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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

sich aus ihrer Apathie und vom Gängelband der Gewohnheit losreißen, um das zu erhalten, was die feindliche Partei zu ruiniren hofft? Soll ein Mann, welcher sich bei allen patriotischen Angelegenheiten thätig betheiligt und selbige ohne Rücksicht auf geschäftliche Vor- oder Nachtheile eifrigst zu fördern sucht, das Opfer dänischer Cabale werden? Soll wieder ein trauriges Beispiel deutschen Indifferentismus aufgeführt werden, welches jeden Patrioten mahnen müßte, der augenblicklichen Situation zu huldigen und der Seite zuzulächeln, von wo ihm Geld und Vortheil winkt? Es scheint leider hier zu Lande das traurige Loos deutscher Patrioten zu sein, durch ihre „Thorheit“ an den Bettelstab zu kommen. Wie traurig aber solche Erfahrungen immerhin sein mögen, so wird in unsern nordalbingischen Landen sich dadurch in deutscher Gesinnungstreue Niemand wankend machen lassen, und es steht zu hoffen, daß die deutsche Presse für den erwähnten Gemaßregelten thatkräftig Partei ergreifen und ihre Leser auf die Gefahr aufmerksam machen wird, welche einen Patrioten bedroht, der für sein deutsches Vaterland sowohl die Waffen wie die Feder geführt hat und bereit ist, wenn’s gilt, den Kampf auf der blutigen Wahlstatt zu jeder Stunde wieder aufzunehmen.





Kleiner Briefkasten.

L. R. in F. Wir freuen uns, Ihre Vermuthung bestätigen zu können. Die Zeichnungen zum Frankfurter Schützenfeste, welche die Gartenlaube bringen wird, sind sämmtlich von der Hand des genialen Malers E. Schalk gefertigt, desselben tüchtigen Künstlers, dem man die Anordnung des Festzuges übertragen und der seinen feinen Geschmack bereits früher bei Ausrüstung des prächtigen Schillerfestzuges bewiesen hat. Sie dürfen mit Recht etwas Tüchtiges erwarten, nur bitten wir wiederholt um etwas Geduld.

Johannes Wagner, Weber in Dillstädt bei Suhl. Ihr Brief und Ihre Gedichte haben uns erfreut, wenn auch letztere zum Abdruck in die Gartenlaube nicht geeignet sind. Ein solcher Gruß aus dem Volke thut uns immer wohl. Möge die schöne, nachahmungswürdige Sitte des „Hinläutens“, die ohne Unterschied jedem Todten die Ehre eines letzten Glockengrußes sichert, in dem lieben Henneberg noch recht lange erhalten, Ihnen aber noch recht lange vorenthalten bleiben!

G. B. aus Sbg. Wir können nicht auf jede kleine Mittheilung brieflich antworten, noch sie zurückschicken. Das ist oft genug bekannt gemacht. Sind die Sachen zu gebrauchen, so erscheinen sie und werden honorirt, wenn nicht, nicht. Ihr kleiner Beitrag paßt nicht für die Gartenlaube, der Ihres Herrn Vaters kann, jedoch nur im Auszuge, benutzt werden.

W. in Brüssel. „Die vorzüglichsten Bücher für den Gebrauch des Dichters und Kritikers.“ Ein neues Werk, das Ihren Wünschen entsprechen wird, ist soeben unter der Presse; wir werden Ihnen den Titel desselben nach dem Erscheinen mittheilen.

O. v. M. in Halle a. S. Wir freuen uns, daß Sie so verständig denken und Ihre Meinung so frisch und warm aussprechen; aber für die Gartenlaube ist Ihr Aufsatz nicht geeignet.




Physiognomische Aufgabe.

Nr. 2.[1]

Diese kleine, unbedeutende Zeichnung hat den Vorzug, bei überraschender Ähnlichkeit des Gesichts die Körperhaltung des Originals sehr charakteristisch wiederzugeben. Alle unsere Leser kennen das Original, wenn nicht persönlich, doch aus seinen Werken, und Viele schätzen und lieben es deshalb. Jedenfalls zeigt der Blick viel Intelligenz, das beobachtende Auge, namentlich nach einer bestimmten Richtung hin, viel Urtheil, der lächelnde Mund Witz und Behagen. Nicht immer trug dieser Kopf den hohen Cylinder, aber immer zeigte er sich, besonders in gewissen Kreisen, lieber mit diesem als in anderer Weise.

