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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

seien nicht länger, als man sie bei abgestochenen Rasentafeln sieht; sie werden unter günstigen Umstanden bis zu einer Elle lang. Viele Leute sind überhaupt geneigt zu glauben, es sei ein ganz besonderes Geheimniß, einen sammetartigen Rasen, wie er in den besseren Parks bewundert wird, zu erzielen. Das ganze Kunststück besteht darin, denselben möglichst zu pflegen. Man gebe dem Rasen tief nahrhaften Boden, halte ihn stets ganz kurz, daß er nie Halme schoßt, bewässere ihn oft und reichlich und überwalze ihn, wenn es sich thun läßt, leicht nach jedesmaligem Mähen. Allerdings gehört auch ein geschicktes sauberes Abmähen mit der Sense dazu; mit der Sichel wird das Abschneiden nie so gut gelingen. Bei größeren Flächen thut man besser Gras anzusäen, als Rasen zu legen. Eine Mischung von zwei Theilen Solium perenne (englisch Raigras), ein Theil Agrestis stolonifera (Fioringras) und ein Theil Poa pratensis (Rispengras) gibt einen feinen ausdauernden Rasen. Im Schatten gedeiht Solium italicum und Poa nemoralis besser. Wünscht man den angenehmen Heugeruch nach dem Mähen zu haben, so menge man etwas Anthoxanthemum odoratum (Ruchgras) darunter. Vor dem Aussäen des Samens (auf jede Quadratruthe mindestens 1/2 bis 3/4 Pfund) muß das Erdreich vollständig gereinigt und geebnet sein. Dann wird der Samen mit dem Rechen (Harke) sorgsam eingehackt und mit Tretbrettern festgetreten oder gewalzt. An den Kanten streut man in feinen sauber gezogenen Furchen noch besonders eine Linie von Grassamen.

Die Vorrichtung beim Pflanzen der Bäume und Sträucher ist zu bekannt, um hier weiter auseinander gesetzt zu werden; nur achte man dabei darauf, daß die Gehölze nicht tiefer in die Erde kommen, als sie früher gestanden haben, und größere Bäume gedeihen besser, wenn sie auch wieder nach derselben Himmelsgegend zu stehen kommen. Die Rinde derselben schütze man im ersten Jahre gegen den Sonnenbrand und das Austrocknen durch Umwickeln mit Stroh oder Rohr; ebenso bedecke man die Wurzeln der im Herbst gepflanzten Bäume im ersten Winter zum Schutz gegen den Frost. Man verschneide die Sträucher beim Pflanzen lieber zu wenig, als zu viel, und den Bäumen nehme man niemals die Spitze zu tief heraus.

Im Arrangement der Gehölze vorzüglich zeigt sich der leitende Geschmack einer Gartenanlage; auch in kleinen Gärten ist es von großem Unterschied, ob die Gehölze plump und massig aneinander gepflanzt, oder ob sie locker und leicht, wie in natürlicher Freiheit aufgewachsen, gruppirt sind und ihre Contouren angenehme Mannigfaltigkeit in runden, spitzen und hängenden Formen zeigen. Man wechsle deshalb mit den Gattungen ab und pflanze nicht lauter Gehölze von einerlei Bauart zusammen.

Wir kommen zu den Blumengruppen und rathen an, sie niemals hart an die Wegekanten zu legen. Vom Rasen umgeben nehmen sie sich schöner aus und gleichen dann einer anmuthigen Stickerei auf grünem Grunde. Man gebe den Gruppen eine gefällige einfache Gestalt, gleichweit entfernt von zu gekünstelter Schnörkelei und zu großer Rohheit. Als abschreckendes Beispiel letzterer Art dienen die Formen mancher öffentlichen und Privat-Gärten, wo die Blumengruppen, wulstartig im Rasen erhöht, täuschende Aehnlichkeit haben mit Semmeln, Nieren und Würsten oder bei besonderer Zierlichkeit zu halben Monden und Pfefferkuchenherzen sich versteigen. Wir geben den Lesern einige Detailmuster, die andeuten mögen, wie man entweder geometrisch construirte oder freie Zeichnungen von Blumengruppen bilden könne. Natürlich müssen diese Zeichnungen mit der Architektur der Gebäude harmoniren und bei einem in gothischem Styl erbauten Hause werden jene in demselben Styl gehalten werden müssen. Die Blumengruppen werden am besten mit Buxbaum eingefaßt, der fein und dicht anzulegen und alle Frühjahre zu schneiden ist.

Die Befestigung der Wege geschieht am besten durch einen Steinpack von geschlagenen Steinen, bei Fußwegen 3“, bei Fahrwegen 6“ stark, dem man, wenn er festgestampft oder gewalzt worden, einen Ueberzug von Kies, mit gleichviel Lehm gemischt, gibt, um die Fugen auszufüllen, und nachdem auch dieser festgestampft ist, überstreut man das Ganze zuletzt dünn mit feingesiebtem reinem Kies. Dem Wege gebe man zur Abwässerung eine geringe Wölbung, in dem Verhältniß, daß ein drei Ellen breiter Weg in der Mitte drei Zoll höher sei als die Rasenkanten. Die auf diese Weise angelegten Wege halten sich trocken und stauben nicht. Der theuer zu beschaffende dunkelrothe Kies ist nicht zu empfehlen; einmal verliert sich die dunkle Farbe sehr bald durch Oxydation an der Luft und dann ist sie beschmutzend für die Kleider der Damen.

Bei der Ausführung unseres Entwurfes haben wir, nachdem, wie eben angegeben, die Zeichnung ausgesteckt und die Gehölzgruppen rigolt sind, zuerst die Bepflanzung vorzunehmen. Der Platz zu beiden Seiten der Laube im Garten gestattet, einige hochstämmige Bäume zu pflanzen. Um jene zu beschatten, ziehen wir es vor, sogleich Stämme von einiger Größe (bis 6“ stark lassen sich solche auch ohne Ballen sicher verpflanzen) zu nehmen, obgleich uns dazu nur eine geringe Auswahl einheimischer Bäume bleibt, indem die fremden schwer in größeren Exemplaren zu haben sind. Am besten eignet sich für kleine Gärten die Linde, des leichten Anwachsens und des Blüthengeruchs wegen; dann der Spitzahorn (Acer platanoides), mit seinen frühen, hellgelben Blüthen ein freundlicher Ankündiger des Frühlings; die Roßkastanie ist weniger passend, da sie

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_225.jpg&oldid=- (Version vom 5.6.2018)