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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

Disconto-Gesellschaft, ein gewöhnliches Societäts-Bankgeschäft um, in welchem jedes Mitglied sich mit einem Geschäftsantheile von mindestens 10 Thaler, welcher allmählich eingezahlt wurde, beteiligen mußte, und gab die Vorschüsse in der Form von Wechseldiscontirungen, was um so weniger Schwierigkeiten machte, als man bereits vorher sich von den Mitgliedern Wechsel statt gewöhnlicher Schuldscheine hatte ausstellen lassen. Das Geschäft nahm folgenden Aufschwung:

1. Jahr der Wirksamkeit. 2. Mitgliederzahl am Jahresschl. 3. Summe der im Jahr gegebenen Vorschüsse. 4. Guthaben od. Geschäftsantheil d. Mitgl. 5. Reserve. 6. Ganzer Betriebsfond am Jahresschl.
1854 735
1855 101 6416 180 118 2359
1856 255 30,929 3814 343 14,867
1857 295 83,716 8267 639 35,970
1858 340 302,738 18,527 873 95,605

wobei zu bemerken ist, daß das Geschäft erst in dem letzten Quartal 1854 begann und die erste Rechnung deshalb erst Ende 1855 abgeschlossen ist, gegenwärtig jedoch das Rechnungsjahr jedes Mal vom ersten Juli bis letzten Juni des nächsten Jahres läuft.

Einen sehr bemerkenswerthen Gang nahmen die Dinge in Leipzig, wo im Sommer 1856 besonders durch die rastlosen Bemühungen des durch seine gemeinnützigen Bestrebungen bekannten Advocaten Winter ein Vorschußverein nach dem Plane der unsrigen zu Stande kam, nachdem ein vom dasigen Innungsmeisterverein schon 1854 aufgestelltes Project daran gescheitert war, daß das dazu erwählte, zum Theil aus reichen Kaufleuten bestehende Organisationscomité die Begründung eines solchen Instituts auf Selbsthülfe und Gegenseitigkeit für unmöglich erklärte, vielmehr durch unzinsbare Darlehen und Geschenke einen bedeutenden Fond von 8540 Thalern zusammenbrachte und damit die Darlehnsanstalt für Gewerbtreibende gründete. Dieser wesentlich auf Mildthätigkeit, Hülfe von außen basirten Anstalt gegenüber hat sich unser Vorschußverein, ohne alles Zuthun der Capitalisten, ohne jede Subvention, blos aus eigener Kraft seiner Mitglieder – meist aus dem kleinen Gewerbsstande – in der kurzen Zeit seines Bestehens aus den bescheidensten Anfängen heraus dergestalt entwickelt, daß er dieselbe an Umfang seines sich stets steigernden Verkehres bereits jetzt überflügelt. Derselbe betrug nämlich:

1. Jahr der Wirksamkeit. 2. Mitgliederzahl am Jahresschl. 3. Summe der im Jahr gegebenen Vorschüsse. 4. Guthaben od. Geschäftsantheil d. Mitgl. 5. Reserve. 6. Ganzer Betriebsfond am Jahresschl.
1856
(nur 5 Monate)
126 1547 198 13 1133
1857 400 32,747 2140 135 13,049
1858 700 64,179 6929 383 22,676

Ueberhaupt waren von fünfundzwanzig Vorschußvereinen, von denen die meisten erst seit einem und zwei Jahren bestanden, im Jahre 1857, nach den mitgetheilten Rechnungsabschlüssen, 643,879 Thaler Vorschüsse gewährt worden, ein Betrag, der sich 1858 nur allein bei diesen fünfundzwanzig Vereinen (wie der Vorgang von Eisleben zeigt) verdoppelt hat. Nun sind aber gegenwärtig bereits achtzig bis neunzig solcher Vereine in Deutschland im Gange, woraus man sich einen Begriff von der Bedeutung dieser Institute für unsern Kleinverkehr machen kann, da ihr Gesammtumsatz nach Millionen berechnet werden muß. Dies haben denn auch sämmtliche deutsche Regierungen, mit alleiniger Ausnahme der hannöverschen, anerkannt und jede Hemmung, wie sie besonders in dem leidigen Concessionswesen und der damit verbundenen Controle und Bindung des freien Geschäftsverkehres lag, beseitigt. Gerade in Hannover aber, wo, nächst der preußischen Provinz Sachsen, die Genossenschaften dieser Art, bei der Kernhaftigkeit und Intelligenz des dortigen Handwerkerstandes am freudigsten aufblühten, sind eine ganze Anzahl der in der gedeihlichsten Wirksamkeit begriffenen Vereine (in Hannover, Hildesheim, Peine, Celle, Emden, Lüchow, Alfeld u. a.) durch die Concessionsverweigerung unterdrückt, und es ist noch fraglich, ob dieselben vielleicht unter anderer, die Einmischung der Behörden, als eines mit der Wirksamkeit dieser Banken unverträglichen Elementes, ausschließenden Form je wieder in Wirksamkeit treten werden.

