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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

verglich, fand man darin Veranlassung zu dem deutschen und zu dem wissenschaftlichen Artnamen des Käfers.

Du siehst in dem stets die größte Breite zeigenden Ende jedes Larvenganges in einer Weitung das Lärvchen liegen. Ist nun dessen Verpuppungszeit gekommen, so wird das Ende des Ganges besonders regelmäßig und geräumig ausgeweitet und in dieser Puppenkammer verwandelt sich die Larve in die Puppe (*). Kommt dann die Zeit des Auskriechens des Käfers aus der Puppenhülle, so gräbt, nachdem dieses erfolgt ist, der neue Käfer meist noch einige Zeit lang unregelmäßige Gänge, und bohrt sich erst dann ein Ausflugsloch. Bei ** habe ich, was man aber selten sieht, dieses Loch in der verlassenen Puppenkammer gezeichnet.

Diese ganze Entwickelung vom Ei bis zum Ausfliegen des Käfers dauert 6–8 Wochen.

Da nun die Rinde den Bäumen ein zum Leben unumgänglich nothwendiges Werkzeug ist, und ganz besonders die innere oder Bastschicht derselben, so sind diese kleinen Käfer, wenn sie in großer Menge ihre Brutplätze unter der Borke einer Fichte aufschlagen, im Stande, den ganzen Baum zu tödten. Das allmälige Absterben des Baumes kündigt sich durch Gelbwerden und Abfallen der Nadeln an und endigt mit völliger Entnadelung und theilweiser Ablösung der Rinde. Der Baum ist dann todt. Wie ich schon sagte, sind schon viele Hunderte Morgen Fichtenwaldes, namentlich auf Waldgebirgen, z. B. dem Harze, auf diese Weise getödtet worden. Das Holz geht zwar dabei nicht verloren, aber es ist weit werthloser, leichter und viel weniger dauerhaft als lebendig gefälltes; abgesehen davon, daß dieses Insekt nichts danach fragt, ob wir gerade jetzt und an dieser Stelle Holz gefällt haben wollen.

Was ist nun wohl gegen diesen Feind zu thun?

Nicht viel. Da aber die Beobachtungen seiner Lebensweise mit Bestimmtheit ergeben haben, daß der Borkenkäfer die durch Stürme, Versumpfungen oder durch andere Gründe kränkelnden Bestände am liebsten angreift, von da aus aber sich auch auf gesunde ausbreitet, so ist die erste Regel für den Forstmann, Alles abzuwenden, was seine Fichtenwälder krank machen kann. Wo dazu, wie bei Stürmen, heftigem Sonnenbrande dürrer Jahre, seine Macht nicht ausreicht, da muß er auf diese Weise krank gemachte Bestände möglichst schnell schlagen und die gefällten Bäume entrinden, um dem Einnisten des Käfers, der dann nie ausbleibt, zuvorzukommen. Ueberhaupt ist die Ausübung des Forstschutzes gegen diesen kleinen Käfer sehr schwierig und erheischt eine unausgesetzte Aufmerksamkeit. In verdächtigen Beständen schlägt man daher einzelne Fichten um und läßt ihre Stämme liegen, um zu sehen, ob sich viele Käfer in ihnen einfinden, und dadurch zu sehen, ob deren vielleicht bereits viele in der Nähe sind.

Du wirst von selbst wissen, was Du von der Meinung zu halten hast, die jetzt wohl wenigstens kein Forstmann mehr haben wird, der Borkenkäfer entstehe aus dem verdorbenen Safte kranker Fichten. –




Die Heilung einer Wahnsinnigen.

(Aus dem Leben.)

Ich war 17 Jahre alt, lebenslustig, Freund von Abenteuern und von Kindheit mit dem Hange versehen, ungewöhnliche Wege zu betreten. Ein solcher war auch der, auf welchem ich mich im August 1844 befand. Ich war durch widrige Geschicke aus meinen Gymnasialstudien gerissen worden, den regelmäßigen Studiengang fortzusetzen, wie ihn die osterreichischen Gesetze vorschrieben, war für mich zu spät, da fiel ich auf den Gedanken, von Böhmen nach Ungarn zu wandern, um an einem der zahllosen dortigen Gymnasien mich prüfen zu lassen und dann in die Philosophie einzutreten. Ein solcher Entschluß galt trotz der schon benützten Eisenbahnen für so außerordentlich und abenteuerlich, als etwa der zur Aufsuchung der Nilquellen, auf den nur geniale Köpfe verfallen konnten. Aber zu diesen rechnete ich mich schon von meinen zehnten Jahre an, und darum nahm ich getrost meinen Ranzen auf den Rücken, und trat – da mein Geld kaum für die Prüfungstaxen hinreichte – meine kühne Reise zu Fuß an.

Die Grenze Ungarns – wohin einen Paß zu erlangen schwer hielt – wurde mit Schmugglerlist überschritten, und der ungarische Grenzort Holitsch ohne Fährniß in Gesellschaft eines Holitscher, den ich auf dem Wege getroffen, erreicht. Er lud mich für die Nacht in seine Wohnung, und die Einladung wurde angenommen

Die Familie, zu der ich kam, wohnte zur Miethe in einer ebenerdigen Stube, in der alle Familienglieder schliefen, und wo auch mir ein Lager zubereitet wurde.

Des Morgens kam eine weibliche Person von köchinartigem Aussehen ins Zimmer.

„Was sagen Sie nur, Frau Tauber,“ redete sie meine Wirthin mit ängstlicher Miene an, „heute haben wir die ganze Nacht wieder nicht schlafen können, so hat sie immerfort geklagt und gejammert. Ich werde sterben, ich muß sterben! das ist Ihnen immerfort so gegangen. Gegen Mitternacht hat sie sich Gabriel zum Bett hingerufen, und ihm Moral gepredigt, wenn er sich nicht bessern und seine losen Streiche lassen werde, werde es ihm schlecht ergeben, er werde ein schlechtes Ende nehmen und alle ....“ „Pauline, Pauline!“ rief

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_553.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)