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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

dieser Stoffe auch zur Fett- und Gewebsbildung benutzt, immer aber, wie es scheint, nur erst dann, wenn vorher die gehörige Temperatur hergestellt ist. – Es sei nun schließlich nochmals eine kurze Uebersicht von den Nahrungsstoffen gegeben, welche der menschliche Körper zu seiner naturgemäßen Ernährung durchaus braucht. Diese Stoffe, welche man Düngungsmittel des Blutes nennen könnte, scheidet man, mit Ausnahme des Wassers, in drei Klassen: in Eiweißsubstanzen, Fettstoffe und Kohlenwasserstoff-Substanzen. In diesen organischen, ebenso aus dem Pflanzen- wie Thierreiche stammenden Nahrungsstoffen finden sich die unorganischen (Salze, Kalk und Eisen) in solcher Menge vor, daß bei einer richtigen Wahl der ersteren auch die nöthige Zufuhr der letzteren vor sich geht. Nur die Milch enthält alle die genannten Nahrungsstoffe so vollständig in sich, daß sie das vollkommenste aller Nahrungsmittel ist und für sich allein zur richtigen Ernährung des menschlichen Körpers hinreicht. Immer hängt aber die Beschaffenheit der Milch zum Theil noch von der Nahrung ab, welche genossen wird.

I. Eiweißsubstanzen (stickstoffhaltig). Sie enthalten stets noch Schwefel, bisweilen auch Phosphor und eine Reihe anorganischer Substanzen, unter denen der phosphorsaure Kalk die erste Stelle einnimmt.

a.) Thierische Eiweißsubstanzen:
1) Eiweiß (Albumin) findet sich: im Blute, im Safte des Fleisches und aller Eingeweide, im Weißen der Eier und in sehr geringer Menge im Eidotter (als Vitellin).
2) Faserstoff (Fibrin) findet sich: im Blute (das Gerinnende) und im Fleische (das Faserige).
3) Käsestoff (Casein) findet sich: in der Milch (als Käse) und im Blute.
4) Leim oder Gallerte: in den Knochen, Knorpeln, sehnigen und häutigen Theilen.
b) Pflanzliche Eiweißsubstanzen:
5) Kleber: im Samen der Getreidearten (Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, Reis und Buchweizen), dicht unter der Hülse.
6) Hülsenstoff (Legumin): in den Hülsenfrüchten (Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicken).
7) Pflanzen-Eiweiß: in den Säften der meisten, besonders der Gemüsepflanzen, jedoch in geringer Menge.

II. Fettstoffe (stickstofflos); sie scheinen den Umsatz der Kohlenwasserstoff-Substanzen zu Fett zu befördern.

a) Thierische Fettstoffe:
1) Fleischfett: Schmalz, Talg, Thran; Gänse-Fettleber.
2) Butter: aus der Milch.
3) Eidotter: das Gelbe der Eier.
b) Pflanzliche Fettstoffe:
4) Fette Oele: aus den Früchten des Olivenbaumes und des Mohnsamens als Baum- und Mohnöl; aus dem Rübsen, Raps, Hanf, Mandel- und Buchenkern etc.

III. Kohlenwasserstoff-Substanzen (fettähnlich, stickstofflos). Sie scheinen zum Theil und allmälig in Fett umgewandelt zu werden.

a) Thierische Kohlenstoff-Hydrate:
1) Milchzucker: in der Milch.
2) Milchsäure: in der sauer gewordenen Milch und im Fleische.
3) Honig: von der Honigbiene durch Verarbeitung des Blüthenstaubes gebildet.
b) Pflanzliche Kohlenstoff-Hydrate:
4) Stärke: in der Kartoffel, den Samen der Getreidearten, den Hülsenfrüchten, Moosen (isländischen), im Sago, Arrowroot, Tapioka. Sie scheint innerhalb unseres Körpers die Verwandlungen in Traubenzucker, Milchsäure, Buttersäure und Fett durchlaufen zu können.
5) Zucker: als Rohr-, Trauben- oder Krümelzucker und Schwammzucker.
6) Pflanzengallerte (Pectin): in dem Safte der meisten fleischigen Früchte und Wurzeln.
7) Pflanzenschleim (Bassorin): in der Salepwurzel, dem Leinsamen, Quittenkernen, der Eibischwurzel, Caraghenflechte, im Tragant- und Kirschgummi.
8) Gummi (im arabischen Gummi) und Dextrin: verwandelte Stärke.
9) Alkohol, Spiritus: aus dem Krümel- oder Traubenzucker mit Hülfe der Hefe durch weinige oder geistige Gährung entstanden. Findet sich: im Weine, Branntweine, Rum (aus Zuckerrohrsaft), Arac (aus Reis), Cognac (aus Wein), Bier etc.
10) Essigsäure: im Wein-, Frucht- und Branntweinessig.
11) Milchsäure: im Sauerkraute und den sauren Gurken.

