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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

Afrika’s“, ebenfalls mit Abbildungen heraus. Herr Costenoble, der sich in seinem wohlerworbenen Rechte für verletzt hielt, suchte Schutz bei der Behörde, die zunächst ein Gutachten des Sachverständigen-Vereins einholte. Obwohl nun nach diesem Gutachten die bei Otto Spamer erschienene fragliche Schrift keine Uebersetzung jenes Reisewerkes von Livingstone ist, sondern nur einen kleinen Auszug aus demselben enthält und eine strafbare Verletzung des Verlegers der rechtmäßigen Uebersetzung nicht vorliegt, so schließt dasselbe doch mit folgenden Worten:

„Der Verleger desselben (d. h. des Spamer’schen Buches) hat geflissentlich sich bemüht, seinem Verlagswerke den Schein zu geben, als sei es das, was es nicht ist, eine Ausgabe des Livingstone’schen Reisewerkes. Wir haben schon in unserem ersten Gutachten bei der Besprechung des Titels (der damals nur erst in der Ankündigung auf dem Umschlage zu lesen war, jetzt aber als Haupttitel dem Buche beigegeben ist) hierauf hingedeutet, jetzt aber tritt das gerügte Bestreben noch deutlicher in einer angehängten Buchhändleranzeige Spamer’s hervor. Dieselbe sagt wörtlich: „Unsere Ausgabe dieser denkwürdigen Reisen (im Vorausgehenden ist nur von Livingstone’s Reisen die Rede) in dem so fremdartigen etc. zeichnet sich durch Gedrängtheit des Inhaltes, beispiellos billigen Preis neben vorzüglicher Ausstattung aus.“ O. Spamer gibt also seinem Werke selbst den Schein eines Nachdruckes, in der offenbaren Absicht, dadurch Käufer anzulocken: er täuscht das Publicum, indem er einen höchst dürftigen Auszug für das Werk ausgibt, welches das rechtliche Eigenthum eines Anderen ist; er sucht diesem Anderen zu schaden und schadet ihm um so sicherer, je besser ihm seine Täuschung gelingt, und die wenigsten Käufer das Originalwerk mit dem, welches sich für dessen deutsche „Ausgabe“ ausgibt, zu vergleichen in der Lage sind, so ist kein Zweifel, daß durch die unehrliche Machination O. Spamer’s der im rechtlichen Besitze des Verlagsrechtes von Livingstone’s Reisen stehenden Costenoble’schen Buchbandlung ein beträchtlicher Schaden zugefügt wird. Auch im Interesse der Ehre des deutschen Buchhandels wäre zu wünschen, daß dieser Sorte von Industrie energisch ein Ende gemacht werden könnte.“

Leipzig, den 10. November 1858.

Die erste Section des Sachverständigen-Vereins für literarisches Eigenthum

Friedrich Fleischer, Friedrich Büsau,
Julius Franke, Oswald Marbach,

Leopold Voß.




Noch eine Bitte! Von der Feder eines der achtbarsten Forscher und tüchtigsten Ornithologen war jüngst ein „Schutz den Vögeln“ durch unsre Blätter geboten worden. Es ist kaum glaublich, wie selten noch manche der allernützlichsten und angenehmsten Insectenfresser gefunden werden.

In der Gewißheit, daß manches erwägende Elternpaar, mancher wackere Lehrer diese Zeilen liest, schreiben auch wir noch einmal, um dringlich, so lange es noch Zeit und die Brütezeit noch nicht begonnen hat, auf dies Uebel hinzuweisen und eine andere Quelle der Verminderung nützlicher und belebender Thiere zu beleuchten. Wir meinen den falschen Sammlergeist unserer Jugend.

Es ist richtig, die Sorge und geistige Ausbildung muß uns auch erlauben dürfen, Sammlungen von Naturalien anzulegen. Viel sehen, oft sehen, lange sehen schärft die Beobachtung, und so lange nicht wichtigere Seiten des Menschen darunter leiden, immerhin so sammelt. Turnt Euch wacker an Körper und Geist mit Botanisirtrommel und Fangnetz im Freien aus, ihr Knaben; sammelt Pflanzen, Mineralien, wohl auch Conchylien, und nach Plan und Maß wohl auch Kerfen, um Himmelswillen unterlaßt aber die Eiersammlungen! Hier hört nämlich jeder Nutzen auf. Es gibt in der gesammten Thierkunde kein schwierigeres Capitel äußerer Erscheinungen, als gerade die Bestimmung und Conservirung der Vogeleier selbst für den Specialforscher bietet. Die Bewandertsten der Ornithologen arbeiten noch gar sehr an diesem Capitel – und unsre freilich oft nur renommirenden Jungen von Real- und Bürgerschulen wollten mit Nutzen derartige Sammlungen, die außerdem am zeitraubensten, gefährlichsten und theuersten sind, anlegen? Ein solches Studium fordert ganz andere und zwar die tüchtigsten Grundlagen, Kenntniß des Vogellebens, Vogelbaues, kurz der gesammten Phisiologie, und erfordert darum einen ganzen Mann. Unsere Knaben, denen solcher Blick fehlt, würde es einseitig machen und nur mehr und mehr verwildern lassen. Wirke vielmehr ein Jeder in diesem Sinne mit uns und wecke den Sinn für allseitigen, sinnigen Naturgenuß, die unbefangene Lust am Schauen in unserer Jugend, auf daß das süße Lied der Nachtigallen noch nicht so bald in’s Reich der Sage gehöre.

