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verschiedene: Die Gartenlaube (1860)

Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha.

Recht inmitten der gesegneten Länder, über welche der deutsche Bund seinen gewichtigen Scepter erstreckt, liegt – einer Insel im Weltmeer gleich, um die sich stürmisch die Wogen brechen – eins von den wenigen ganz glücklichen Ländern, die nicht der Sage angehören. Und doch herrschen hier fast sagenhafte Verhältnisse: vor allen Dingen vollkommene Religionsfreiheit, denn die freisinnigsten und deshalb duldsamsten Geistlichen haben hier Aufnahme gefunden und stehen an der Spitze der Geistlichkeit; kein Concordat ist geschlossen oder hat nur den Schatten einer Möglichkeit; keine politischen Gefangenen schmachten in den für Verbrecher bestimmten Zellen; keine lästige Polizei chicanirt den Fremden, denn die Polizei ist hier wie sie sein sollte; kein militairischer Prunk reizt oder ärgert den Bürger; keine schweren Taxen drücken den Bauer – keine Conduitenlisten existiren; kein schwarzes Buch; kein heimliches Gerichtsverfahren. Dem Gewerbfleiß ist dabei jeder Spielraum gegeben; die Presse frei; die Kunst wird gehoben und gepflegt, und kurz und gut, es ist ein Land, so glücklich, wie wir es wohl in unseren schönsten Träumen für ganz Deutschland erstreben möchten.

Dem deutschen Leser brauche ich aber auch nicht erst zu sagen,

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verschiedene: Die Gartenlaube (1860). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1860, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1860)_021.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2017)