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verschiedene: Die Gartenlaube (1860)

Florian Geyer.

und trat zu den Bauern, freiwillig, als ihr Bruder. Es war Florian Geyer, der schönste Held des ganzen Kampfes.

„Sein Schicksal hat nur wenige Züge von ihm in die Geschichte übergehen lassen; aber diese wenigen reichen zu, seine Gestalt zu beleuchten. Es war viel von dem Geiste des edlen Ulrich Hutten in ihm, die neue Zeit hatte ihn ergriffen mit ihren religiösen und politischen Trieben, er gehörte nicht mehr seinem Stand, er gehörte dem Volke, der Freiheit an. Was er vorher war und trieb, liegt im Dunkeln. Daß er in Kriegsdiensten seine Jugend verlebt hatte, erfahren wir daraus, daß er einer von denen war, welche Götz von Berlichingen in den Diensten des schwäbischen Bundes zu Möckmühl gefangen nahmen. War Florian eine Zeit lang vielleicht Hauptmann von Landsknechtsfähnlein? Sein Haufen unterscheidet sich wesentlich von den andern durch kriegerische Haltung und Uebung; man sieht, es ist eine Kriegsschaar, dieser „schwarze Haufe“ unter Florian, wie er sich selbst nannte, und Herr Florian war auch stolz auf seine schwarze Schaar und sprach von den Odenwäldern als zusammengelaufenem Gesindel. Daß er bei der Sickingen’schen Unternehmung war, und unter den geächteten fränkischen Rittern, ist fast gewiß. – –“

Der Graf von Helfenstein, Obervogt auf dem alten Welfenschlosse Weinsberg, hatte bekanntlich von Stuttgart und den Räthen des schwäbischen Bundes Auftrag und Mannschaften erhalten, dem Eindringen der Odenwälder Bauern sich entgegen zu stellen. Kaum auf Weinsberg wieder angekommen, schrieb er aber an die Regierung zurück, daß er mit seinen wenigen Leuten dem mit etwa sechstausend Mann eindringenden Bauernhaufen aus dem Odenwald und Hohenlohischen in die Länge nicht werde widerstehen können. – –

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verschiedene: Die Gartenlaube (1860). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1860, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1860)_085.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2017)