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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

Simo-, Ptero- und Dinosaurier; Labyrinthodonten). Neben den Amphibien existirten noch Knochenfische, viel Muscheln und Schnecken, Ammoniten und Belemniten. Polypein (mit Korallenstöcken), Haar- und Seesterne u. s. w. – In der Triasgruppe zeichnen sich langschwänzige Krebse, die Enaliosaurier und Labyrinthodonten aus. Im Jura finden sich Korallenpolypen, viele Muscheln und Schnecken, freie Seesterne und Seeigel, Tintenfische, Belemniten und Ammoniten, Krebse, Ichthyosaurier, Plesiosaurier und Pterosaurier. In der Kreidegruppe, in welcher zuerst Weiden, Birken und Nadelhölzer auftreten, zeigen sich ächte Knochenfische, Krokodile, Eidechsen und Schildkröten.


III. Die oberste oder dritte sedimentäre Schicht, tertiäre Flötzformation, oder die Periode der Säugethierorganisation und Sandgebirge, besteht hauptsächlich aus Sandsteinen, Thonflötzen, Braunkohlen, Mergel und Molasse. Die Gesteinsarten bilden hier drei Schichten:

1) Die unterste Tertiärschicht (Eocen-Formation), im Pariser und Londoner Becken, aus Nummulitengesteinen und sogenannten Flysch, enthält Thon und Sand mit einigen Braunkohlen-Ablagerungen, mit Bernstein, Erdöl und Erdpech, Grobkalk.
2) Die mittlere Tertiärschicht (Miocen-Formation), im Mainzer und Wiener Becken, aus den Molassenbildungen der Alpen und dem Hauptlager der norddeutschen Braunkohle (d. s. verkohlte Pflanzen, und zwar Palmen, Cypressen und Nadelhölzer). Der Bernstein ist das Harz dieser Waldbäume; eben daher stammt das Erdöl und Erdpech (Asphalt).
3) Die obere Tertiärschicht (Pliocen-Formation) oder Molassenformation, enthält viel Süßwasserkalk und als Reste von Infusorien den Tripel, das Bergmehl, Kieselguhr und den Polirschiefer. Man nennt die obere Gruppe auch die Tegelformation, die untere die subappenninischen Gebilde.

Die Pflanzen der Tertiärschicht gleichen so ziemlich denen, welche jetzt wachsen, nur giebt es weniger Arten von denselben, auch sind sie etwas einfacher gebaut. – Von Thieren giebt es jetzt, nachdem die Kohlensäure in der Atmosphäre durch die Pflanzen zum größten Theile entfernt worden ist, eine große Menge von Säugethieren. Im Meere herrschen Wallfische, Potfische, Delphine und Seekühe; ihnen schließen sich zwei ganz untergegangene wallfischähnliche Thiere, der Ziphius und das Metaxytherium, sowie die Robben und das Wallroß an, zu deren Familie auch das Zeuglodon oder Hydrarchos (eine Art von Wallfisch mit Seehundskopf), das Dinotherium und Toxodon gehören. Unter den Pflanzenfressern auf dem Lande zeichneten sich das elephantenartige Mastodon, das pferdeartige Hippotherium, colossale Elephanten und Nashörner aus. Außerdem finden sich jetzt Schlangen, sowie Frösche und Kröten (zum Theil ungeschwänzt). Die Reste eines Riesensalamanders dieser Zeit hielt man früher für die eines Menschen (des Sündfluthmenschen, Andrias Scheuchzeri). Von Vögeln kennt man besonders Falken, Eulen, Wasserhühner, Riesenstrauße.

Ueber diesen drei sedimentären Schichten folgt nun eine Lage von Sand, Kies, Gruß, Geröllen und Geschieben, mit etwas Lehm und Löß, welche aus den Schichtgesteinen hervorgegangen ist und sich mit Hülfe einer großen allgemeinen Ueberschwemmung (Diluvium) über die ganze oberste Tertiärschicht verbreitet haben soll, weshalb sie Diluvial-Formation, ausgeschwemmtes Land, Schwemmland der Vorzeit genannt wird. In dieser Erdschicht trifft man Reste von (diluvianischen) Thieren, die theils jetzt noch leben, wie Hirsche, Pferde, Ochsen, Nashörner, Flußpferde, Bären und Hyänen (in Höhlen), theils untergegangen sind, wie riesenhafte Katzen, das Mammuth, Mastodon und Mylodon. Das Klima muß zu jener Zeit überall auf der Erde ein höheres (tropisches) gewesen sein, wie die Pflanzen von damals beweisen. Erst später sank die Temperatur, wie und wodurch ist noch nicht erforscht, und es bildete sich der jetzt bestehende Zonenunterschied und mit diesem das Eis, welches die sogen. erratischen Phänomene (das Fortschaffen von Felsstücken nach entfernteren Gegenden d. s. die sogen. erratischen Blöcke oder Wander-Blöcke) hervorrief.

