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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

theilten wir bereits in Nr. 30 der Gartenlaube mit – John Cabell Breckenridge aber als Vicepräsident. Er ist in Cabellsdale in Kentucky am 21. Januar 1821 geboren; ein sehr gesuchter Advokat und einer der ausgezeichnetsten Redner, was er auch als Mitglied des Repräsentantenhauses bewiesen hat, in welchem er großen Einfluß ausübte. Da Buchanan bereits im 65sten Jahre steht, so könnte er wohl während der Dauer seines Amtes durch den Tod abgerufen werden, so daß Breckenridge an seiner Stelle Präsident würde; denn wenn der Präsident stirbt, ehe die vierjährige Dauer seines Amtes abgelaufen ist, wird nicht ein neuer gewählt, sondern der Vicepräsident tritt für die Zeit, die an den vier Jahren noch fehlt, als Präsident ein. Und dieser Fall ist bereits zweimal eingetreten. Harrison starb kaum einen Monat nach seinem Amtsantritte, und der Vicepräsident Tyler wurde Präsident. Nach dem mexikanischen Kriege wurde der General Taylor als Präsident gewählt, und er hatte noch nicht anderthalbes Jahr sein hohes Amt verwaltet, als er starb, und der Vicepräsident Fillmore als Präsident eintrat.

Der Vicepräsident der Republik bezieht ein Jahrgehalt von 10,000 Dollars.




Blätter und Blüthen



Geheime Negerverbindungen. Der Trieb nach dem Geheimnißvollen scheint allen Menschen angeboren, und wo er nicht mächtig genug entwickelt ist, den Geist zur Erforschung der Geheimnisse seinen eigenen Innern und der ihn umgebenden Außenwelt anzuspornen, da befriedigen die Menschen ihr Bedürfniß durch Geheimnisse von ihrer eigenen Facon, deren Bedeutung und Werth nicht sowohl in dem Geheimgehaltenen selbst liegt, als vielmehr einfach nur in dem bloßen Geheimhalten. Dieser Neigung gemäß findet man denn auch bei allen Völkern der Erde geheime Verbindungen mannigfacher Art, die sich mit der steigenden Bildung und der Hinwendung des Geistes auf die wahren, seiner ernsten Theilnahme würdigen Geheimnisse allmälig verlieren, während sie aus niederen Entwickelungsstufen eine um so wichtigere Rolle zu spielen pflegen, als sie zugleich der Eitelkeit und dem so lebhaften Verlangen nach Auszeichnung vor Anderen Befriedigung gewähren.

Auch die Neger in Süd-Guinea haben ihre geheimen Verbindungen mit strengen Vorschriften, Beiträgen und unverletzlichen Geheimnissen, von welchen letzteren man – eben in Folge ihrer Unverletzlichkeit – nur so viel mit Sicherheit weiß, daß sie, gleich denen aller anderen Gesellschaften dieser Art, ohne den geringsten Verlust für die Welt in alle Ewigkeit verborgen bleiben können. Einer der hervorragendsten dieser Negerorden heißt Nda, und beschränkt sich auf die erwachsene männliche Bevölkerung. An seiner Spitze steht niemand Geringeres als ein leibhaftiger Geist dieses Namens, der seinen Wohnsitz in den Wäldern hat und nur dann seine werthe Person anstaunen läßt, wenn ihn irgend ein hochwichtiges Ereigniß, wie der Tod eines Mitgliedes der Verbindung, die Geburt von Zwillingen oder die Einsetzung eines Beamten, aus seiner verborgenen Einsamkeit ruft, wo es ihm auch dann gar nicht darauf ankommt, sich in mehren Ortschaften sehen zu lassen. Seine Stimme jedoch gibt er schlechterdings nur des Nachts zum Besten, wenn sich Groß und Klein zur Ruhe gelegt hat. Er naht sich dem Dorfe immer von der Seite des Waldes und ist dermaßen in dürre Pisangblätter eingewickelt, daß Niemand ihn in den Verdacht haben könnte, der menschlichen Race anzugehören, was sich ja auch von selbst versteht, da er ein Geist ist. Er wird jedesmal von einer Schaar jungen Leute begleitet, die bei ihren Umzügen durch die Gassen zum Tone eines flötenartigen, melancholischen Blasinstrumentes tanzen. Sobald es bekannt wird, daß er sich einem Dorfe naht, laufen Weiber und Kinder mit größter Angst, um sich in den verborgensten Winkel ihrer Hütten zu verstecken. Sollte Eins von ihnen das Mißgeschick haben, dem Nda zu begegnen oder sich ertappen lassen, wie es durch die Risse der dünnen Wand nach ihm späht, so würde es in Gefahr kommen, beinahe todtgeprügelt zu werden. Vielleicht hat noch nie ein Weib die Kühnheit so weit getrieben, ihr Auge auf dies geheimnißvolle, entsetzliche Wesen zu werfen – wenigstens schmeicheln sich ihre gestrengen schwarzen Herren mit diesem Wahne.