Die bedeutendsten der jetzt begehenden Vereine, außer den genannten, sind die in Meißen, Zerbst, Sangerhausen, Luckau und Dresden, von denen jeder der vier ersteren im Jahre 1858 sicher gegen 100,000 Thaler und darüber an Vorschüssen ausgegeben hat (die vollständigen Rechnungsabschlüsse liegen noch nicht vor), der letztere aber im Jahre 1858, als im ersten seiner Wirksamkeit, gleich mit 41,056 Thaler Vorschüssen begann. Von den Leitern dieser Vereine sind namentlich die Herren Advocat Hallbauer in Meißen, Buchhändler Behm in Zerbst, Amtsrichter Steinacker in Sangerhausen, Destillateur Zopp in Luckau, Haushofmeister Schöne und Advocat Miller in Dresden als besonders verdiente Förderer der guten Sache zu erwähnen, von denen Herr Hallbauer in einer sehr schätzenswerthen Schrift: „Ueber Vorschuß- und Credit-Vereine mit besonderer Rücksicht auf den Credit-Verein in Meißen. Meißen, 1857.“ für die Verbreitung der Vereine besonders für Sachsen Propaganda macht, und die Eigenthümlichkeiten des von ihm mit so vielem Erfolge geleiteten Vereins, welcher von der königlich sächsischen Regierung in liberalster Weise Corporationsrechte erhalten hat, entwickelt.

Hoffentlich wird der im nächsten Herbst in Frankfurt a. M. wieder zusammentretende Congreß deutscher Volkswirthe auf die fernere Entwickelung des Genossenschaftswesens namentlich in Süddeutschland vortheilhaft einwirken und dazu helfen, daß die Rechnungsabschlüsse der Vereine nebst sonstigen Nachrichten besser, wie bisher, eingehen und die für Fortbildung der Sache unerläßliche Statistik vervollständigt werden kam.




Aus dem Affenleben.
Von Dr. Ludw. Brehm.[WS 1]

Wenn man dem weniger mit dem Thierleben Vertrauten etwas aus demselben erzählt, was höhere geistige Kräfte bekundet, hört man gewiß die Worte des Fischers in Tell:

„Ihr seid nicht klug – ein unvernünft’ges Vieh –“

und wenn man mit denen des Jägers darauf erwidert:

„Ist bald gesagt. Das Thier hat auch Vernunft!“ –

pflegt man selten Beifall, sondern vielmehr meist entschiedenen Widerspruch zu ernten. Dem ungeachtet behaupte ich: „Das Thier hat Vernunft!“ – Es hat noch andere Geistesgaben; denn es hat Herz und Gemüth: es hat Mitgefühl für die Schwäche anderer Thiere und sucht dieser abzuhelfen, so gut es eben kann. Und dabei berücksichtigt es nicht einmal seine Art allein, sondern dehnt häufig sein Mitleid auch auf andere, ihm eigentlich fremde Geschöpfe aus. Dazu gibt uns das Pflegeelternwesen der Thiere herrliche Belege. Ich will einige selbst gemachte Erfahrungen hierüber mittheilen.

Während meines langjährigen Aufenthaltes in Afrika hatte ich überall, wo es anging, eine mehr oder minder zahlreiche Thiergesellschaft um mich. Im Ostsudan lebte ich eigentlich meine Thieren mehr, als den Menschen, und das hatte seinen guten Grund. Die dortigen Menschen verstanden mich nicht oder waren Leute, denen man lieber aus dem Wege geht, als daß man sie aufsucht. Deshalb befand ich mich wohler unter meinen Thieren, welche zuweilen fast sämmtliche Räumlichkeiten meiner Wohnung im Besitz hatten.

Unter Anderen hielt ich gleichzeitig über ein Dutzend Affen lebendig, große und kleine, Meerkatzen und Paviane. Jedes dieser merkwürdigen Thiere hatte sein eigenes Wesen und gab mir Gelegenheit zu höchst anziehenden und unterhaltenden Beobachtungen. Der eine war zänkisch und bissig, der andere friedfertig und zahm, der dritte mürrisch, der vierte ewig heiter, dieser ruhig und einfach, jener pfiffig schlau und ununterbrochen auf dumme oder boshafte Streiche bedacht; alle aber kamen darin überein, daß sie größeren

Anmerkungen (Wikisource)

  1. dem Inhalt nach von Alfred Edmund Brehm. Siehe auch Teil 2.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)