oder von der vorigen Saison zurückgesetzten Frauenzimmern; wenn ihn der Hafer sticht, ersteigt er sogar um diese Zeit hohe Berge, bringt oben die Nacht beim Bivouacfeuer zu und erwartet den Sonnenaufgang.

Wie wäre es möglich, die Pensionen und Pensionäre in ihrer liebenswürdigsten Gestalt zu schildern? Die Zeit zu ihrem Besuche ist da! unglücklicher Unterthan, gemaßregelter Deutscher! raffe deine Baarschaft zusammen, schnüre dein Bündel, verlasse die Heimath und begieb dich selber in Pension.[1] Für fünf Franken täglich wirst du überall als anständiger freier Mensch behandelt, und die schnöde Welt der Sorgen, der Nasen und Riffel versinkt für sechs Wochen spurlos hinter dir in die Tiefe!


  1. Für die weniger gereisten Leser die Bemerkung, daß man in der Schweiz unter Pension diejenige wirthschaftliche Einrichtung versteht, wo der Gast Wohnung und Kost für bestimmten Preis auf bestimmte Zeit erhält und zwar nicht blos in Wirths-, sondern auch in Bürger- und Bauernhäusern.



Kleiner Briefkasten.

K. in R. Wir müssen Sie auf die nächste Nummer vertrösten, in der Sie einen längern Bericht über das Frankfurter Fest und die erste größere Abbildung von der Hand Schalk’s finden werden.

Fräulein Th. F. Es ist uns nicht möglich, den Vertrieb der 100 Ex. Ihrer „Lyrischen Gedichte“ (Regensb. 1862) zu übernehmen, selbst nicht für den angegebenen Zweck. Wollen Sie die nationale Sache ernstlich fördern, so steht Ihnen die Gelegenheit zum Verkauf der benannten Anzahl von Exemplaren ja weit besser zu Gebote; Ihre Gabe in Baarem werden wir mit Freude in Empfang nehmen und öffentlich bescheinigen.