Diese vorgebeugte beobachtende Gestalt, die, wenn wir nicht irren, den Katalog irgend einer Ausstellung trägt, scheint wenig Poetisches oder Romantisches an sich zu tragen. Und doch schlägt hinter diesem Philisterrocke ein warmes Herz für Romantik, für Poesie und Kunst, doch hat dieser Mann viel gelebt und geliebt und der Schönheit gehuldigt, in welcher Gestalt er sie auch fand, und die jetzt schlaffe Hand hat manches heiße, liebeduftende Lied geschrieben, das mit beredten Worten den Romantiker documentirt. Was er sein sollte, war er – nach gewöhnlichen Begriffen – wenig, aber was er geschaffen, wird seinen Namen unsterblich machen und ihm ein Andenken sichern, um das ihn alle seine Collegen, die jetzt mit Lächeln auf ihn herabsehen, beneiden werden. Wenn einst der Tod diese Gestalt in ein kleines Haus bettet, werden Alle trauern, die auf Erden dem Schönen und Idealen huldigen.


Für Wilhelm Bauer’s „deutsches Taucherwerk“

sind ferner (bis zum 7. Juli) eingegangen: 82 Thlr. durch Baerwald, ersten Director der polytechnischen Gesellschaft in Berlin (50 Thlr. aus der Gesellschaftscaffe und, als erste Sendung, 32 Thlr. ges. Beiträge einzelner Mitglieder der Gesellschaft); 9 Thlr. ges. vom Handwerkerverein zu Tiegenhof, durch Justizrath Weiß; 2 Thlr. 21/2 Ngr. Sammlung des Vereins Apollo in Haynichen; 3 Thlr. 2 Ngr. gesammelt im Männer-Turn-Verein zu Magdeburg; 7 Thlr. 1 Sgr. ges. von Scharlott in Graudenz; 1 Thlr. von Joh. Sellnick in Fischhausen; 4 Thlr. von der Casino-Gesellschaft in Albersweiler (Rheinpfalz), durch C. Spitzfadem; 10 Ngr. von Hentzner; 4 Thlr. von 6 Lesern der Gartenlaube durch die Redaction der Kösliner Zeitung; 5 Thlr. 41/2 Ngr. ges. beim Schützenfest in Gößnitz, durch Betriebs-Oberinspector Damm in Leipzig; 10 Thlr. 41/2 Ngr. (nämlich 16 fl. 46 Kr. ges. beim Jahresfest der Störger’schen Turnanstalt und 1 fl. von E. Treusch in Hanau) durch Buchh. Fr. König daselbst; 10 Ngr. von C. W. G. Schulze in Chemnitz; 10 Thlr. (nämlich 9 Thlr. von der Sonnabend-Gesellschaft und 1 Thlr. von Kaufm. Hr. Lau in Lübben) durch F. Winckler daselbst; 1 Thlr. vom Turnverein in Ohrdruf; 12 Ngr. von E. W. Pietzsch, Bäckergehülfen aus Meißen; 1 Thlr. 101/2 Ngr. von der Gymnasial-Secunda zu Minden, bez. als erste Sendung; 231/2 Ngr. von einem Hauslehrer in Bilsen; 3 Thlr. (nämlich von Amtm. Diercke in Güteborn 2 Thlr., von Amtm. D. in R. 15 Ngr., von Dr. E. R. 15 Ngr.) durch Dr. E. R. in R.; 2 Thlr. von Dr.v>. Bucholtz in Riga; 2 Thlr. 71/2 Ngr. von Kühtmann u. Co. u. 1 Thlr. von einem Fortschrittsmann in Bremen; 1 Thlr. 15 Ngr. von H., E. und R., drei Turnern in Bunzlau; 15 Thlr. von Mitgliedern des Nationalvereins in Bromberg; 3 Thlr. 15 Ngr. Restbestand der Sammlung für die deutsche Flotte von Ferd. Burghardt aus Sangerhausen; 3 Thlr. von Fr. H, aus Korsun und 3 Thlr. von A. H., ebendaher, im Gouvernement Kiew; 1 Thlr. von L., 10 Ngr. von P., beides durch E. F. Thienemann in Gotha; 2 Thlr. 8 Ngr. von einigen Turnern und Nichtturnern in Mußbach; 1 Thlr. von Queva in Dresden; 25 Thlr. als Ertrag einer „öffentlichen Vorstellung zu Gunsten der Bauer’schen Taucherwerk-Unternehmung am 22. Juni,“ von dem dramatischen Verein zu Meerane – „Die ernste und die heit’re Muse – schickt Bauern dies mit deutschem Gruße!