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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

sobald sie ehrlichen Leuten, von welcher Nation sie sein mochten, in die Hände fielen.

Vom Schlachtfelde.

Die Freibeuter und Buccanier der alten Zeit suchten Gold und Silber und sie sengten und mordeten, bis sie es fanden, dann ließen sie Te Deum singen; Walker, welcher dasselbe Granada niederbrennen ließ, wie vor ihm Lussan, überdies Rivas in Asche legte, wie der alte Flibustier Morgan Panama, raubte zwar auch alles, was er erlangen konnte, aber unter dem lügenhaften Vorgeben, dadurch die Mittel zu erhalten, um dem civilisirenden anglo-sächsischen Stamme Raum zur Ausbreitung zu schaffen und die Herrschaft der demokratischen Gleichheit zu fördern. Die Leiden, die er über Nicaragua, eines der lieblichsten tropischen Länder, brachte, sind tausendfältig grauenhafter als die, welche die Raubzüge der alten Freibeuter in ihrem Gefolge hatten. Mit vollem Rechte sagt der Correspondent eines deutschen Blattes: „der anderthalbjährige Kampf hat, gering gerechnet, 12,000 Menschenleben und Millionen an Eigenthumswerth gekostet. Wohl ist nie eine verhältnißmäßig so große Masse von Gräueln und Scheußlichkeiten auf einen so kleinen Raum und eine so kurze Zeit zusammengedrängt worden, als während des Walker’schen Regiments in Nicaragua. Die kaltblütige Grausamkeit, die er gegen seine eigenen Untergebenen und gegen seine eifrigsten Freunde unter den Eingebornen geübt hat, wäre eines Caracalla würdig gewesen; die entsetzlichen Martern, unter denen die Verwundeten und Kranken in den Lazarethen, aller Pflege baar, nicht sowohl gestorben als bei lebendigem Leibe verfault, von Maden und Würmern aufgefressen worden sind, entziehen sich jeder Beschreibung und finden nur in den Einzelnheiten der Feldzüge von 1812 entsprechende Seitenstücke.“

Ausladen von Verwundeten.

Von dem Hospital, das eine Zeit lang in Granada bestand, gibt Einer, der selbst darin gelegen und gelitten hat, eine Schilderung. Nur ein Theil davon stehe hier:

„Wenn ein am Fieber Erkrankter in das Hospital zu Granada gebracht wird, legt man ihn auf eine rohe Kuhhaut ohne Matratze oder wollene Decke, wenn er nicht etwa so glücklich ist, selbst etwas der Art zu besitzen, was freilich sehr selten vorkommt. Häufig legt man den neuen Kranken auf das Lager, von dem eben ein armer Teufel entfernt worden ist, nachdem er am gelben Fieber, an der Cholera, oder irgend einer ansteckenden Krankheit gestorben. An eine Reinigung des Lagers vorher denkt Niemand. Der Leidende darf kein Wasser trinken, weil die Aerzte sagen, es sei dasselbe Gift. Das einzige erlaubte Getränk ist „Orangenblüthenthee,“ aber keineswegs immer zu haben, so daß der Kranke vor Durst fast umkommt. Ich habe Stunden lang gelegen und gebeten, nur einen Löffel voll zu erhalten; vergebens. Die Aerzte und die Wärter waren die meiste Zeit über betrunken. Mein ganzes Frühstück bestand häufig in nichts als einer Tasse Thee, aus dem einfachen Grunde, weil es nichts Anderes gab. Zum Mittagsessen bekamen wir ein Stück Rindfleisch mit dem Wasser, in dem es gekocht worden, sonst nichts. Bisweilen erhielt das Hospital etwas Geld, um Gemüse für die Kranken zu kaufen, aber die betrunkenen Aerzte oder vielmehr Quacksalber eigneten sich dasselbe gewöhnlich zu und die Patienten bekamen nichts …

Hülflos gestorben.

Gleich nach meiner Ankunft in Granada dachte ich an Flucht, die aber schwer zu bewerkstelligen ist. Niemand, weder Bürger noch Soldat, darf die Stadt ohne einen Erlaubnißschein oder Paß verlassen; wird ein Soldat ohne denselben betroffen, so

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_361.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)