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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

bessere Zustände herbeizuführen, größere Einheit, mächtigere Kraftentwickelung gegenüber dem Auslande. Er war einer der deutschen Souveraine, welche am Festesten am Bündniß hielten; er war der thätigste Theilnehmer, der Führer der patriotischen Fürstenpartei bis zu jenem Fürstencongreß in Berlin, den er selbst hervorgerufen und auf welchem von den Regierenden selbst der letzte Versuch gemacht wurde, den alten Bundestag zu vermeiden und den Grund zu legen zu einem festen deutschen Staatsbau. Er war damals der Feuergeist, welcher, als Sprecher der Fürsten, der patriotischen und hohen Gesinnung, die außer ihm die Großherzöge von Oldenburg und Weimar, der ritterliche Herzog von Braunschweig und andere kundgaben, Ausdruck und Form gab. Vieles Charakteristische erzählt man sich in seiner Umgebung über sein damaliges Auftreten gegen die lauten und heimlichen Feinde der Fürstenunion. Aber was der Herzog gewollt hatte für Deutschland und für Preußen, das war durch die russischen Drohungen und die preußische Regierung selbst vereitelt worden, und wohl hätte der Herzog manchen persönlichen Grund gehabt, sich selbst für verletzt zu halten und von der politischen Thätigkeit zum Vortheil einer Regierung zurückzuziehen, welche selbst ihren Vortheil so wenig verstand. Daß er Dies nicht that, daß er fortwährend treu zu Preußen hielt, das ist sein großes staatsmännisches Verdienst. Soweit sich aus der Ferne seine Ansichten beurtheilen lassen, wurzelt in ihm die feste Ueberzeugung, daß das preußische Volk und sein Staat bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands die einzige Macht ist, von welcher große und dauernde Kraftanstrengungen für Gestaltung einer bessern deutschen Zukunft zu erwarten sind. Seine Thätigkeit in diesem Jahre zeigt, daß alle Schwächen und die zahlreichen Fehler der gegenwärtigen preußischen Regierung diese Ueberzeugung in ihm nicht erschüttert haben. Denn kaum war die Weltlage wieder so geworden, daß sich über alles Erwarten hinaus Vortheile für Deutschland aus der Konstellation hoffen ließen, so trat der Herzog wieder mit Vorstellungen und Mahnungen an die Lenker des preußischen Staats hervor. Mit leidenschaftlicher Begeisterung erscheint er gegenwärtig thätig, einen Anschluß der beiden Großmächte Deutschlands an den Westen herbeizuführen.

Gewiß hat er die Ansicht, daß die großen Verwickelungen, welche über Europa hereingebrochen sind, auch unerwartete Veränderungen in Deutschland herbeiführen müssen. Es ist ihm sicher nicht verborgen, daß die nächste große Katastrophe, wenn sie überhaupt eintritt, die Verhältnisse mancher souverainen Fürsten wesentlich umgestalten würde, und es gehört eine nicht gewöhnliche Selbstverleugnung dazu, wenn er trotzdem für das allgemeine deutsche Interesse arbeitet. Gegner und unverständige Lobredner haben in persönlichem Ehrgeiz das Motiv seiner jüngsten politischen Thätigkeit gesucht. Es ist anzunehmen, daß der Herzog Ehrgeiz besitzt, sicher aber nicht den kleinen Ehrgeiz, für sich selbst Etwas aus den Trümmern der alten Verhältnisse zu erbeuten; denn hätte er solche Hintergedanken, so würde sein rücksichtsloses, Hausinteressen und Regentenansichten wenig schonendes Vorgehen im höchsten Grade unpolitisch gewesen sein, weil es mehr geeignet war, ihm diplomatische Gegner, als Freunde zu machen. Wohl aber ist sein Ehrgeiz der einer tüchtigen und edlen Natur, welche das kleinere Interesse vergißt über dem höchsten Interesse des deutschen Vaterlandes. Es ist der Ehrgeiz, welchen jeder Patriot haben muß, den seine edle Natur und sein für alle idealen Gefühle empfänglicher Geist in vorzüglichem Grade ausgebildet hat, zu arbeiten, rastlos thätig zu sein und vorwärts zu treiben für ein großes, der höchsten Einsätze würdiges Ziel, für Deutschland selbst. Auf der andern Seite soll man aber auch nicht vergessen, daß der Herzog ein deutscher Fürst ist und den Stolz eines Fürsten hat, mit großen Mitteln und, so viel als möglich, durch eigene Kraft das Gute zu fördern. Politische Feinde und abgeschmackte Lobredner haben ihn hie und da zu schildern versucht als einen Demagogen, der gegen die Interessen seines Standes es nicht verschmähe, um die launische Volksgunst zu werben. Wer den Herzog persönlich kennt, weiß, daß bei seiner großen politischen Freisinnigkeit – dies Wort im besten Sinne gefaßt – doch auch ein starkes Gefühl von deutscher Fürstenehre und Größe in ihm lebt, daß er zwar oft veranlaßt ist, als Staatsmann für seine Zwecke Propaganda zu machen, aber dabei ein lebendiges Gefühl der Verachtung gegen Das empfindet, was man eine wohlfeile Popularität nennt. Er unterscheidet sich von manchem andern Souverain gerade dadurch, daß er Beruf und Pflicht eines deutschen Fürsten in der Gegenwart höher und größer auffaßt, und daß er, der durch seine Bildung, seine Familienverbindungen und eigene Anschauung die größten Staatsverhältnisse der Welt näher kennen gelernt hat, wahrscheinlich seine eigene Bedeutung als regierender Fürst in einer größern oder kleinern Landschaft Deutschlands nicht so hoch anschlägt, als andere Souveraine die ihrige. Ja es ist wohl möglich, obgleich auch seine nähere Umgebung darüber aus seinem Munde Nichts erfahren wird, daß er, der deutsche Regent, gerade das politische Scheinleben der Klein- und Mittelstaaten und ihre inneren Leiden so gründlich kennen gelernt hat. daß ihm die Regierung einer solchen Parcelle, gleichviel ob sie Königreich oder Herzogthum heißt, nicht als ein des höchsten Strebens würdiges Ziel erscheint.

