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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Kopfes war er brennend heiß anzufühlen, und hier schien das Blut so heftig zu schlagen, daß es der aufgelegten Hand gleichsam widerstand; der übrige Kopf war kalt. Man legte den Fakir dann in den Sarg, befestigte den Deckel darauf und senkte den Sarg in das zu diesem Behufe in der Mitte des oben erwähnten Hauses bereitete Grab, belegte ihn mit Brettern, schüttete das Grab mit Erde zu, und säete Weizen und Reis darauf. Die Thüre des Hauses wurde verschlossen mit zwei Schlössern, von welchen der eine Schlüssel dem Großschatzmeister der andere dem General Ventura übergeben wurde. Auch ließ Runjit-Singh das Grab von Zeit zu Zeit in seinem Beisein untersuchen, bemerkte aber nie die geringste Veränderung daran. Am vierzigsten Tage ward es geöffnet, und man fand den Fakir ganz so im Sarge liegend wie er hineingelegt worden war, nur etwas gelber vielleicht. Der Diener begann nun seine Behandlung; er buk ein zwei Finger dickes Rutibrot nach der Landesitte, und legte es dem Fakir brennend heiß auf den Scheitel, der noch eben so warm war, wie am Begräbnißtage; nachdem er hierauf alle Glieder durchrieben, öffnete er die verstopften Oeffnungen des Körpers, und der Fakir schlug die Augen auf, jedoch, dem Anschein nach, seiner Besinnung nicht mächtig; diese erlangte er erst in einem heißen Bade wieder, so daß er sich von selbst aufrichtete. Runjit verließ nun den Schauplatz der wunderbaren Begebenheit, und am Abend erschien der Fakir im Derbar, vollkommen von demselben Ansehen, wie er zuerst sich dargestellt hatte. Die Mittheilung dieses Vorfalles,“ schließt Schönberg, „war mir, außer dem General Ventura, schon vorher im Pendschab von den verschiedensten und anscheinend glaubwürdigsten Personen gemacht worden. Alle sprachen von dieser Begebenheit als von einer Thatsache, und ihre Erzählungen stimmten bis auf wenige unbedeutende Abweichungen vollkommen überein!“


Das Häuschen, in welchem einst Peter der Große wohnte, als er Petersburg aus dem Nichts hervorzurufen begann, steht noch, dicht an der Newa, rechts von der Festung. Man hat ein auf Pfeilerbogen ruhendes Dach darüber gestellt und das Ganze mit Fenstern umschlossen, damit der Regen den Bau nicht zerweiche und das Wetter ihn nicht zerbröckle. Dies kleine Kaiserhaus, welches in holländischem Geschmacke gezimmert und so angestrichen ist, als bestände es aus unbetünchten Ziegelsteinen, ist die Mutter Petersburgs. Es enthält zwei kleine Stuben mit niedrigen Fenstern, ein enges Vorhaus und ein einfaches Betzimmer.


Literatur und Kunst. Von Albert Franckel, dem Verfasser der „Wiener Gräber,“ ist so eben in Weimar ein erzählendes Gedicht: der Tannhäuser, erschienen, das einige sehr schöne Episoden enthält und schon um des Stoffes willen sicher jetzt viel gelesen werden wird. – Liebhabern salopper und lüderlicher Lektüre empfehlen wir den so eben erschienenen 28. Band der „Geschichte der deutschen Höfe“ von Vehse, der den Weimarischen Hof, zum größten Theil aber die Dichterperiode Weimars behandelt. Von einer Geschichte ist überhaupt in diesem Buche nicht die Rede; aus den unzuverlässigsten und anerkannt falschesten Quellen werden Anekdoten und Liebschaften der Dichter und Hofherren erzählt, die längst bekannt und widerlegt sind. Das wenige Gute ist aus den Briefwechseln der Weimarischen Heroen entnommen, aber auch diese Auswahl ist eine so lüderliche, daß es den Autor gar nicht genirt, dieselben Briefe zwei Mal an ganz verschiedenen Stellen abzudrucken. Es ist ein Skandal, daß solche Skandalbücher einen Verleger finden. E. K.     




Nicht zu übersehen!

Mit der heutigen Nummer schließt das 4. Quartal und gleichzeitig der erste Jahrgang unserer Zeitschrift. Die Bestellungen auf das nächste Quartal bitten wir sofort aufzugeben, damit die regelmäßige Zusendung nicht unterbrochen wird.

Es ist uns ein Vergnügen, unsern vielen Freunden heute mittheilen zu können, daß in Folge des Aufschwunges, den unser noch so junges Blatt genommen hat, wir genöthigt sind, die Gartenlaube vom nächsten Jahre ab

in vergrößertem Formate

und mit vermehrten Illustrationen, aber ohne Preisaufschlag, erscheinen zu lassen. Die vortrefflichen Beiträge, welche von allen Seiten herbeiströmen und deren Vorenthaltung ein Verbrechen an unsern Freunden wäre, zwingen uns zu dieser Erweiterung, die mit großen Opfern verknüpft ist. Wir können dieser Mittheilung noch die zweite hinzufügen, daß vom 4. Januar ab außer den gewöhnlichen Illustrationen zu den beschreibenden und wissenschaftlichen Artikeln die

Düsseldorfer und Dresdner

Künstler unsere Leser mit gut ausgeführten Illustrationen deutscher Originalgedichte überraschen, und so auch den artistischen Werth der Gartenlaube erhöhen werden.

Die Gartenlaube bringt auch im nächsten Jahre: Gute Novellen und Erzählungen von anerkannten deutschen Autoren, wie Ludwig Storch, E. Willkomm, Monecke, A. Bölte, Beta etc. (keine Uebersetzungen) – Schilderungen aus dem Volksleben und der Sittengeschichte. – Belehrende Erläuterungen zu den Begebenheiten und Persönlichkeiten des Tages. – Biographien und Lebensskizzen hervorragender Zeitgenossen. – Populär-naturwissenschaftliche Mittheilungen von den bekannten Naturforschern Bock und Roßmäßler und andern tüchtigen Autoren. – Beiträge zur Kenntniß des menschlichen Körpers und einer vernünftigen Gesundheitslehre. – Briefe aus der Gewerbswelt. – Originalberichte über Amerika und dessen Zustände. – Blätter und Blüthen. bestehend aus den interessantesten Notizen aus dem Bereiche der Erfindungen, Physik, Literatur aller Länder, Geschichte etc. –

Die Gartenlaube ist und bleibt ein ächtes Familienblatt, das auf populäre und ernst-gemüthliche Weise Unterhaltung und Belehrung bietet.

Leipzig, im December 1853. Redaktion und Verlagshandlung. 

Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an.




Titel und Inhaltsverzeichniß zum Jahrgang 1853 erscheinen im Monat Januar 1854.



Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_576.jpg&oldid=- (Version vom 16.5.2023)