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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

Preis eines Schlüssels zur Bethlehems-Kirche von Jerusalem (dem früher angeblichen ersten Werkzeuge, das den Janustempel des europäischen Friedens schloß) herausgeben. Die andern kleinern Trabanten von Malta sind ebenfalls gut verbarrikadirt, so daß Engländer und Franzosen, jetzt im Verein – die Jahrhunderte lang sich bekämpfenden Feinde – eines festen Haltes in ihren Operationen zur Lösung der orientalischen Frage – vorläufig, wie es scheint, einer sehr Ruhe störenden Kanonenlösung – sicher sind. Malta ist das Depot und der Fels dieser Operationen.

Der größere der beiden Hafen ist einer der besten in der Welt. Er erstreckt sich östlich von la Valetta, etwa 3400 Yards lang und am Eingange 400 Yards breit und sonst im Durchschnitt von einer Breite von 450 bis 700 Yards. Das Wasser ist überall so tief, daß die größten Kriegsschiffe dicht unter den Bastionen von la Valetta Anker werfen können.

Malta.

Die beigefügte Zeichnung ist von einem englischen Maler an Ort und Stelle aus bedeutender Entfernung entworfen worden. Die klare Luft hindert auch in großer Ferne ein gutes Auge nicht, Festungswerke, Stadt, Schiffe und Gestadegrenzen in deutlichen Umrissen zu erkennen.

Natur- und Menschenleben auf der Insel bieten nichts besonders Anziehendes, da ersteres trotz der warmen lachenden Sonne durch Felsen, letzteres durch soldatische Etikette immer trocken gehalten wird. Als Hauptflottenstation bietet die Insel nur im Hafen großartige Scenen, die freilich nicht das Gefühl des Nützlichen, Produktiven und der Civilisation erwecken, wie die Häfen der Handelswelt. Es ist und bleibt peinlich, civilisirte Völker barbarischer Verhältnisse wegen so ernstlich mit Schießgewehren spielen zu sehen.




Kriegerleben in Algerien.
Von Julius v. Wickede.

Es war jetzt kaum eine Viertelstunde vergangen, daß die Chasseurs bei den ermordeten Grenadieren angekommen waren und trotz Hitze und Ermüdung, wollten sie sich eben mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte anstrengen, die Spuren der Mörder zu verfolgen, um diese wo möglich noch einzuholen, als wieder ein Trupp Spahis in vollem Lauf ihrer Rosse angesprengt kam. Sie brachten eine versiegelte Meldung von dem Brigadegeneral, der den nächsten französischen Posten befehligte, und auch schon von dem Ueberfall unterrichtet war, an den Commandanten der Chasseurs, dem sie zugleich auch zur weiteren Verfügung gestellt wurden. Es war in dem Briefe ein förmlicher Operationsplan enthalten, um während der Nacht womöglich den feindlichen Kabylentrupp zu umzingeln und zu vernichten, zugleich aber auch der Befehl, daß die Chasseurs bis auf Weiteres hier lagern und während dieser Zeit die ermordeten Grenadiere möglichst sorgsam begraben sollten. So mußte denn der Durst nach Rache vorläufig noch aufgeschoben werden, was manchem gar zu ungeduldigen Chasseur gar nicht recht scheinen wollte, obgleich sie dadurch Hoffnung hatten, dieselbe auf sichere Weise befriedigen zu können. Mit regem Eifer machten die braven Bursche sich nun daran, mittelst ihrer Hirschfänger und einiger Feldbeile und Grabscheite, welche die Spahis mitgebracht hatten, eine weite Grube zu graben und da viele fleißige Hände sich dabei regten, so ward dieselbe noch vor dem bald einbrechenden Abend beendet. Sorgsam mit grünen Palmenblättern

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)