Für Wilhelm Bauer’s „Deutsches Taucherwerk“

sind ferner (bis zum 30. Juli) eingegangen: 10 Thlr. „dem Andenken von Bernhard und Martha“; – 5 fl. 30 Xr. rhn. nachträglich aus Offenbach – (von J. P. 5 fl., von Kn. in Frkft. 30 Xr.); 25 Thlr. durch F. W. Orzschig in Meerane (15 Thlr. Ertrag einer Sammlung beim Schützenfest und 10 Thlr. von einem froh gestimmten Theilnehmer desselben) mit dem Motto: „Wir wollen Deutsche sein und bleiben und uns des „deutschen Werkes“ freu’n!“ – 6 fl. 45 Xr. rhn. vom Turnverein zu Westhofen, durch Dr. Stammler; 27 fl. rhn., ursprünglich durch deutsche Patrioten von Holzappel und Laurenburg zur Gründung einer deutschen Flotte gesammelt, nun aber, nach Eintritt der allerneuesten Aera, um auch ferner ein allgemein nützliches Werk zu fördern, dem Bauer’schen Taucherwerk überwiesen; – 2 Thlr. 5 Ngr. von J. Gottlob Göllnitz in Lobstädt; 3 Thlr. von D. F. S. in Dresden; 8 Thlr. 7 Ngr. durch die Expedition des Zwickauer Wochenblatts; – 104 Thlr. 3 Ngr. vom Stettiner Comité zur Unterstützung der Bauer’schen Erfindung, zweite Sendung, durch Theod. Hellm. Schröder in Stettin; – 2 Thlr. 6 Ngr. von Lesern der Gartenlaube zu Kieritzsch und Nehmnitz: „Ein deutscher Mann giebt gern zu Deutschlands Ehre“; – 1 Thlr. von Lesern und Leserinnen der Gartenlaube in Laufach und Frohnhofen; 26 Ngr. 1 Pf. von Bauer’s Verehrern in der „kalten Wurst“ zu Leipzig; 10 fl. rhn. vom Turnverein zu Nördlingen, durch den Vorstand Schramm; 4 Thlr. von W. F. V. in Meerane, durch Buchhändl. A. Send; 2 Thlr. „von einem schlichten Bauer aus Fuchshain“; 2 fl. 30 Xr. rhn. aus Coburg eingesandt; 1 Thlr. 10 Ngr. von G. Krantz und 6 Ngr. von Arthur, Franz und Gustav, zu Herschelswaldau bei Bunzlau; 1 Thlr. von Fr. in Berlin; 5 Thlr. auf Norderney unter den dortigen Einwohnern gesammelt; 7 Thlr. 20 Ngr. gesammelt und einer deutschen Erfindung gewidmet von einer Anzahl Mylauer Bürger, durch Ed. Kretzschmar in Mylau bei Reichenbach im Voigtland; 1 Thlr. 5 Ngr. von P. Lustig, Buchbinder in Neu-Gersdorf; 4 Thlr. 5 Ngr. von den Mitgliedern des Handwerkervereins zu Angermünde, durch den Vors. C. Giardt; 2 Thlr.: „Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, – zu tauchen in diese Tiefe nieder?“ – 16 fl. rhn. vom Heidelberger Turnverein, durch L. Gumbel, Schriftwart; 4 Thlr. vom Männergesangverein „Concordia“ in Zittau; 1 Thlr. von einigen Lesern der Gartenlaube in Schleswig-Holstein; 2 Thlr. 10 Ngr. von Lesern der Gartenlaube zu Freyburg in Schlesien; 5 Thlr. zweite Sendung von dem Allgem. Gewerbeverein zu Danzig, durch deu Vorst. Ad. Gerlach, Schatzmeister; 10 fl. rhn. gesamm. beim Fahnenfest des Turnvereins in Lendershausen bei Hofheim, durch Turnwart Seligstein: „Raum dem Flügelschlage eines freien Mannes!“ – 3 Thlr. aus Kreuzthal: „Meine Tante – Deine Tante!“ – 1 Thlr. von H. in C., durch die Riemann’sche Hofbuchhdlg. in Coburg; 3 Thlr. von Franz Bergfeld zu Altena an der Lenne; 1 Thlr. von H. und G. in Hanau; 9 Thlr. 10 Ngr. gesammelt in den drei oberen Classen des Gymnasiums zu Zittau; 4 Thlr. von J. G. S., Em. F., H. L. und E. P. in Plauen; 6 Thlr. 5 Ngr. von der Exped. des Görlitzer Anzeigers in Görlitz laut speciellem Verzeichniß in Nr. 156 des genannten Blattes, durch den Redact. Krause; 17 fl. rhn. von Freunden der deutschen Sache zu Grünberg in Oberhessen, durch G. Stammler, Ap. das.; 20 Thlr. durch Rechtsanw. u. Notar Mangelsdorff in Graudenz (5 Thlr. aus der Casse des Handwerkervereins, 4 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. im Handwerkerverein und 10 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. außerhalb desselben gesammelt); 1 Thlr. von einigen Lesern der Gartenl. zu Berthelsdorf bei Freiberg, durch Lehrer Christoph das.; 2 Thlr. von G. F. Heine in Hannover, durch V. Lohse das.; 1 Thlr. von einer Abendgesellschaft bei E. Andernach zu Soest, durch Th. Wehrle das.; 8 Thlr. 26 Ngr. durch die Expedition der Allgäuer Zeitung; 1 Thlr. 10 Ngr. von mehreren Lesern der Gartenlaube zu Görlitz, durch Heyn; 6 Thlr. 4 Ngr. von der Redaction des Voigtländ. Anzeigers, durch A. Schröter in Plauen; 1 Thlr. von Volger in Köslin; 3 Thlr. 5 Ngr. Sammlung einer fidelen Abendgesellschaft im Gasthof zu Oberweimar am 5. Juni; 8 Thlr. gelammelt bei Gelegenheit der Feier des 175jährigen Bestehens der Schützencompagnie der Handlungsgehülfen in Stettin, durch A. Sining; 43 Thlr. 20 Ngr. gesammelt durch das von Otto F. W. Schunck, Chef des Handlungshauses Schunck und Hammmer, und A. Paul, Buchhalter im Hause von Fr. Neff und Söhne, in Constantinopel gebildete Local-Comité für W. Bauer’s deutsches Taucherwerk. Herzlichen Dank und Gruß den deutschen Männern im Orient! Möge dieses Beispiel in allen Himmelsstrichen zahlreiche Nachahmung finden!

Berichtigung. In der Quittung von Nr. 27 ist zu bemerken, daß „vom Kegelclub zu Rathenow“ nicht 2 Thlr., sondern 2 Thlr. 15 Ngr. eingesandt worden sind.

Die Summe der obigen (17.) Quittung beträgt 321 Thlr. 3 Ngr. und 94 fl. 45 Xr. rhn.

Im Auftrag des Comité’s: Ernst Keil. 

Bei Ernst Keil in Leipzig ist erschienen:

Ein Deutscher.
Roman aus der amerikanischen Gesellschaft. Von Otto Ruppius.
Geb. 27 Ngr.

Dieser in der Gartenlaube mit so vielem Beifall aufgenommene Roman erscheint hier in einer billigen Separat-Ausgabe.


Verantwortl. Redacteure F. Stolle u. A. Diezmann. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_512.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)