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Verschiedene: Die Gartenlaube (1858)


Ein Druck auf den Hahn, und es strömt in die Küche so viel Wasser, als man braucht, und zwar das reinste und beste. Das Dienstmädchen hat nicht mehr nöthig, zwei, selbst drei und vier Treppen hoch die schweren Eimer keuchend hinaufzuschleppen; ärmere Familien können selbst ohne jede Bedienung und reichere mit geringerem Personal auskommen. Wie viel wird nicht an Zeit und Geld dadurch erspart?

Die Wohnungen erhalten ein comfortableres Ansehen, die Straßen werden durch Sprengen von dem lästigen Staube befreit. Der Werth der Häuser steigt, die Feuersgefahr vermindert sich, wie die statistischen Berichte nachweisen, und somit müssen mit der Zeit auch die Versicherungsprämien geringer werden. Der Nutzen für die allgemeine Gesundheit ist aber die Hauptsache, und das ganze gefürchtete Heer der Epidemieen verliert dadurch viel von seinen Schrecken, da notorisch Schmutz, Unsauberkeit u. s. w. zu ihrer Verbreitung das Meiste beitragen.

Die Berliner Wasserwerke.

Durch die bald allgemein eingeführten Wasserclosets wird ein Quell von thierischen Efflurien, deren Schädlichkeit hinlänglich nachgewiesen ist, vollkommen beseitigt, abgesehen von den übrigen daraus erwachsenden Annehmlichkeiten. Ebenso kann jetzt auch der minder Wohlhabende die Bequemlichkeit einer eigenen Badestube sich weit leichter und ohne allzu große Opfer verschaffen; ein Vortheil, den der Reiche früher nur allein für sich beanspruchen durfte.

Die Kosten der Wasserleitung für ein Haus betragen vier Procent von dem jährlichen Miethsertrage desselben. Das Wasser zur Besprengung von gepflasterten Straßen kostet für jede hundert Quadratfuß Flächenraum jährlich vier Silbergroschen; die Lieferung für Gärten wird mit sechs Thalern zwanzig Silbergroschen für den Morgen Land berechnet, besonders groß ist aber der Nutzen des Wassers für die Gewerbtreibenden, welche früher genöthigt waren, ihre Wohnungen deshalb an bestimmten Orten zu nehmen, oder nur mit bedeutenden Kosten ihren Bedarf herbeizuschaffen. Diese zahlen für 100 Cubikfuß=2700 Quart den Preis von 3½ Sgr., der bei einem täglichen Mehrverbrauch, als 300 Cubikfuß, auf 2 Sgr. ermäßigt wird.

Außer dem beschriebenen Werke vor dem Stralauer Thore hat die Gesellschaft zur Aushülfe noch ein großes Wasserreservoir auf dem Windmühlenberge angelegt, von wo dasselbe durch sein eigenes Gefälle nach der Stadt strömt, so daß unter keiner Bedingung, selbst nicht beim niedrigsten Wasserstande, ein Mangel eintreten kann. – Wenn auch gegenwärtig in Berlin noch viele Häuser dieser großen Wohlthat entbehren, so dürfte bald der Zeitpunkt nicht mehr fern sein, wo jedes Gebäude mit der Wasserleitung versehen sein wird, da die Vortheile sich immer mehr auch selbst denen aufdrängen, welche gewöhnlich jede Neuerung mit Mißtrauen und Vorurtheil begrüßen.

Max Ring.




Die Braut der „schwarzen Gesellen“.


I.

Es war im Jahre des Herrn 1813, Februar. Nach langem, schmachvollem Druck waren die Völker bereit, gleich Rächerschaaren aufzustehen, wenn nur ein Zeichen ihrer Fürsten ihnen bekunden würde, daß für den blutigen Dienst ihnen der Lohn werde, den sie fordern konnten. Die Freiheit, das freie Leben und Denken sollte man ihnen versprechen. – Genug, es war im Jahre des Heils 1813, als Friedrich Wilhelm III. die nach Rache brennende Jugend zu den Waffen rief, und wer weiß es nicht, wie opfermuthig, wie titanenhaft diese Jugend, das ganze Volk aufstand, um den Thron des Königs zu erobern. Ein Wink des Königs – und hunderttausend Menschen standen auf, dem Vaterland die neue, verheißene

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1858). Leipzig: Ernst Keil, 1858, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1858)_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.1.2020)