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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Pence, Barnaclen 6 bis 12, Polyzoa ebenso, Mollusken von 6 Pence für’s Dutzend bis 18 Pence für’s Stück, entsprechende Fische von 6 Pence bis 2 Schillinge.

Im Allgemeinen kann man also annehmen, daß etwa jeder Bewohner des künstlichen Oceans auf dem Tische durchschnittlich 10 Sgr. kosten würde. Rechnet man hierzu die Preise von Behältern 1 bis 21 Pfund für’s Stück und die Fracht für Uebersendung (wenn man es nicht vorzieht, Letztere zu Hause machen zu lassen), kann man sich ungefähr berechnen, wie viel man wohl für eine solche neue, noble Bereicherung seiner Studien und Freuden würde anlegen müssen. Die größten Behälter, durchaus von Spiegelglas, für 21 Pfund sind 6 Fuß lang, 3 Fuß breit und 2 Fuß 6 Zoll tief. Von da fallen sie in der Größe und im Preise bis zu 1 Pfund und sind dann 1 Fuß 4 Zoll lang, 91/2 Zoll breit und 9 Zoll tief. Die praktische Hauptform derselben ist dieselbe, wie wir eins in Abbildung beifügen. Außerdem gibt es achtkantige, runde und noch andere Formen für den verschiedenen Geschmack von Liebhabern, dazu „trocknes Seewasser“ d. h. Pfundpackete der nöthigen Bestandtheile dazu à 1 Schilling, hinreichend für etwa 3 Gallonen Seewasser, Mikroskope, Linsen, Marington’s Mikroskop zum Studium der lebendigen Seethiere u. s. w. in ihrem Elemente (à 32 Thaler), Tropfgläser zur Lüftung des Wassers, ebenso Spritzen, Röhren und Löffel, Guttapercha-Heber, Steinkrüge, eingeflochten, zur Versendung von Thieren in Seewasser, kurz alle Werkzeuge, die zur Haltung und Pflege eines Marine-Aquariums gehören.

Die bekleidete Anemone.

Summa Summarum würden in Deutschland etwa 50 Thlr. dazu gehören, um sich ein gutes, wohlassortirtes, mittelgroßes Aquarium der Art auf den Tisch zu setzen oder auf einen eigenen Ständer, den man sich übrigens in Deutschland selbst billiger und geschmackvoller herstellen kann, eben so den Glasbehälter. Zur Modellirung eines Ständers und Glasbehälters eignen sich Felsen, Wasserpflanzen, Schilfe u. s. w. Man könnte sich den Ständer so formiren, daß es scheint, als würde der gläsern ewigverschlossene Ocean von bewachsenen Felsen und Wasserpflanzen getragen. Diese lassen sich von Blech sehr gut treiben und mit entsprechenden Farben lackiren. Ein bloßes hölzernes gehobeltes und gedrechseltes Tischbein für solche Zwecke, wie man’s in England hat, sieht immer geschmacklos aus.

Man hat übrigens auch hier angefangen, nach besseren Modellen zu arbeiten, z. B. nach folgendem: einem sechsseitigen Aquarium auf einem Schilffuße und einer Krone für entsprechende Blumen und Pflanzen und einem Einsatze für Aufnahme von Wasser- und halbaquatischen Gewächsen. Man sieht hier wenigstens, welche Schönheit und seltenen Gebilde der Natur sich in und an Aquarien mitten in unserem Zimmer acclimatisiren, verdichten und zu einer unerschöpflichen Quelle der interessantesten Studien und Genüsse vereinigen lassen.

Schlangenhaarige See-Anemone. Drei Species von Seesternen.
Rhodomela subfusca.

Uebrigens wird die neue, aus dem Meere steigende Industrie und der Handel damit sich wohl auch in deutschen Hafenstädten mit der Zeit ansiedeln und die Konkurrenz die Preise so civil machen, daß es mit Ernst und wirklichem Interesse jedem anständigen Menschen leichter wird, sich ein solches Aquarium, als einen neuen Rock anzuschaffen. In London gibt es schon ein paar Dutzend Geschäfte, die in Billigkeit der Preise um den Vorrang kämpfen. Unter solchen Verhältnissen kann es Schreiber dieser Zeilen[1] schon mit gutem Gewissen übernehmen, Personen und wissenschaftlichen Instituten, denen es auf möglichst rasche Anschaffung eines Oceans im Zimmer ankommt, seine Hülfe und Vermittelung anzubieten, wenn sie es nicht vorziehen wollen, sich an den Eigenthümer des vorher erwähnten Hauptgeschäfts oder an Mr. Smith, 164 Johnstreet Road oder Mr. Bohn, Essexstreet, Strand, unmittelbar selbst zu wenden.

Die neue, auf die Oberfläche des Tages und mitten in unser bequemes Zimmer heraufbeschworne lebensvolle Wunderwelt der Tiefe verdient schon ein kleines Opfer, welches sicherlich die reichsten Zinsen wissenschaftlicher Freude tragen wird. Ich studire und genieße diese wunderbaren Gebilde nun schon seit länger als einem

  1. Adresse durch die Verlagshandlung der Gartenlaube zu erfahren.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_043.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)