Seite:Die Gartenlaube (1854) 271.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

diese Thätigkeit gewesen.

Zuerst bildet das Meer vor Sebastopol einen großen Busen, aus welchem sich östlich eine ziemlich enge Meereszunge in’s Land hineinzieht. Aus dieser zweigt sich der eigentliche Hafen südlich ab. An beiden Seiten desselben steigen Stadt, Docks, Kasernen u. s. w. in die Höhe und gewähren vom Wasser aus einen ziemlich imposanten Anblick. Der Haupttheil der Stadt liegt an der westlichen Seite des Hafens, der hier mit dem Haupteinschnitt einen Winkel bildet. Der enge lange Haupthafen ist auf beiden Seiten ziemlich fett mit Batterien, Forts und Kanonenperlenreihen gespickt. Fahren wir auf der südlichen Seite herein, sehen uns zuerst zwei Batterien zwischen der Krouglaia- und Streletschkaia-Bai mit vielen hohlen Augen an. Eine kleine Strecke weiter sehen sich 51 Kanonen um, ob’s nichts für sie zu thun gäbe, da sie im Uebrigen blos die Quarantainebatterie bilden. Gleich darauf wohnen 84 Kanonen in zwei Etagen in sichern Räumen und dahinter als specielle Stadtwache an beiden Enden einer mit Schießlöchern versehenen Mauer 100 Kanonen. Kaum haben wir diese Wächter im Rücken, tritt uns breit und hoch sich bis an die Spitze, welche den eigentlichen Hafen mit dem Haupthafen bildet, den Hauptlandungsplatz, ausdehnend, das Fort Nikolas entgegen, in welchem 192 Kanonen in drei Etagen feste Anstellung gefunden haben. Ihm gegenüber erhebt sich auf einem Vorsprunge eine Gesellschaft von 80 Kanonen bis in’s dritte Stockwerk, welche die Bestimmung haben, den sehr engen Tugendpfad in den eigentlichen Hafen und zur Stadt sehr eifrig mit Dornen zu bestreuen. Die andere Seite der Stadt, fast nur aus Docks, Kasernen, Werften und Regierungsanstalten für die Marine bestehend, wird gegen den größeren Hafen noch durch eine starke Batterie geschützt. Von der andern Seite desselben werden die südlichen Kanonengesellschaften noch von sechs Hauptbatterien unterstützt, unter denen die doppelte Batterie mit 34, und vorn auf einem Vorsprunge am Eingange des größern Hafens das Konstantin-Fort mit 104 Kanonen die hauptsächlichsten sind.

Das Alles sieht, besonders wenn man in einer deutschen Gartenlaube sitzt, auch ohne Pulverdampf und tausendweise im Wasser oder in der Luft ihre Gruft findende Leichen fürchterlich aus, zumal, wenn die ganze Ausdehnung des Hafens Abends von den beiden Inkermann-Leuchtthürmen, die ihr Licht über sechs deutsche Meilen weit in’s Meer hinaus senden, erleuchtet wird; aber der Engländer Oliphant, der sich in der Verkleidung eines deutschen Bauern (deren viele um Sebastopol herum die ehemalige Kornkammer Constantinopels, die Krimm, alle Jahre füllen helfen)

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_271.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)