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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

zu Lauben und erfriert nicht. R. multiflora, moschata, Banksea alba und lutea sind herrliche Rosen, müssen jedoch im Winter sehr gut bedeckt werden. Rosa Boursaulti ist eine prächtige, große, sehr gefüllte Rose, die nur in rauhen Lagen bedeckt zu werden braucht. Neuerdings hat man noch eine große Menge sehr prachtvoller Kletterrosen zu Lauben, die jedoch meist bedeckt werden müssen. Vorzügliche neue Laubenrosen sind die sogenannten Prairierosen, R. rubifolia, aus Nordamerika, welche unsern Winter meist sehr gut vertragen. Man hat davon schon viele schöne Gartenspielarten. – Der echte orientalische Jasmin, Jasminum officinale, die beliebteste Pflanze des Morgenlandes, hält, wie der Weinstock zugedeckt, sehr gut im Freien aus, wird jedoch bei uns selten über 8–10 Fuß hoch, paßt sich daher nur für die Seiten der Lauben. Der Hecken- oder Teufelszwirn, Lycium europaeum, ist eine vortreffliche Laubenpflanze, wenn man sie hoch zieht oder auf eine Erhöhung pflanzt, so daß die langen reichblühenden Zweige herabhängen. Zu regelmäßig gezogenen Lauben eignet sie sich jedoch nicht, mehr für einen schattigen Sitz. – Es gibt noch verschiedene zu Lauben brauchbare Sträucher; da aber Schlingpflanzen den Vorzug verdienen, so will ich sie nicht anführen.

3. Holzarten zu Baum- und Heckenlauben. Zu Baumlauben, d. h. zu solchen, wo eine frei wachsende Baumkrone einen Sitzplatz beschattet und zur Laube eingerichtet ist, eignet sich jeder schön und dicht belaubte Baum. Zu Heckenlauben, welche beschnitten werden müssen und eine steife architektonische Form haben, können alle hochwachsenden Heckensträucher und Bäume verwendet werden. Am besten sind Hainbuchen (Weißbuchen) und Weißdorn, auch immergrüner Taxus, Cedern, Lebensbäume u. s. w. Diese Art von Lauben sind nur für Wirthschaftsgärten brauchbar.

II. Laubenpflanzen, welche nur im Sommer im freien bleiben.

Die Pflanzen dieser Abtheilung sind meist schön blühende Schlingpflanzen, die besonders an Luxuslauben in Blumengärten und auf Balconen gezogen werden. Es gibt eine große Menge von hierzu geeigneten Blumen, und alljährlich kommen neue dazu.

1. Gewächshaus-Laubenpflanzen. Cobaea scandens, eine bekannte, ungemein rasch wachsende und schön blühende Rankenpflanze, besonders geeignet, um die Decke großer Lauben zu beziehen, aber unten leicht kahl werdend, deshalb in Verbindung mit niedrig bleibenden Schlingpflanzen anzuwenden. Kann aus Samen gezogen werden. – Philogyne suavis (Tilophara testicularis) ist eine der reizendsten Schlingpflanzen mit moschusduftenden Blättern und Blüthen und der herrlichsten dichten Belaubung, unter allen derartigen Pflanzen am schnellsten eine Laube bekleidend. Sie ist zwar noch viel schöner zu Guirlanden, aber auch zu Lauben eine der besten. Die Blume ist unbedeutend. Man zieht die Pflanzen aus Stecklingen. – Cephalandra quinqueloba, (Bryonia quinqueloba), der vorigen nahe stehend, mit unscheinbaren Blüthen, aber herrlicher, ungemein dichter Belaubung. – Ipomea, (Pharbitis) Leari und tyrianthina, prächtige Winden mit violetten Blumen. Sie müssen im Warmhause durchwintert werden, verlangen einen sehr warmen Standort und Sonne, wenn sie blühen sollen. – Passionsblume, Passiflora caerulea und mehrere Gartenspielarten. Diese bekannte Prachtpflanze blüht an Mauern in warmer Lage sehr reich und hält, gut bedeckt, sogar im Freien aus. – Nasturtie oder türkische Kresse, Tropaeolum, in vielen Arten und Spielarten. Dies sind prächtige Laubenpflanzen, die meist sehr hoch und alle sehr schnell wachsen. Es gibt eine Menge Arten und Sorten von dieser herrlichen Gattung, doch blühen mehrere im freien Lande schwer, manche erst gegen den Herbst hin, einige im Freien gar nicht oder einzeln. Da fast alljährlich neue Sorten vorkommen, so will ich die jetzt beliebten nicht nennen. Sie können zwar meist aus Samen gezogen werden, da jedoch dieser nicht immer reift, zieht man sie aus Stecklingen. Die Tropäolen werden unten immer kahl und man muß sie daher mit andern von unten auf vollbleibenden Pflanzen, besonders mit Lophospermum oder Maurandia, zusammenpflanzen. Sie heften sich durch Drehung der Blattstiele an und müssen deshalb an netzartige Geländer von Draht oder Faden gezogen werden.

