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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Wurzeln und Pflanzen zu nähren. Dagegen ist die Schnauze eine Maschine von mindestens 50 Pferdekraft. Der ganze Kopf ist Freßapparat. Und in dieser Beziehung lebt das Megatherium in veredelter Gestalt unter den Engländern und andern civilisirten Völkern rühmlich fort. Es hat blos Zermalmungszähne, jeder 9 Zoll lang und tief in die furchtbaren Balken von Kinnladen eingemauert. Der Rüssel vorn diente theils zum Aufwühlen des Schlammes, theils zum Heranziehen von Zweigen. Die Vorderfüße sind kaum halb so groß als die Ungeheuer von Hinterfüßen, die doppelt so dick sind als beim Elephanten. Die Vorderklauen sind beinahe Fingern ähnlich, die hintern dagegen so groß, daß man von jeder einzelnen ein Butterfaß machen könnte. Die Rückenwirbelsäule dehnt sich in einen mächtigen Schwanz aus. Die beiden Hinterfüße und diese Verlängerung der Rückenwirbelsäule bildeten für den Vordertheil einen Dreifuß von sehr fester Arbeit, um das Thier zu halten, wenn es sich einen guten Tag machen, d. h. die Rinde von den Bäumen schälen oder das junge Gemüse frischer Blätter zu seinem Fleische, d. h. Wurzeln, genießen wollte.

Das ist eins von den „vorsündfluthlichen“ Thieren. Man kennt deren schon viele Arten. Wir fügen in einer zweiten Abbildung nur noch drei der bekanntesten hinzu, wie sie im Krystallpalaste in einem besonders urweltlich eingerichteten Raume unter Leitung von Mr. Waterhouse Hawkins in Lebensgröße ausgeführt und aufgestellt werden.

Der plumpe Vierfüßler im Hintergrunde ist ein Paläotherium, und unterscheidet sich hauptsächlich nur, wie die Figur zeigt, von dem Megatherium durch äußerliche Gestalt, dem es in Lebensart im Uebrigen ziemlich ähnlich gewesen sein mag. Merkwürdig ist das Paläotherium besonders wegen der ungeheuern Verschiedenheit seiner Größe. Man hat Ueberbleibsel dieses Thieres in allen Größen, von der eines Hasen bis zu der des größten Pferdes gefunden. –

Die scheußlichsten Ungeheuer im Vordergrunde gehören zu dem zahlreichen Geschlechte der Plesiosauren, die Fisch und Fleisch, Reptil, Land- und Wasserthier in sich auf eine rohe Weise vereinigten. Die Natur hat sich später eines Bessern besonnen und die geschmacklose Vereinigung verschiedener Thierformen auch in bestimmte Thierarten geschieden. Die Plesiosauren hatten riesige Eidechsenköpfe, darin ungeheure Alligatorzähne, einen Hals, von dem man ganze Riesenschlangen hätte machen können, und einen Rumpf, der an die Körper vierfüßiger Thiere erinnert, wenigstens Rippen, wie ein Kameel und Versuche zu Füßen in Gestalt von Wallfischflossen. Sie schwammen in seichten Gewässern umher, mit dem langen Halse und dem grimmigen Rachen über der Oberfläche umhertuckend und bald Fische, bald ungestaltete fliegende Mißgeburten von Vogel und Säugethier erhaschend und verschlingend. Nach vollkommen erhaltenen Skeletten hat der zoologische Blick das ganze Thier leicht wieder herstellen und vervollständigen können. Nach naturwissenschaftlich und naturgesetzlich geprüften Modellen sind die Exemplare für den Krystallpalast ausgeführt worden. Da die Sammlung sehr reich und wohl die in Entsetzlichkeit für den Laien erhabenste des Krystallpalastes wird und auch das Labyrinthodon, größer wie der zum Ochsen aufgeblasene Frosch – der König der Frösche, das Iguanodon, Mammuths u. s. w. bald fertig sind, haben wir wohl später Veranlassung, diesen Gegenstand wieder aufzunehmen und zu vervollständigen.

Die Geologie wird das Reich dieser unserer Vorfahren noch fortwährend vermehren, so daß man gut thut, sich wenigstens übersichtlich mit ihnen bekannt zu machen. Der Leser, dem jedenfalls in seinem Leben noch einige davon vorkommen werden – wer kann dafür stehen, daß sich nicht noch die ganze Erde unter unsern Füßen in Denkmale der schöpferischen Erdkraft von Millionen von Jahren gestaltet, wie sich die Milchstraße dem bewaffneten Auge in Tausende von ungeheuern Sternen auflöst – der Leser, sag’ ich, braucht nicht zu brummen, wenn er diese Skizze etwas mit wissenschaftlichen Anflügen und Namen beschwert fand. Unsere Mittheilung entlehnten wir aus einem wissenschaftlichen Gebiet, das sich über Millionen von Jahren und über eine gegenwärtige Wissenschaft ausdehnt, die alle Tage reicher, wichtiger, interessanter und unentbehrlicher für Jeden wird, der unter „gebildeten Menschen“ mitzählen will, mag er im Uebrigen seine Pferde vor dem Pfluge oder ganze Staaten regieren.




Bausteine zu einer naturgemäßen Selbstheillehre.

V.
Blutarmuth und Bleichsucht.

Die Blutarmuth ist einer der gefährlichsten Feinde der Menschheit, denn unmerklich beschleicht sie eine Menge von Menschen und in der Regel gerade in dem Lebensalter, wo das Blut für das Gedeihen des Körpers vom allergrößten Werthe ist, im Entwickelungs-Zeitraume nämlich, in den Kinder- und Jungfrauen- (Jünglings-)Jahren. Deshalb schreibt sich aber auch eine große Anzahl von Krankheiten des reifern Lebensalters, von denen die meisten unheilbar sind, schon aus der Jugend her und diese hätten recht wohl verhütet werden können, wenn man damals der Blutarmuth energisch entgegen getreten wäre. Darum ist es Eure Pflicht, Ihr Eltern und Erzieher, recht ordentlich auf den Zustand des Blutes Eurer Kinder und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_538.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2020)