“ – durch den Vorsteher dess., Louis Schulze das ; 1 Thlr. ges. in einem Lesecirkel; 5 Thr. 20 Ngr. von einigen Freunden des deutschen Taucherwerks in Seifhennersdorf, mit einem poetischen Gruß für Bauer; 30 Gulden aus St. Lambrecht-Grevenhausen: „Ihm winken keine goldnen Gnadenketten – drum, deutsches Volk, mußt deutsche Ehre retten.“ (statt Unterschrift die deutschen Farben); 16 Ngr. von zwei Lesern der Gartenlaube in Lauban; 17 Ngr. von Frau Louise Oelert, durch Faber in Mz.; 18 Ngr. von einem Patrioten E. D. in Pforzheim; 3 Thlr. von einer Quodlibetgesellschaft in Kahla; 1 Thlr. vom Rath N. in Berlin; 2 Thlr. 21/2 Ngr. ges. in Naunhain bei Hartha bei einem Töpfchen Bier; 7 Gulden von Marktbibart in Baiern; 2 Thlr. 24 Ngr. vom Vorschußverein in Striega durch W. Eichel in Delitzsch; 5 Thlr. 3 Ngr. ges. unter den Turnern am Stiftungsfeste des Turnvereins zu Mitweida und von einigen Lehrern; 1 Thlr. von Friedr. Bensch, Leser der Gartenlaube in Spremberg; 2 Thlr. 5 Ngr. durch F. Ullrich in Werdau; 3 Thlr. ges. in einer Versammlung holsteinischer und lauenburger Primaner in B., durch G. B. in Glückstadt: 25 Gulden ges. in St. Goarshausen am Rhein, durch A. Wagner; 10 fl. 30 Kr. ges. bei einem Zusammensein der Lohgerber zu Rudolstadt, durch E. A. Liebmann u. Sohn; 1 Thlr. von einer kleinen Gesellschaft Deutscher in Zerbst, durch G. Breyer; 5 Thlr. 24 Ngr., ges. bei Mitgliedern der Casino-Gesellschaft II. in Homberg („Glück auf!“) durch A. W. in Holzhausen; 8 Thlr. „für W. Bauer’s unterseeische Kameele von einigen Ueberseeischen in Manchester, 20. Juni 1862.“ – Die Maschinenbau-Anstalt von P. Fleck in Berlin hat, als ihren Beitrag für Bauer’s Taucherwerk, sich erboten, irgend einen Theil der Apparate im Werthe von 25 Thalern gratis anzufertigen. – In der sächs. Ständeversammlung ist eine Petition des Gewerbevereins zu Radeberg um Unterstützung der Bauer'schen Erfindung aus Staatsmitteln eingebracht, vom Ausschuß trefflich befürwortet, von Dr. Henner ausdrücklich empfohlen und einstimmig der hohen Staatsregierung zur Berücksichtigung übergeben worden, und zwar als eine deutsche Ehrensache. Gegenwärtig tagen die Volksvertreter in verschiedenen deutschen Ländern; wir sind erbötig, ihnen das nöthige Material zur Begründung von Petitionen für Bauer's Erfindungen zu liefern, falls sie diese „deutsche Ehrensache“ auch zu der ihrigen machen wollen.

  1. Nr. 1 siehe Jahrgang 1861, Nr. 3, S 45. – Antworten frankirt.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_464.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2020)