Ueber der Diluvialschicht befindet sich nun die oberste Lage unserer Erdrinde und auf dieser leben wir Menschen mit den uns bekannten Pflanzen und Thieren. Diese oberste Lage erhielt den Namen Alluvialschicht, Angeschwemmtes, Schwemmland der Jetztzeit, und besteht vorzugsweise aus lockern Massen, deren Bildung immer noch fortdauert. Zur Bildung des Alluviums tragen bei: Sand- und Schuttlager (Tuffe), abwechselnd mit Lehm- und Mergelschichten, sowie Reste von Infusorien (Trippel, Polirschiefer, Bergmehl); über diesen lagern Schichten verwitterter Pflanzen (Moorland, Torf als Wald-, Wiesen-, Haide- und Moostorf) und Ackererde. Diese Massen sind theils Anschwemmungen der Flüsse (Sand, Schlamm, Geschiebe und Gerölle) und Ablagerungen des Meeres (Sandbänke, Dünen), theils Niederschläge aus Wasser, besonders der Quellen, (Kalktuffe, Kieseltuffe, Raseneisenstein, Steinsalz, Asphalt), und Anhäufungen organischer Massen (Infusorienlager, Riffe, Koralleninseln, Torf). Das jüngste Gebilde des Alluviums ist die Dammerde, ein Gemenge von organischen und unorganischen Materien, hervorgegangen aus der Zertrümmerung und Verwitterung der verschiedenartigsten Gesteine und der Zersetzung organischer (pflanzlicher, thierischer und menschlicher) Substanzen. In den Alluvial-Gebilden hat man auch schon incrustirte Menschenknochen, sowie Produkte des menschlichen Kunstfleißes, wie Waffen, Werkzeuge, Geräthschaften etc. gefunden. Uebrigens spricht alles dafür, daß erst mit dem Eintritte der Alluvial-Formation das Erscheinen der Zonenunterschiede und des ersten Menschen auf der Erde stattfand. Dies geschah aber nach den Forschungen der Gelehrten vor etwa 70 bis 100 Tausend Jahren und nicht, wie die jüdische Aera will, vor 6000 Jahren.

(Ausführliches später.).
(B.) 




Blätter und Blüthen.

Brief aus Afrika von E. Vogel an Ritter Bunsen in London.Eduard Vogel reiste bekanntlich dem berühmten Forscher im Innern Afrika’s, Barth, durch die große Wüste Sahara zu Hülfe, um mit ihm weiter zu vollenden, was der Engländer Richardson und der Deutsche Overweg (welche beide ihrem Wissenstriebe zum Opfer fielen) und am meisten Barth selbst so wunderbar weit gefördert, daß Herr G. Petermann in London, aus dem gesammelten wissenschaftlichen Stoffe bereits eine brillante Karte von dem bisher völlig unbekannten Innern Afrika’s auf Kosten der englischen Regierung auszuführen im Stande war. Die Karte, welche das Innere Afrika’s etwa vom 5ten bis zum 18ten Grade nördlicher Breite um den großen, romantischen Tsad-See herum – bisher auf den Karten eine leere Stelle – mit seinen vielen dichtbevölkerten und in ihrer Weise blühenden Staaten darstellt, wird in einigen Wochen mit Text erscheinen, unter Anderem auch mit dem Inhalte des Briefes, den wir hier auszugsweise mittheilen, da der Preußische Gesandte in London ihn an Herrn Petermann zu dem Zwecke geschickt hatte, daß für die englische und deutsche Presse beliebiger Gebrauch davon gemacht werden möge. Der Einsender copirte die interessantesten Stellen für die Gartenlaube daraus gerade an dem Tage der Ankunft. Zum Verständnisse derselben gehört noch, daß E. Vogel auf seiner Reise von Tripolis aus durch die Wüste nach dem Tsad-See, in dem muhamedanischen Staate Fezzan mit der Hauptstadt Murzuk, und der nächst größten Tedgerrhi, Monate lang aufgehalten ward, da es ihm Behörden und Privatleute mit muhamedanischer Saumseligkeit so schwer machten, die nöthigen Mittel, Führer und Hülfstruppen, die zu einer Reise durch die wilde Natur voll brennenden Sandes oder wilder Menschen gehören, zu beschaffen. Murzuk liegt etwa 150 geographische Meilen von der Küste des mittelländischen Meeres nach dem Innern hinein, Tedgerrhi 20 Meilen südlicher. Von da bis zum Tsad-See hatte er noch etwa 200 Meilen durch die Wüste zurückzulegen. Die im Briefe noch vorkommenden Orte Bornu und Kano sind Hauptstädte großer muselmännischer Staaten um den Tsad-See herum.

„Tedgerrhi, 17. Novbr. 1853. 

 „Excellenz!

„Endlich kann ich Ihnen melden, daß ich, mit allem Zubehör ausgestattet, auf dem Wege meiner Bestimmung flott geworden bin. Nachdem ich unter Protection des Sultans von Fezzan in Tedgerrhi angekommen war, schloß ich mich einer nach dem Tsad-See bestimmten Sklavenkarawane an. Und ich weiß nun schon, was Sklavenhandel ist. Unterwegs stießen wir unzählige Male auf Gebeine, größtentheils vom Fleische entblößt, die alle menschlichen Wesen zugehörten. Es waren Sklaven, die unterwegs liegen geblieben und so in der Sonnenhitze verhungert und verdorrt oder noch lebendig von Schakals aufgefressen worden waren. Eine dieser so

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_057.jpg&oldid=- (Version vom 20.4.2020)