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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

726, und wir waren geschlagen und ärgerten uns wüthend, denn wir hatten die Damen verloren.

Am nächsten Tage gaben wir uns daher, wie man sich denken kann, noch einmal so viel Mühe. Es kommt bei der Tauben­jagd wesentlich darauf an, daß man dem Flug die Spitze abge­winnt, wenn dieser sich auf die Nahrung stürzt, denn hierbei drän­gen sich die Vögel alle nach vorn, und schießt man dann in sie hinein, so kann man sie dutzendweise tödten. Ich beobachtete dies vielfach und sah auch, daß die jungen Tauben so sorglos waren, daß sie sich gar nicht vor mir scheuten, ja selbst, als ich in sie hin­eingeschossen hatte, arglos weiterdrangen. Da konnte ich mich nicht länger halten, ich stieg auf mein Pferd und ritt in sie hin­ein, wobei denn natürlich rechts und links ein furchtbares Blut­bad unter ihnen entstand.

Stolz auf diesen Sieg, raffte ich meine Beute zusammen und begab mich zu meinen Gefährten, und wir waren sämmtlich unge­mein erfreut, als wir 800 Vögel zählten. Aber, o Schmach! Wieder wurden wir geschlagen, unsere Gegner hatten 100 mehr.

Meine Genossen geriethen außer sich. Die Damen waren abermals für uns verloren und wir hatten Hohn und Spott zu ernten. Das konnte nicht länger ertragen werden. Etwas mußte geschehen, unsere Ehre zu retten. Aber was? Das war die große Frage. Unsere Gegner waren bessere Schützen als wir, das lag am Tage. Uns konnte daher nur List helfen. Eine solche fiel mir bei. In Corington, das nur wenig Stunden von der Farm entfernt lag, hatte ich Berghaubitzen gesehen. Wenn wir uns eine solche verschaffen und aus der Ferne schießen konnten, waren wir im Stande, die Tauben massenweise zu erlegen,

Das leuchtete Allen ein und sie beauftragten mich, die Hau­bitze zu schaffen. Ich schickte einen Boten ab, und am nächsten Tage waren wir, noch ehe es Mittag wurde, im Besitz der Hau­bitze, die uns heimlich nachgeschafft wurde. Diese luden wir mit Schrot, und jeder Schuß brachte uns Massen Vögel zu; einmal fielen 123 auf einen Schuß. Jetzt waren wir unsers Sieges ge­wiß, aber als die erste Freude über diesen vorüber war, kam uns ein neues Bedenken. Für heute half uns unsere List, denn für uns acht Schützen konnten wir stehen, daß keiner unser Geheimniß verrathen würde. Wie aber sollte es am nächsten Tage werden, nachdem die Damen uns begleitet hatten? Würden sie schweigen können? Darauf war nicht zu rechnen. Wir beschlossen daher, zu einer zweiten List unsere Zuflucht zu nehmen und ein Depot von Tauben anzulegen. Demgemäß ließen wir 1500 Vögel bei einem Squatter und stellten auch unsere Haubitze dahin, um uns ihrer im Nothfall bedienen zu können. Sonst wollten wir nur unsere Gewehre gebrauchen.

Als wir nach Hause kamen, fanden wir, daß unsere Gegner ein gut Stück Arbeit gethan hatten, sie wurden aber doch von uns um hundert geschlagen. Die Damen gehörten uns.

Und so blieb es bis zu Ende der Jagd. Die Andern zer­brachen sich den Kopf, wie wir sie mit einem Male so glücklich aus dem Felde schlugen, denn sie waren alte Schützen und konnten nicht begreifen, daß wir das Ding so schnell gelernt haben sollten.

Mitunter sprachen sie zwar von dem lauten Wiederhall im Walde, den sie gehört hatten, meinten aber, es müsse entweder Donner oder unterirdisches Getöse gewesen sein.

Man kann sich denken, wie wir uns dabei vergnügten und nachher, wenn wir unter uns waren, darüber lachten. Unser Ge­heimniß hielt glücklich bis zu Ende der Jagdparthie vor, und als es dann laut wurde, gab es natürlich wieder neuen Stoff zum Lachen für uns und zum Aerger für die Gegenpartei, und noch oft konnten wir nachher unsern Freunden von der Taubenjagd mit Haubitzen erzählen.




Blätter und Blüthen.