Zu einer guten Nahrung gehören also alle drei der genannten Klassen von Nahrungsstoffen, die Fette nicht weniger als die Eiweiß- und Kohlenwasserstoff-Substanzen, nur scheinen die verschiedenen Stoffe derselben Klasse sich gegenseitig vertreten zu können. Ebenso kann der Körper aber auch ohne die anorganischen Stoffe (Kochsalz, phosphor- und kohlensaure Alkalien, phosphorsauren Kalk, Eisen) durchaus nicht bestehen. – Von allen diesen Stoffen braucht der erwachsene menschliche Körper, um gut ernährt zu werden, im Mittel täglich etwa 1 Unze Eiweißsubstanzen, noch etwas mehr an Fett, gegen 4 Unzen Kohlenwasserstoff-Substanzen und 2 bis 4 Loth anorganische Stoffe. Auf 100 feste organische Bestandtheile der gemischten Nahrung sind sonach etwa 16 Th. Eiweißsubstanzen, 20 Th. Fette und 64 Th, Kohlenwasserstoff-Substanzen wünschenswerth. Natürlich muß sich übrigens die Quantität der täglichen Nahrung nach dem Stoffverbrauche im Körper richten und deshalb bei verschieden großen und

verschieden thätigen Menschen verschieden sein.

Bock.


Kriegsbilder aus der Krim.

Aus dem Tagebuche eines französischen Kavallerie-Kapitains, mitgetheilt von Julius von Wickede.
(Schluß.)

Bald darauf kamen denn auch unsere Kompagnien wieder zurückmarschirt. Man sah es den Soldaten wohl an, daß sie soeben aus einem ernsthaften Handgemenge zurückkehrten. Manchem derselben lief das Blut aus kleinen Wunden, die so unbedeutend waren, daß sie dadurch noch nicht zum Verlassen der Glieder gezwungen waren; Andere hatten mehr abbekommen, und mußten von ihren Kameraden zurückgeführt, ja selbst getragen werden, da sie nicht mehr ohne Hülfe gehen konnten. Unter Letzteren war ein noch sehr junger Zuave, ein Bürschlein von kaum zwanzig Jahren, so ein echtes pariser Kind, wie man deren so viele in diesem Kriege findet. Ihm war ein Fuß von einer russischen Kugel zerschmettert. Trotz dieser bedeutenden Verwundung verlor das Bürschlein, welches von zwei Kameraden auf ihren Gewehrläufen herbeigetragen wurde, doch keinen Augenblick seine gute Laune.

Zu dem Kommandanten des Bataillons, der mitleidsvoll an ihn herantrat, um sich nach seiner Wunde zu erkundigen, meinte er lachend: „Verzeihen Sie, mein Herr Kommandeur, daß ich liegen bleibe, wenn ich mit Ihnen spreche, aber diese Russen haben schon dafür gesorgt, daß ich mein Lebtag nicht wieder auf zwei Füße zu stehen komme,“ und so scherzte und witzelte er fort, bis er nach der Ambulance gebracht wurde.

Unter den Verwundeten befand sich auch Bim-Bim, der Kompagniehund, dem ein Russe mit dem Bayonnett das eine Ohr aufgeschlitzt hatte. Es schien wirklich, als fühle der Hund, daß er auch in diesem Gefecht sich eine Auszeichnung erworben habe, so gesetzt marschirte er einher, und ließ sich später seine Wunde von einem Zuaven ruhig verbinden, ohne nur den mindesten Schmerz dabei zu äußern. Einige sechzig bis siebzig russische Soldaten hatten unsere Truppen bei dieser Gelegenheit gefangen genommen, und da ich damals noch nicht so viele Russen gesehen hatte, wie jetzt der Fall, so interessirte es mich, dieselben näher zu betrachten. Es waren meist mittelgroße, nicht sehr kräftig aussehende Menschen mit breiten, häßlichen Gesichtern, die sich fast bei Allen so sehr glichen, daß man kaum einen Unterschied wahrnehmen konnte.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_041.jpg&oldid=- (Version vom 14.3.2022)