St.




Schach.

Bei der Uebernahme der Redaction eines von nun ab dem „Schach“ gewidmeten Theiles dieser Zeitschrift verspreche ich den zahlreichen Freunden des edlen Spieles, dauernd eine Auswahl guter Partien und Aufgaben zu Gebote zu stellen und sie von allen wissenswerthen Novitäten der Schachwelt in Kenntniß zu setzen. Ich hoffe, auf die Unterstützung derjenigen deutschen Schachfreunde rechnen zu dürfen, mit denen ich als Redacteur der „Berliner Schachzeitung“ in enger Verbindung gestanden, und bemerke, daß ich alle an mich unter der Adresse der Verlagshandlung zu richtenden Correspondenzen in Schachangelegenheiten theils in der „Gartenlaube“, theils brieflich beantworten werde.

Berlin, im Januar 1859.

Jean Dufresne.
Aufgabe Nr. 1.
Von Anderssen.
Weiß setzt mit dem dritten Zuge matt.

Schwarz.

Weiß.

Partie Nr. 1.

Schachwettkampf in Paris zwischen den Herren Anderssen und Morphy.

Bekanntlich hat Professor Anderssen den Match, den er gegen den amerikanischen Gegner gespielt, mit einer auffallend kleinen Minderzahl von Gewinnpartien verloren. Nach unserer Meinung ist aber der Schluß, daß Anderssen wirklich schwächer als Morphy spiele, aus dem Resultate dieses Kampfes keineswegs mit Sicherheit zu entnehmen, indem theils die Anzahl der gespielten Partien an sich zu gering ist, um einen Maßstab geben zu können, theils auch Morphy den Vortheil einer langen Uebung mit den stärksten europäischen Gegnern vor dem Professor Anderssen, der in Breslau keine Gelegenheit zu ernsteren Schachkämpfen findet, voraus hatte.

Weiß – Morphy.      Schwarz – Anderssen.
1) e 2 – e 4 1) e 7 – e 5.
2) S. g 1 – f 3 2) S. b 8 – c 6.
3) L. g 1 – b 5 3) S. g 8 - f 6.
4) d 2 – d 4 4) S. c 6 – d 4 :[1]
5) S. f 3 – d 4 : 5) e 5 – d 4 :
6) e 4 – e 5 6) c 7 – c, 6.
7) o – o 7) c 6 – b 5 :
8) L. c 1 - g 5 8) L. f 8 – e 7.[2]
9) e 5 - f 6 : 9) L. e 7 – f 6 :
10) T. f 1 – e 1 † 10) K. e 8 – f 8.
11) L. g 5 – f 6 : 11) D. d 8 – f 6 :
12) c 2 – c 3 12) d 7 – d 5.
13) c 3 – d 4 : 13) L. c 8 – e 6.
14) S. b 1 – c 3 14) a 7 – a 6.
15) T. e 1 - e 5 15) T. a 8 – d 8.
16) D. d 1 – b 3 16) D. f 6 – e 7.[3]
17) T. a 1 – e 1 17) g 7 – g 5.
18) D. b 3 - d 1 18) D. e 7 – f 6.
19) T. e 1 - e 3 19) T. h 8 – g 8 Ein grober Fehler:
20) T. e 3 – e 6 : 20) Schwarz gibt die Partie auf, denn auf f 7 – e 6 : folgt T. e 3 – f 3.

Beim Beginne eines neuen Quartals empfehlen wir:

Stimmen der Zeit. Monatsschrift für Politik und Literatur.
Herausgegeben von Adolph Kolatschek.

Inhalt des Januarheftes: Die Grenzen Deutschlands. – Ein deutscher Politiker. Zur Erinnerung an Gustav Diezel. – Literarische Koterien. – Die Vergangenheit und Zukunft der Logik. – Die politische Lage in Hannover. (Schluß,) – Die gegenwärtige Stellung der protestantischen Kirche in Oesterreich. – Die Dinge in Preußen. – Londoner Brief.

Die „Stimmen der Zeit“ erscheinen in monatlichen Heften von 7–8 Bogen und kosten vierteljährlich 2 Thaler.

Gotha, Januar 1859.

Expedition der Stimmen der Zeit.

Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
  1. Wir würden hier L. f 8 – e 7 für besser halten.
  2. Staunton zieht hier mit Recht D. d 8 – b 6 vor.
  3. Wenn Weiß nun den Bauer d 5 mit dem Springer nähme, so würde Schwarz diesen durch D. e 7 – d 6 gewinnen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_088.jpg&oldid=- (Version vom 11.6.2023)