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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

die sich am Missouri befinden und nördlich vom Great Nemahaw River und südlich und südwestlich vom Wolf River begrenzt werden.

Nach dem Bericht der Delegation, welche 1852 in Washington erschien, zählen die Sacs etwa 1300 und die Foxes ungefähr 700 Köpfe. Sie leben fast einzig und allein von Jagd und Fischfang, obwohl sie einen Landstrich bewohnen, der sich trefflich zum Ackerbaue eignet, und sie wollen nichts mit Schulen, Missionären und der ganzen Civilisation zu thun haben. Die Mehrzahl fühlt sich nicht wohl in den gegenwärtigen Wohnsitzen, sondern möchte lieber weiter nach Westen ziehen, um neue Jagdreviere, welche an Büffeln und anderem Wild ergibiger sind, aufzusuchen. Nahmen sie, wie andere Indianerstämme, auch nichts von den Tugenden der Weißen an, so finden doch deren Laster unter ihnen eine um so größere Verbreitung. Namentlich haben sie sich dem Trunke sehr ergeben. Folge davon ist steigende Demoralisation, und Mord und Blutvergießen sind bei ihnen ganz an der Tagesordnung. Die Stämme werden dadurch natürlich bedeutend decimirt, und es steht zu erwarten, daß sie in einiger Zeit ganz aussterben werden. Sie leben in beweglichen Wigwams (Zelten) und sie besitzen ein Vermögen von ungefähr 30,000 Dollars, der Rest jener Summen, welche sie für die Abtretung ihrer früheren Wohnsitze erhalten haben.

Was ihre gesellschaftlichen Einrichtungen anlangt, so sind diese, wie bei allen Indianerstämmen, höchst einfach. Von Familie, Staat und Recht haben sie möglichst wenig, nur eben so viel, als das Naturbedürfniß, die Noth, die zufällige Gewöhnung an einander hervorrufen. Die Anarchie ist der Grundcharakter ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Ehe wird ohne alle Feierlichkeit blos dadurch eingegangen, daß der junge Indianer in die Hütte der Eltern oder Brüder des Mädchens, oder dieses in die Hütte der Verwandten ihres Brautwerbers aufgenommen wird; nach einigen Monaten oder Jahren baut der Mann sich seine eigene Hütte. Diese wird aus dünnen Stangen gezimmert, die in einem Kreise in den Boden gesteckt, oben zusammengebogen, dann zu einer Spitze vereinigt und zuletzt mit langen Stücken weißer Birkenrinde bedeckt werden. Unten schließt sich an die Birkenrinde ein Rand von Cedernholz, auf den bei stürmischem Wetter Steine gelegt werden, um ihn festzuhalten. Der Stock dient zu gleichem Gebrauch, wie der an einer Landkarte, denn wenn die Hütte verlegt werden soll, wird die Rinde um die Rolle gewickelt und in dieser Form zu dem Canoe geschafft, um bei einer neuen wieder als Bedeckung gebraucht zu werden. Diese Hütten sind halbkugelförmig, und man könnte sie wegen ihrer Leichtigkeit und der wie aus Zweigen geflochtenen Bauart fast mit umgekehrten Vogelnestern vergleichen. Die Matten, welche statt der Teppiche nur als Schlafstellen dienen, sind aus großen, glatten Binsen gearbeitet, die in der geeigneten Jahreszeit abgeschnitten und mit einem feinen hänfenen Faden als Einschlag gewebt werden. Die Verfertigung derselben gehört den Weibern zu, welche zugleich Alles zu besorgen haben, was zum Häuslichen gehört, während die Männer der Jagd und dem Fischfange nachgehen. Die Frau verrichtet die häuslichen Arbeiten; dem Manne dagegen kommt es zu, das Gebiet zu beschützen, Eindringlinge und Feinde abzuwehren, die Canoes zu erbauen und die Waffen und Kriegsgeräthschaften zu verfertigen. Letztere dürfen die Frauen, die Squaws, nicht einmal berühren. Diese kochen und bereiten das Wild und Geflügel zu, bauen die Hütten auf und brechen sie ab, flechten Körbe, stricken Netze und machen Kleider.

Wenn die Indianer ausziehen, um Fische zu fangen, so nehmen sie ihre Weiber mit, die dabei Rudererdienste verrichten und sich dabei kurzer, aber breiter Ruder bedienen. Sind sie zu Stellen im Wasser gelangt, welche einen günstigen Fischfang versprechen, so müssen die Weiber auf die Canoes Acht geben, damit sie sich im Gleichgewicht erhalten und nicht umschlagen. Sie fischen auf verschiedene Art: theils legen sie zu dem Zwecke Dämme von Pfählen und Flechtwerk an; theils fischen sie mit Netzen. Eine eigenthümliche Art des Fischfanges ist das Speeren, wozu sie sich verschiedener Arten von Speeren bedienen. Bald sind es Zweizacke, bald Dreizacke. Bei letzteren ist der mittlere Zacken kürzer, während die beiden anderen Zacken lang sind. Manchmal befinden sich auch noch mehrere kurze Mittelzacken dazwischen.

