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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Fig. 7.

Alle Neune.

dies möglich ist, zeigt Fig. 7. Die Kugel schneidet den vorderen Kegel 1, prallt ab und trifft 2 voll, daß durch ihn 3 mit umgeworfen wird, springt zurück an den König, von diesem wieder an den Kegel 4 und nimmt endlich noch 5, während der König durch einen Fall den Kegel 9, der vordere Kegel 1 aber den links von ihm stehenden 8 und dieser 7 umreißt. Es versteht sich von selbst, daß dies nicht die einzige Art ist, den Meisterschub auszuführen; es ist aber immerhin die sicherste, so „in die Vollen zu gehen“, daß man die Spitze womöglich durch eine Bogenkugel von der Seite trifft.

Und das wünsche ich allen Keglern! – ich habe gestern mit all’ meiner Wissenschaft herzlich schlecht geschoben.




Die drei Großmächte.

Sittenbild aus dem vorigen Jahrhundert.
Von Levin Schücking.
(Fortsetzung.)


5

Es waren einige Stunden nach der gewaltsamen Scene, welche wir eben erzählt haben, verflossen, als Reichsgraf Cosimus mit seiner Begleitung in großer Hast mit schweißbedeckter Stirn wieder in den Schloßhof von Hohenklingen einritt. Er stieg von seinem schäumenden Honigschimmel ab und befahl, daß ihm augenblicklich ein anderes Pferd gesattelt werde, und dazu ein zweites für den Grafen Albrecht von Werdenfels.

Die Stallknechte eilten, des Gebieters Befehle zu vollziehen, Cosimus trat unterdeß in das zu den Gemächern seiner Tochter führende Portal des Schlosses – auf der Mitte der in’s obere Stockwerk hinaufleitenden Treppe jedoch flog ihm Aglaë entgegen, die in großer Spannung und Unruhe auf seine Rückkunft gewartet hatte.

„Haben Sie gehört, was während Ihrer Abwesenheit geschehen ist, mein Vater?“ sagte sie, „welche Beleidigung uns angethan ist?“

„Uns eine Beleidigung? Und welche?“

Sie erzählte mit geflügelten Worten das Ereigniß des Morgens.

Der Reichsgraf stand wie vom Donner getroffen. Er schien eine solche Frevelthat wider seine Herrscherrechte nicht für möglich zu halten und erst, als seine Tochter mehrmals die ganze Geschichte wiederholt und haarklein Alles angegeben hatte, brach er in einen ganz entsetzlichen Zorn aus. Er stampfte mit dem Fuße, er stieß Verwünschungen und Drohungen aus und schien nicht übel Willens, seine bewaffnete Macht aufzubieten und mit den vier alten eisernen Kanonen, welche die Armirung seines Schlossen bildeten und von einer Plattform über dem Thore niederdrohten, vor Großlingen zu rücken, um den Pfefferkrämern das ganze reichsfreie Nest in Schutt und Asche zu legen.

Als er mit seiner Tochter in deren Wohnzimmer eingetreten war, hieß er die Gesellschaftsdame derselben hinausgehen und rief mit einem vor Wuth gerötheten Gesichte aus:

„Es ist ja just wie eine vollständige Verschwörung gegen mich. Der Prälat von Triefalten zeigte sich völlig unversöhnlich – ich habe nichts als die spitzesten Reden zu hören bekommen – den Italiener, als den Hauptschuldigen, werde man nun und nimmer herausgeben, nun und nimmer der Glimmbach’schen Justizverwaltung die Satisfaction einräumen, daß sie beide arme Sünder - so drückten Seine Hochwürden sich aus – zu justificiren bekomme. Ich mußte schon mit meinem letzten Argument herausrücken und gestehen, was ich durch den Werdenfels erfahren, und wie die Sache mit diesem Fano Solari sich eigentlich verhält, und weshalb ich Alles daran wenden werde und Himmel und Erde in Bewegung setzen wolle, wenn es nöthig, den jungen Menschen ausgeliefert zu bekommen. Das aber half Alles nicht, der Hochwürdige steifte sich nur immer mehr und ließ nicht undeutlich vermerken, daß er meine ganze Erzählung für eine Kriegslist halte, ersonnen um den Inhaftirten in meine Gewalt zu bekommen und triumphirend aus der Stiftischen Custodia nach Hohenklingen zu führen! So etwas muß ich, der Reichsgraf Cosimus von Glimmbach, mir von diesen Pfaffen gefallen lasten!“ setzte die Erlaucht, indem sie zornig mit dem Fuße auf den Boden stampfte, hinzu. „Endlich,“ fuhr Cosimus dann fort, „gab der Prälat die Erklärung ab: wenn ich wirklich durch die alten Briefe, von welchen ich geredet, darthue, daß der junge Mensch mir so nahe stehe, so werde man stiftischer Seits sich vielleicht eines andern besinnen und seine freundnachbarlichen Gesinnungen durch ein so bedeutsames Opfer als die Herausgabe des Gefangenen zu bethätigen sich entschließen können. Das war denn endlich ein Wort, welches ich mit Dank annehmen mußte; und sogleich bestieg ich meinen Gaul wieder, um heimzureiten und den Werdenfels zu holen, damit er die Briefe dem Prälaten vorlege. Und nun, wie ich in bester Hoffnung daher komme, trittst Du mir mit der Nachricht von diesem tückischen Streiche des Krämerpacks von Großlingen entgegen – darüber könnte man ja rasend und verrückt werden. Den Menschen könnten

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 686. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_686.jpg&oldid=- (Version vom 28.10.2022)