So ist in flüchtigen Strichen der Charakter und das Wesen des liebenswürdigen Fürsten gezeichnet, welcher mehr als ein anderer das Prädicat „der Deutsche“ verdient. Ein bekannter Staatsmann gab als summirendes Urtheil über ihn den Ausspruch: „Er ist ein Kind seiner Zeit und kann daher vor den übrigen regierenden Fürsten in dem Sinne seiner Zeit handeln.“

Sie haben, lieber Freund, von einem Maler ein Bild verlangt; ich habe das Portrait in warmer Sommerbeleuchtung gemalt, mit der Liebe und Verehrung, welche ich auch in der Ferne für den Herzog empfinde. Ich hoffe, es wird Ihnen nicht nur den Eindruck machen, daß es einen warmen Ton hat, sondern auch, daß es Nichts als die Wahrheit enthält.




Bausteine zu einer naturgemäßen Selbstheillehre.
Stärkungsmittel.

Die falschesten Ansichten herrschen, bei Laien wie bei Aerzten, über die Stärkung unseres Körpers, zumal des kranken, geschwächten Körpers. Denn nicht ein einziges der gerühmten Stärkungsmittel, wie China, Eisen, Wein, Mineral- und Seebad, isländisches und Caraghenmoos, Sago, Arrow-Root, Revalenta u. s. w. stärkt und es giebt, trotz dem daß unsere Arzneimittellehren von herz-, magen- und nervenstärkenden Mitteln wimmeln, doch keine Stärkungsmittel in der Apotheke. Nur durch Hebung des Stoffwechsels läßt sich der Körper kräftigen und stärken (s. Gartenlaube Nr. 9). Es müssen deshalb die Bestandtheile des Körpers, vorzugsweise aber die des Muskel- und Nervensystems, theils richtig ernährt, theils durch zweckmäßige Abwechselung im Ruhen und Thätigkeit gehörig geübt und ausgebildet werden.

Eine richtige Ernährung unserer Körperbestandtheile ist aber nur dann zu ermöglichen, wenn dem Blute die Stoffe durch die Nahrungmittel zugeführt werden, aus denen unser Körper zusammengesetzt ist (s. Gartenlaube Jahrg. I. Nr. 32) und die hauptsächlichsten Stärkungsmittel sind deshalb passende Nahrungsstoffe (s. Gartenlaube Jahrg. I. Nr. 39). Unter diesen steht aber Blut, Milch (s. Gartenlaube Nr. 12), Ei, Fleisch und Fleischsaft (s. Gartenlaube Nr. 21) obenan, alle anderen Nahrungsmittel sind von geringerem Werthe, ja Sago, Arrow-Root, Revalenta, isländisches und Caraghenmoos können sogar nur als schlechte Nahrungstoffe, niemals aber als Stärkungsmittel angesehen werden, da sie fast blos stickstofflose Substanzen (Stärke, Pflanzenschleim) enthalten. Ebenso würden auch Austern für sich keine stärkende Nahrung abgeben, da sie blos aus Eiweiß bestehen. Stets ist übrigens neben kräftiger Nahrung auch die gehörige Menge Wasser und Kochsalz dem Körper zuzuführen. – Außer den Nahrungsstoffen verlangt nun aber das Blut auch noch die gehörige Menge Sauerstoff, wenn es richtig beschaffen sein und ernähren soll, sowie es ferner noch fortwährend von seinen schlechten Bestandtheilen befreit werden muß. Demnach würde die

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_267.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)