Die interessanteste Art des Fischstechens ist die mittels eines Gabelspeers, wie ihn unsere Abbildung zeigt. Er wird besonders bei den Lachsforellen in Anwendung gebracht und dürfte vielleicht auch in Europa bei den Fischjagden eingeführt werden.

Der Stiel des Speeres, dessen sich die Indianer bedienen, ist 10–20 Fuß lang, die äußersten Spitzen der Gabel sind von Hirschhorn. Sobald der Canot in die Bucht eines fließenden Wassers eingelaufen ist, wo Lachsforellen vermuthet werden, wird vor allen Dingen dafür gesorgt, daß das Fahrzeug ruhig steht und die Fische, dadurch sicher gemacht, wieder aus ihren Schlupfwinkeln hervor an die Oberfläche des Wassers kommen. Der Indianer, hoch aufgerichtet im Canot stehend, hält den Speer zum Stoß bereit. Kleine Fische werden nur mit dem Netz gefangen, und deßhalb bei dieser Art Jagd, die eigentlich mehr als Vergnügen gilt, wenig beachtet. Sobald aber ein fetter Bissen unter der Fläche des Wassers hinschießt, stößt – er wirft durchaus nicht – der Indianer mit beiden Händen dem Fische nach und selten verfehlt die spitze Gabel, deren Spitzen, wie wir schon oben sagten, von Hirschhorn gefertigt sind, ihr Ziel. Diese Spitzen, die durch Leinen an dem Hauptspeer befestigt sind, lösen sich, sobald sie im Fleische des Fisches sitzen, sofort von der Gabel los, wodurch dem zuckenden Gefangenen zwar Spielraum zum Weiterschwimmen, aber doch nicht die Freiheit gegeben wird. Durch diese Manipulation wird das allzuweite Eindringen der Gabel in das Fleisch des Fisches vermieden und der Fisch selbst in seiner ganzen schlanken Gestalt erhalten.




Preußische Licht- und Schattenbilder.
Ein Lichtbild.
Nr. 3. Karl Freiherr von Stein.
(Schluß.)

Die Schlacht von Austerlitz endete mit der Besiegung der Russen und Oesterreicher, zugleich Preußen vollkommen isolirend. Oesterreich schloß den Frieden zu Preßburg, der die Auflösung des deutschen Reiches und die Abschließung des Rheinbundes herbeiführte, wodurch sechzehn deutsche Fürsten, unter ihnen die Könige von Bayern und Würtemberg, Frankreichs Vasallen wurden. Stein sah das über Preußen hereinbrechende Verderben kommen, und erhob seine warnende Stimme in einer Denkschrift an den König, worin er ohne Schonung die Schwächen und Fehler der geheimen Cabinetspolitik aufdeckte. Mit unerhörtem Freimuth forderte er nicht nur eine Aenderung des bisher verfolgten Systems, sondern vor Allem die Entlassung der ihm anhängenden Hauptleiter, indem er auf die Nothwendigkeit hinwies, Personen zu ändern, wenn man Maßregeln ändern will. Leider verhallte Steins Warnung wirkungslos, das Schicksal Preußens mußte sich erfüllen. Zu spät von der Treulosigkeit Napoleon’s überzeugt, griff Friedrich Wilhelm der Dritte zu den Waffen. Die Schlacht von Jena begrub die preußische Monarchie und den Waffenruhm des Heeres. Stein’s Vorsicht rettete wenigstens die Geldvorräthe der ihm anvertrauten Cassen, mit deren Hülfe der Krieg bis zum Tilsiter Frieden fortgesetzt werden konnte. Von den vielen Anstrengungen krank, folgte er dem Könige auf dessen Flucht. Die meisten Minister riethen zu einem schimpflichen Frieden, Stein fast ganz allein zur Fortsetzung des Krieges und zu einem ehrenvollen Untergang. Friedrich Wilhelm der Dritte, der im Unglücke eine nie geahnte Seelenstärke entwickelte, stimmte ihm bei und trug ihm, da sich Haugwitz wegen angeblicher Kränklichkeit von den Geschäften zurückgezogen hatte, das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten an. An die Annahme knüpfte Stein die Bedingung, das bisherige Cabinet, aus Haugwitz, Lombard und Beyme bestehend, gänzlich zu beseitigen, und den in Ungnade entlassenen Hardenberg wieder zu berufen. Die Unterhandlungen dauerten mehrere Tage, Stein bestand auf den von ihm gestellten Bedingungen, und lehnte trotz wiederholter Aufforderungen es ab, unter anderen Verhältnissen die ihm angetragene Stelle anzunehmen.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 602. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_602.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2023)