Dagegen aber haben dort die Frauen auch ihre besondere geheime Gesellschaft, von der die Männer nicht weniger streng ausgeschlossen sind. Wenn sie damit vor ihren weißen Schwestern Europas etwas vorauszuhaben scheinen, so ist anzunehmen, daß diese es nur verschmähen, den Männern derlei Mummenschanz nachzumachen. Wie sich von selbst versteht, ist bei dem Frauenverein von keiner Geisterspielerei die Rede, – dergleichen Albernheiten werden immer nur von den Männern ausgeheckt – doch umgeben auch sie alle ihre Verhandlungen mit dem tiefsten Geheimniß. Es gilt bei ihnen für eine Ehrensache, dem Orden anzugehören, zum Theil vielleicht, weil die Aufnahme nur gegen Erlegung eines sehr bedeutenden Eintrittsgeldes erfolgt. Die Ceremonien der Einweihung dauern mehrere Wochen, und selbst Mädchen von zehn bis zwölf Jahren werden schon zugelassen, wenn ihre Eltern die Kosten nicht scheuen. Während der ganzen Dauer einer Einweihung bemalen sich sämmtliche Ordensschwestern mit den phantastischsten Farben. Gesicht, Arme, Brust und Beine sind über und über mit rothen und weißen Flecken bedeckt, die abwechselnd Kreise und verschlungene Linien bilden. In diesen, geschmackvollen Feststaate marschiren sie zugweise aus dem Dorfe in den Wald, wo ohne die geringste Scheu vor dem dort hausenden furchtbaren Nda die gesammten Feierlichkeiten, von dem melodischen Klänge einer großen halbmondförmigen Trommel begleitet, vor sich gehen. Ganze Nächte verbringen sie dabei im Walde und scheuen im Dienste der guten Sache auch das schlimmste Unwetter und die heftigsten Regengüsse nicht, ja selbst nicht einmal für ihren schönen gemalten Putz! Beachtenswerth ist, daß sich auch bei ihnen das allbekannte Vestalenfeuer Asiens, Europa’s und Amerika’s wiederfindet, das vom Beginn bis zu Ende der geheimnißvollen Feier brennen muß und um keinen Preis ausgehen darf.





Die Gebeine der Erde. So nennt der alte Homer die Gesteine, als einer seiner Helden mit dem Fuße wider sie gestoßen war. Die Vergleichung ist nicht übel, wenn schon wie jede insofern hinkend, als dann das Fleisch, welches der lockere Erdboden sein muß, um das Skelett der Erde an sehr vielen Stellen nur spärlich und dünn vertheilt ist. Ich nehme aber jetzt nach einer andern Seite die Zulässigkeit der Vergleichung in Anspruch; nämlich hinsichtlich der für beide Vergleichungshälften gleich geltenden Verpflichtung für uns Menschen, das Knochengerüst unseres Leibes wie das unseres gemeinsamen Wohnplatzes und Ernährers zu kennen.

Wie die Menschenkunde (Anthropologie) als einen besonderen Zweig die Knochenlehre einschließt, so gehört zur Erdgeschichte (Geologie) als ein wichtiges Glied die Gesteinslehre, welche die Gesteine kennen lehrt, aus denen die Oberfläche der Erde, denn mehr kennen wir ja nicht, zusammengesetzt ist.

Granit, Porphyr, Basalt und so manche andere sind in Aller Munde lebende Namen, ohne daß sie jedoch das rechte Leben haben. Dieses erhalten sie erst durch Kenntniß derjenigen Gesteine, welche jene Namen tragen. Die genaueste Beschreibung vermag es nicht, eine jede Verwechselung ausschließende Kenntniß der Gesteinsarten zu gewähren. Abbildungen, sonst in den meisten Fällen wirksamer, als die besten Beschreibungen, sind hier vollkommen unbrauchbar, weshalb es auch Niemand einfällt, die genannten und andere Gesteine durch Bilder zu veranschaulichen. Hier muß die Natur selbst und unmittelbar eintreten.

