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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

Franks mitbegriffen sind) wurde von dem armenischen Hofjuwelier Meguirditsch Melconian geschliffen und gefaßt, der persönlich die Desseins dazu entwarf. Am 10. August fand die Hochzeit selbst statt. Die dabei stattfindende Prozession in Constantinopel war so prächtig und lang, daß man in der Gartenlaube gar keinen Platz dafür finden würde.

Nur noch ein Wort über die junge, nach unsern Begriffen noch kindliche Braut, deren Portrait wir hier beifügen. Auch der Umstand, daß man ein Portrait von einem türkischen Gesichte geben kann, ist schon ein gewaltiges Reformzeichen. Portraits, Statuen und gemalte Menschen waren in der Türkei bisher religiös verboten. Man sagte: „male keinen Menschen, sonst verlangt er eine Seele von Dir“ (das gilt auch von vielen Bildern auf unsern Ausstellungen, die ohne Seele und Geist blos als beölte Leinwand dahängen). Was das Portrait Fatime’s betrifft, so entwarf es ein Engländer, der sie einige Male zu sehen bekam, und schickte sein Bild durch einen Franzosen, De Biller Frangueux, nach England, wo es in der hier gegebenen Form im „London Journal“ erschien. Man sieht, daß das Gesicht ein kluges, schönes, ernstes Portrait von ächt abendländischem Ausdruck ist, so daß man wohl annehmen kann, der kühne Maler habe sie im Wesentlichen getroffen. Jedenfalls hat es unter den angegebenen Verhältnissen und als erstes hierher gekommenes weibliches Portrait einer türkischen Dame mehr als ein oberflächliches Interesse.




Von der Haut des menschlichen Körpers.
Die äußere Haut.


Die äußere Oberfläche des menschlichen Körpers ist von einer weichen, aber trotzdem festen Haut überzogen, welche die allgemeine Bedeckung oder die äußere Haut, auch wohl Haut schlechtweg genannt wird. Es dient nun aber diese, aus drei über einander liegenden Schichten bestehende Bedeckung nicht etwa blos zum Schutze für die innern Theile unseres Körpers, sondern sie ist gleichzeitig auch ein Sinnesorgan, nämlich das Tastorgan, so wie sie ferner noch als ein Apparat zur Blutreinigung verwendet wird. Wir finden deshalb in der Haut sehr zahlreiche Empfindungsnerven und Blutgefäße, sowie eine große Menge von Drüschen, von denen die einen Schweiß, die andern Hauttalg absondern, abgesehen von den vielen Säckchen, in denen die Haare wurzeln. Nicht an allen Theilen des Körpers besitzt aber die Haut ganz dieselben Eigenschaften, denn an manchen Stellen ist sie dick, an andern dünn; hier ist sie reich an Schweißdrüsen, an Haaren oder Talgdrüsen, dort enthält sie wenig von solchen Organen; diese Hautparthie hat eine sehr große Empfindlichkeit, jene dagegen ist in weit geringerm Grade empfindlich. Außerdem zeigt die Haut auch bei verschiedenen Personen und Nationen noch manche Verschiedenheiten, doch sind diese, bis auf die Farbe, ohne große Bedeutung. – Unter den drei Hautschichten, von denen eine jede anders als die andere gebaut ist, hat die mittlere (die Lederhaut) die größte Wichtigkeit, denn sie bildet die eigentliche Grundlage der allgemeinen Bedeckung und enthält alle für die Hautthätigkeit unentbehrlichen Organe, während die obere (die Oberhaut) und untere Schicht (die Fetthaut) hauptsächlich nur zum Schutze der mittlern vorhanden sind. Die Produkte der Lederhaut sind: Haare, Nägel, Oberhaut, Schweiß, Hautdunst und Hauttalg.

