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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

Die Versöhnung Friedrichs II. mit seinem Vater.




und in der ganzen Nachbarschaft keinen Freund mehr, der ihr seinen Rath gegeben hätte: Herr Egelmann hatte ganz Recht, Alles hatte sich, seit der furchtbare geheime Verdacht auf ihr ruhte, von der „schrecklichen Frau“, wie sie allgemein in der Gegend hieß, zurückgezogen.

Da kam ihr noch an demselben Tage ein Beistand, auf den sie nicht gerechnet hatte. Der Oberamtmann Siebeling mit Frau und Tochter machte ihr seinen Besuch. Er hatte durch den heimkehrenden Schäfer gehört, welcher Unfall dem Nachbar zugestoßen war und sich durch den dringenden Wunsch seiner Gattin bestimmen lassen, die beschlossene Visite gleich heute auszuführen. Der Eindruck, welchen Frau von Dießbach in ihrer einfachen und ruhigen Erscheinung auf den ehrlichen Mann, dessen offene Seele keine Beobachtungsgabe besaß, machte, war durchaus kein unangenehmer: nach seinen Begriffen konnte sie so nicht sein, wenn dies böse Gerede wahr gewesen wäre, und je mehr sie ihm leid that, desto unwilliger wurde er auf das alte Weib, wie er seinen Egelmann titulirte, dem er der Verläumdung wegen alle Freundschaft, ja allen Verkehr aufkündigte. Mit einer wahren Herzlichkeit bot er der Dame, wenn sie in der Verwaltung ihres Gutes etwa Rath brauche, seinen Beistand an, und dies freundliche Entgegenkommen, dessen sich die Geächtete – sie wußte wohl, daß sie es in der Gesellschaft

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 567. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_567.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)