Neben den verkäuflichen Sammlungen von Pflanzen und Thieren hat es denn auch schon seit langer Zeit dergleichen von Steinen gegeben. Solche Sammlungen haben aber nur einen sehr untergeordneten Werth, weil man dem Steine nicht ansehen kann, welche Rolle er bei den verschiedenen Abschnitten der Bildungsgeschichte der Erde spielt. Man war darum genöthigt, den Steinsammlungen, wenn man damit eine Nachweisung ihrer erdgeschichtlichen Bedeutung verbinden wollte, belehrende Verzeichnisse beizugeben. Sollen aber diese Verzeichnisse nicht zu kleinen Büchern anschwellen, so können sie ihren Zweck nicht erreichen.

Es ist darum ein glücklicher Gedanke zu nennen, daß man Steinsammlungen in den Verkehr bringt, welche als Belege zu bereits verbreiteten Büchern gelten.

Dies ist – meines Wissens in dieser Weise zum ersten Male – mit zwei Büchern zugleich geschehen. Mit des Unterzeichneten „Geschichte der Erde“ (Frankfurt a. M. bei Meidinger) und mit „von Schuberts Naturgeschichte.“

Bei der herannahenden Weihnachtszeit wird es manchem Vater erwünscht sein, auf ein nützliches Geschenk für die Seinigen hingewiesen zu werden. Daher trage ich kein Bedenken, wenigstens über die eine dieser Samnmlungen, von welcher mir durch die Güte des Herrn Herausgebers ein Exemplar vorliegt, in der Gartenlaube Erwähnung zu thun, und dabei zugleich dem Herausgeber meinen Dank öffentlich auszusprechen, daß er dadurch meinem Buche einen Vorzug vor andern auch noch so vortrefflichen Werken verliehen hat.

Mit der Bezeichnung „Sammlung von 50 Felsarten, als erläuternde Belege zu E. A. Roßmäßler, Geschichte der Erde,“ sind in einem sauberen Kästchen von den wichtigsten in meinem Buche beschriebenen Gesteinen kleine aber instruktive Exemplare enthalten. Aus einem beilegenden Verzeichnisse ist hinter jedem Namen durch die Seitenzahl auf die Stelle meines Buches verwiesen, wo von dem betreffenden Steine geredet ist. Die Sammlung ist nach Anleitung des Buches in erdgeschichtlicher Folge von den ältesten bis zu den jüngsten Formationen geordnet, so daß ein Blick auf die Sammlung zugleich eine verkörperte Uebersicht oder Repetition des Buches gewährt.

Wie sehr durch solche Sammlungen ein Buch, zu dessen Text die Gesteine Seite für Seite die Veranschaulichung bieten, beim Durchlesen gewinnen müsse, liegt auf der Hand.

Die Sammlung zu dem v. Schubert’schen Buche kenne ich nicht; doch ist nicht zu bezweifeln, daß sie mit derselben Sachkenntniß wie jene zusammengestellt sein werde. Sie enthält ebenfalls 50 Arten, welche „Mineralien“ genannt sind, also wahrscheinlich oryktognostischer Natur sein werden. Den Commissions-Debit beider Sammlungen hat die Buchhandlung von L. Garcke in Hamburg und Leipzig übernommen, von der laut dem Verzeichnis so wie durch jede Buchhandlung jede für 1 Thlr. 15 Sgr. zu beziehen ist.

E. A. Roßmäßler.






Eine poetische Seite der Senica-Indianer. Wenn bei den Senica-Indianern ein Mädchen stirbt, so sperren sie einen jungen Vogel ein, bis er zum ersten Male seine Kraft im Gesang versucht. Dann tragen sie ihn auf das Grab, beladen ihn mit Küssen und Liebkosungen und lassen ihn frei, im schönen Glauben, er werde seine Flügel nicht falten, noch seine Augen schließen, bis er das Land der seligen Geister erreicht und der theuren Verlornen seine kostbare Bürde überbracht habe. Man sieht nicht selten auf einem einzigen Grabe 20 bis 30 dieser Liebesboten aussenden.




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