Die Lederhaut (d), die mittelste der drei Hautschichten, ist eine derbe, etwas elastische und vorzugsweise aus Zell- oder Bindegewebe gebildete, sehr gefäß- und nervenreiche, röthliche Haut, welche in ihrer tiefern Portion (Netzschicht) lockerer, in der oberen dagegen dichter gewebt und hier mit zahlreichen Wärzchen besetzt ist (deshalb Wärzchenschicht). Diese an der Oberfläche der Lederhaut hervorspringenden Haut- oder Gefühls-Wärzchen (e) stellen kleine, kegel- oder warzenförmige Erhabenheiten dar, welche hinsichtlich ihrer Form, Anzahl und Stellung an den verschiedenen Körperstellen große Verschiedenheiten zeigen. Am zahlreichsten finden sie sich in der Handfläche und Fußsohle, an den Finger- und Zehenspitzen; hier haben sie auch die größte Länge. Dem Bindegewebe, dessen netzförmig verwebte Bündel die Grundlage der Lederhaut bilden, sind stets noch elastische Fasern, sowie an manchen Stellen glatte Muskelfasern beigemischt, auch finden sich in den Räumen der Netzschicht zahlreiche Fettzellen eingelagert. Die zahlreichen Blutgefäße der Lederhaut verbreiten sich von der untern nach der obern Schicht, umspinnen die Fettzellen und Haarbälge, die Schweiß- und Talgdrüsen und dringen endlich in die Wärzchen ein, wo sie Schlingen bilden. Auch sehr zahlreiche Lymphgefäße besitzt die Lederhaut und von Nerven enthält diese eine solche Menge, daß sie als das nervenreichste und deshalb empfindlichste Gebilde des menschlichen Körpers bezeichnet werden kann. Diese Nerven verbreiten sich vorzugsweise in der obern Hautschicht und bilden in den Wärzchen (in denen Manche noch besondere Tastkörperchen entdeckt zu haben glauben) Endschlingen, um dadurch die Haut zum Tasten zu befähigen. – In chemischer Beziehung zeigt die Lederhaut dieselben Eigenschaften wie das Zellgewebe, sie löst sich nämlich in kochendem Wasser zu Leim auf; sie fault schwer und nach Zusatz von Gerbsäure haltenden Pflanzenstoffen (d. i. die Bereitung von Leder durch Gerben) gar nicht.

Die Oberhaut, Epidermis (a b c), welche überall die freie Oberfläche der Lederhaut mit ihren Vertiefungen und Erhabenheiten überkleidet, ist ganz gefäß- und nervenlos und nur aus Zellen gebildet. Sie besteht aus zwei, ziemlich scharf von einander getrennten Schichten, von denen die unterste, jüngste, unmittelbar an die Lederhaut, von deren Blutgefäßen sie erzeugt wird, stößt und Schleimschicht (b) genannt wird, während die obere und ältere die Hornschicht (a) heißt. Die erstere besteht nur aus kleinen, mit Flüssigkeit prall gefüllten rundlichen oder länglichen, nach der Hornschicht zu glatt und eckig werdenden, kernhaltigen Bläschen (Epidermiszellen); die letztere wird aus Schichten vier-, fünf- bis sechseckiger Hornplättchen zusammengesetzt, welche allmälig durch das Plattwerden und Verhornen der Epidermiszellen entstanden sind. Die obersten, ältesten Plättchen der Hornschicht stoßen sich fortwährend los und so können dann die jüngern untern immerfort nachrücken. Bei Verbrennungen und der Anwendung spanischen Fliegenpflasters erhebt sich die Oberhaut in Gestalt von Blasen, die mit Flüssigkeit erfüllt sind; entfernt man diese Blasen, so liegt die Lederhaut bloß. Bei manchen Hautkrankheiten, besonders beim Scharlach und bei den Masern, stößt sich die Oberhaut in größern oder kleinern Stückchen los und manche Thiere (Schlangen, Raupen) werfen periodisch ihre ganze Oberhaut ab. – Die Färbung der Haut (Teint) hat ihren Sitz vorzugsweise in der Oberhaut und hauptsächlich in der Schleimschicht (c), wo der Farbestoff in den Zellen um den Kern herum lagert. Beim Weißen ist die Hornschicht durchscheinend und farblos oder schwach gelblich, die Schleimschicht gelblich oder bräunlich, an einzelnen Stellen aber auch schwärzlichbraun. Bei farbigen Menschenstämmen ist es ebenfalls nur die Oberhaut, welche gefärbt ist, während die Lederhaut sich ganz wie bei weißen Menschen verhält; nur ist der Farbstoff hier viel dunkler und ausgebreiteter. – Die Dicke der Oberhaut ist an verschiedenen Körperstellen sehr verschieden, was besonders von der wechselnden Stärke der Hornschicht abhängt; am dicksten ist sie an der Fußsohle (3/4–11/3‴) und Hohlhand (1/31/2‴), am dünnsten am Kinn, Wange, Stirn und Augenlide (1/251/50‴). – Die Oberhaut ist weich, biegsam, wenig elastisch, sehr fest und schwer durchdringlich, so daß die Hornschicht tropfbare Flüssigkeiten (die nicht chemisch auf ihr Gewebe einwirken, wie Mineralsäuren und ätzende Alkalien) durchaus nicht durch sich hindurchdringen läßt, wohl aber dunstförmige und sich leichter verflüchtigende Substanzen (Alcohol, Aether, Essigsäure, Ammoniak) aufnimmt oder abgiebt (Hautdunst). Der hauptsächlichste Nutzen der Epidermis ist deshalb auch, daß sie der äußern, an Papillen, Nerven und Gefäßen reichen Schicht der Lederhaut als schützender Ueberzug dient und zugleich den Durchtritt von Flüssigkeit (von außen und innen), von Luft, Wärme und Kälte, vielleicht auch von elektrischen Strömungen verhindert.

Die Fetthaut, das fetthaltige Unterhautzellgewebe

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_527.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)