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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Bergt mit seiner Gattin das schöne Haus am fürstlichen Parke. Der Lieutenant Albert Ernesti forderte und erhielt seinen Abschied. Auch er verschwand wie Cäcilie. Wohin? wird der Leser fragen. Folgen wir dem Sekretair Bergt, der mit seiner Gattin im Juli eine Reise macht. Die jungen Leute fuhren auf der Eisenbahn bis K., und dort nahmen sie einen Wagen, der gegen Abend vor einem stattlichen Rittergute anhielt.

„Wie heißt dieses Gut?“ fragte Bergt einen Landmann.

„Seldorf, Herr!“ war die Antwort.

„So sind wir am Ziele.“

Kaum hatten die Reisenden den geräumigen Hof betreten, als Cäcilie und Albert die Freitreppe vor dem Herrenhause herabeilten. Die Freundinnen schlossen sich laut jauchzend in die Arme. Bergt und Albert drückten sich herzlich die Hände.

„Unsere Frauen sind Freundinnen,“ sagte der junge Gutsbesitzer – „seien auch wir fortan Freunde!“

Ein vierwöchentlicher Aufenthalt auf Seldorf befestigte den neugeschlossenen Freundschaftsbund.

Der Präsident Seldorf ist gegenwärtig der Redakteur eines amerikanischen Journals, das er auf eigene Kosten gegründet hat.




Einige Tage in Panama.
Ankunft in Panama. – Straßen. – Die Opfer der Moskito’s. – Der Zug der Auswanderer. – Schilderung eines Waldes. – Eine Wanderung auf Schlingpflanzen. – Eine Nacht auf dem Walle. – Ein Ball der Indianer. – Der schönste Halsschmuck. – Abreise.

Nach kurzer Rast eilten wir weiter und gelangten nach dreistündigem Ritte und vollbrachter Ueberschreitung der Kette aus dem Walde auf die Ebene, an deren vom Meere begrenzten Ufer wir Panama liegen sahen. Die Straße, welche wir auf der ganzen, sanft nach dem Meere abfallenden Ebene verfolgen konnten, glich hier in der That einem langen Zuge Ameisen, so dicht war sie bedeckt mit Kommenden und Gehenden, Transportzügen u. s. w. Nach kurzem Ritte hatten wir die Thore Panama’s passirt und froh, von der Mule zu kommen, sprangen wir ab, ließen das Thier laufen und kehrten in das uns empfohlene deutsche Hotel Louisiana ein, um unsere sehr ermatteten Glieder zu stärken. Mit großem Mißfallen hörten wir, daß ein zehntägiger Aufenthalt uns in Panama bevorstände, weil der Steamer, welcher an der Westküste Südamerika’s geht, bereits vor vier Tagen abgegangen war. Bei dieser unerträglichen Hitze (die Sonne stand fast senkrecht), in einer Stadt, wo das gelbe Fieber leider nur zu häufig wüthet, der Geist vollkommen erschlafft und die Zeit (wenigstens für uns) mit nichts auszufüllen war, konnte uns dieser lange gezwungene Aufenthalt nicht angenehm sein. Doch wir mußten uns fügen und beschlossen, durch Vereinigung aller unserer Kräfte dem Aufenthalte noch die beste Seite abzugewinnen.

Das letzte Thor von Panama.

Die Kühle des Abends verlockte uns bald zu einem Ausgange. Der erste Eindruck war allerdings kein günstiger. Die Straßen sind schmutzig und übelriechend, denn sie sind der Ort, wo alles und jedes Unbrauchbare hingeworfen wird. Schaaren von Hunden mit und ohne Herren durchstreifen die Stadt, Alles verzehrend, was irgend für sie genießbar ist und mit großen schwarzen geierartigen Vögeln das Amt der Straßenreinigung vollziehend. Besonders sind es letztere, deren Dienste so anerkannt sind, daß auf ihre Tödtung Strafe gesetzt ist. Sie sind in so außerordentlicher Anzahl vorhanden, daß zuweilen Häuser oder Bäume buchstäblich von ihnen bedeckt sind. Schnell eilten wir die Straßen entlang, um auf dem Walle die frische reine Meeresluft zu athmen und der schönen Aussicht zu genießen, welche der Golf von Panama mit seinen grünen Inseln darbietet, die ihrem Namen (Perleninseln) in der That entsprechen, da sie wie Perlen in das blaue Meer gestreut sind. Der Wall ist der einzige Ort, wo die Einwohner Panama’s nach der drückenden Hitze des Tages sich erholen können, und nur hier, in den Abendstunden, sieht man das schöne Geschlecht in einfachen weißen Toiletten sich öffentlich zeigen. Die nahe am Walde stehende Citadelle ist noch der einzige Ueberrest der früheren Festungswerke und beherbergt die unbedeutende Besatzung, zusammengesetzt aus Menschen von allen Hautfarben. Die wenigen Kanonen (unter denen einige sehr schöne), welche früher

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_116.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)