Lophospermum erubescens und scandens mit mehreren Spielarten wachsen bis 10 Fuß hoch, blühen jedoch schon von unten auf sehr reich. Die Blumen sind roth und fingerhutartig. – Maurandia Barklayana, semperflorens und andere, mit blauen, rothen und weißen Blumen, haben viel Aehnlichkeit mit der vorigen Pflanze und auch gleiche Verwendung, sind jedoch in allen Theilen kleiner und zierlicher. – Ecremocarpus oder Calampelis scaber, orangeroth, schön, hochwachsend, aber unten immer kahl, daher nur in Verbindung mit grünbleibenden Blumen anzupflanzen. – Rhodochiton volubile hat etwas Aehnlichkeit mit Lophospermum, wächst aber sehr hoch und hat eigenthümliche schwarzrothe Blumen. – Unter den nicht kletternden Pflanzen gibt es in Gärten, wo Gewächshäuser bestehen, zwar viele, welche an die Seiten von Lauben brauchbar sind, ich will aber blos eine erwähnen, nämlich die Fuchsia. Man kann sich nichts Reizenderes denken, als eine mit hohen Fuchsien bezogene kleine Laube, in welche Tausende von Blüthenglocken hineinhängen. Man kann jedoch nur die Seiten damit beziehen. Es eignet sich hierzu vorzüglich eine alte kleinblumige Sorte, F. gracilis und ähnliche. Man kann sie leicht im Keller überwintern. – Alle Pflanzen dieser Abtheilung werden Mitte Mai in das Freie gepflanzt.

2. Sommerblumen. Diese werden alljährlich neu aus Samen gezogen, den man entweder sogleich an die Laube säet oder einige Wochen vorher in Töpfe oder Mistbeete, um sie schon groß an die Laube zu pflanzen. Das Letztere ist besser, weil so die Laube eher voll wird. Hierher gehören die schon genannten Nasturtien oder Tropäolen. Immer aus Samen zieht man die Canarische, Tropaeolum peregrinum oder canariense (aduncum), sehr reich blühend und ungemein hoch wachsend, mit eigenthümlich ausgefranzten gelben Blumen. Sie ist leider den Raupen und Erdflöhen sehr ausgesetzt. T. minus, besonders die Spielart coccineum, wächst bis 15 Fuß hoch. T. majus, in vielen Farben, wird 10 bis 12 Fuß hoch. Mit zarten Pflanzen darf es nicht zusammengebracht werden, weil es diese unterdrückt. – Die Winden, Ipomea, in verschiedenen Arten und Spielarten, sind herrliche Laubenblumen, müssen aber an Fäden oder dünnen Stangen in die Höhe wachsen. Sie blühen bei Sonnenschein nur Vormittags, haben aber große schattende Blüthen. Die vorzüglichsten Arten und Sorten sind: Ipomea purpurea in vielen Farben, I. cermesina, rubro-caerulea etc.Syccos angulata und Cyclanthera pedata sind hübsche, unter allen am schnellsten wachsende Schlingpflanzen, besonders die erstere. Wenn man Pfähle einschlägt und von diesen Fäden nach einem Mittelpunkte zieht, so kann man mit dieser Pflanze (auch mit Winden, jedoch nicht so große Flächen) in einem Sommer die größte Zeltlaube beschatten, was oft für gewisse Zwecke sehr nützlich wird. Diese Pflanzen werden aber von unten kahl und es müssen daher andere grünbleibende Schlingpflanzen (Maurandia, Lophospermum etc.) dabei gepflanzt werden. – Die Brennwinde, Cajophora oder Loasa latericia, contorta, u. a. m. haben eigenthümlich schöne, orangerothe Blüthen. Blätter und Blumen stechen wie Brennnesseln und sind daher sehr zweckmäßig, wo eine Laubenseite Beschädigungen ausgesetzt ist, denn Niemand greift sie zum zweiten Male an. Eine sehr schöne Pflanze, die auch im Schatten wächst. – Endlich gehören hierher die schönen türkischen oder Feuerbohnen (Phaseolus multiflorus oder coccineus), wovon es eine schöne Spielart mit halb weißen Blumen gibt. – Zum Schlusse will ich noch die reizende zweijährige Adlumia cirrhosa (Fumaria scadens) erwähnen. Es ist dies die leichteste, zarteste aller Schlingpflanzen und bedeckt sich mit unzähligen hellrothen Blumen. Man säet den Samen im Mai oder Juni, bringt die Pflanzen auf ein Beet und im folgenden Frühjahre an die Laube, wo sie in vier Wochen Alles bedecken. Im Winter deckt man die Pflanze mit trockener Streu zu.


Der
Illustrirte Dorfbarbier

mit seinen komischen Illustrationen und Zeitbildern, die drüben über dem Rheine wahrscheinlich nicht an Spiegel gesteckt werden, empfiehlt sich der alten Kundschaft auch heute wieder für 10 Ngr. vierteljährlich.

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Leipzig.

Die Verlagshandlung.

Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_236.jpg&oldid=- (Version vom 11.6.2023)