Literarisches. Die Herren Autoren dürfen von jetzt ab ruhig der Zukunft entgegensehen, wo für Alles Rath geschafft wird, wird auch von nun an für „liegengebliebene Manuscripte“ gesorgt werden. In Frankfurt a. M. ist unter der firma: „Mercur, Commissions-Bureau für Geistesprodukte“ ein Geschäft gegründet worden, dessen alleiniger Zweck es ist, die Manuscripte der Autoren oder auch neue Ideen zu später zu schreibenden Manuscripten an den Mann, d. h. an den Verleger zu bringen. Ein Herr Bernh. Cardini ist Besitzer, Held, Procurent. – Inzwischen scheint es an unternehmungslustigen Verlegern noch nicht zu mangeln. Jedes Börsenblatt bringt Ankündigungen größerer wissenschaftlicher Neuigkeiten, und auch die schöne Literatur ist nicht unvertreten. von Freitag wird in einigen Tagen ein dreibändiger Roman: Soll und Haben erscheinen; von Kompert eine zweibändige Erzählung: Am Pfluge; von der deutschen Romanbibliothek die zweite Abtheilung, wozu Kürnberger einen Roman liefert: Der Amerika-Müde, der dem Agentur-Humbug in Deutschland einen Damm setzen soll; von Ludw. Storch eine Auswahl seiner besten Schriften. Auch eine neue Vierteljahrsschrift unter dem Titel: Europäische Chronik ist angekündigt und zwar von Dr. Buddeus, der plötzlich unter die Publizisten gegangen ist. – Leser, welche sich für naturwissenschaftliche Fragen interessiren, machen wir schließlich auf das jüngst erschienene Schriftchen von Carl Vogt: „Köhlerglaube und Wissenschaft“ aufmerksam, das in geistreicher Weise die beiden Fragen über die Abstammung der Menschen von einem Paare und über die Natur der Seele behandelt.


Erklärung.

Da der mit B. oder Bock unterzeichnete Verfasser der Aufsätze „vom Baue des menschlichen Körpers,“ der „Gesundheitsregeln“ und der „Bausteine zu einer naturgemäßen Selbstheillehre“ öfters in Folge dieser Aufsätze brieflich um ärztlichen Rath angegangen wird, so sieht sich derselbe hierdurch veranlaßt, zu erklären, daß nur gewissenlose oder unwissende Aerzte und Charlatane einem Kranken ärztlichen Rath ertheilen ohne denselben gesehen und genau untersucht zu haben. Deshalb bittet also der Verf. die Leser, ihm keine Fragen über specielle Krankheitsfälle brieflich vorlegen zu wollen.

Bock 


Allgemeiner Briefkasten.

Gedichte. E. Naw. in D. Poetisch gedacht und zur größern Hälfte auch gut ausgeführt, der Schluß aber matt. – Usb. in Halle. Ein Gedicht auf den 1. Mai, was Sie mit 5 ß honorirt wünschen. Wir finden Ihr Verlangen eben so natürlich, wie Sie es begreiflich finden werden, daß wir diese Frühlingsgabe weder honoriren noch abdrucken. – Vict. R. in Hamburg. Danke freundlichst, können aber keine Gebrauch davon machen. – K. Ch. in S–d–n. Das letzte der gesandten Gedichte ist vortrefflich und wird nächstens zum Abdruck kommen. – Bei dieser Gelegenheit bittet die unterzeichnete Redaktion die Herren Einsender von Gedichten dringend, Abschriften von ihren Poesien zu nehmen, da sie sich mit der Rücksendung einzelner Gedichte nicht befassen kann.

J. M. in Frankfurt a. M. Sie haben sich lediglich an diejenige Buchhandlung zu halten, in der Sie die Gartenlaube bestellt und bezahlt haben.

Eng. in B–x. Bedauern sehr, Ihnen nicht mehr dienen zu können. Der Verfasser des Gemüse-Artikels ist leider inzwischen gestorben, und wir selbst wissen nicht, wo sich die beiden Fabriken befinden und ob das Geheimniß durch Bücher veröffentlicht worden ist.

Z. Z. in Breslau. Ohne Namensnennung des Verfassers oder Einsenders können wir keinen Artikel aufnehmen.

R. in P–. „Die Vision.“ Gut geschrieben, à la Jean Paul und mit sittlich-tendenziöser Pointe, aber doch nicht passend für unser Blatt.

D. Redakt. 

Nicht zu übersehen!

Der Festtage halber sehen wir uns veranlaßt, die Gartenlaube nächste Woche nicht erscheinen zu lassen und wird demnach Nr. 16 am 20. April ausgegeben werden.


Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_204.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)