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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

mehrerer Versorgungshäuser und wenn die Verwaltung der öffentlichen Krankenhäuser diesen Artikel verlicitiren wollte, und Jannier die zwei großen Siechenhäuser la Salpetrière und le Bicêtre bekäme, so wäre sein Traum erfüllt, den er schon bis zu drei Vierteln erfüllt sieht. Dann könnte er täglich Vavasseur und Deshayes, St. Ernest und Christian zu Tische laden und von seinem Sperrsitze aus diese Herren spielen sehen; er könnte in seinem eigenen guten und weichen Wagen mit zwei schönen Mecklenburgern dahinfahren.

Ohne Zweifel giebt es ungeheure Reichthümer auf dem Pariser Markte, aber das will nicht sagen, daß man nur den Fuß auf das Pflaster des Marktes des Innocents zu setzen braucht, um sogleich seine alten Brotrinden oder seine mürben Lohziegel in Gold verwandelt zu sehen. Auch hier giebt es Leute und zwar sehr viele, die unterliegen; nicht alle Steine, die man rollt, bringen Moos mit, wie man sagt. Auf den Pariser Märkten schlägt sich um’s tägliche Brot eine ungemein große Volksmenge und benetzt mit saurem Schweiße die wenigen Sous des täglichen Erwerbs. Diese Zuläufer sind thätige, unternehmende Leute, kühn und bereit zu jeder Arbeit, zu jedem Gange, zu jeder Entbehrung. Sie schonen weder ihre Arme noch ihre Beine; sie sind treu und redlich; sie haben alle Eigenschaften, die einen ehrlichen Mann auszeichnen und dennoch tragen sie meist nur einen geringen, ungenügenden Lohn davon.




Gesundheits-Regeln.

IV.
Blut-Diätetik.

Ohne Blut und seinen Lauf kein Leben, ohne die richtige Menge und Mischung des Blutes, sowie ohne die gehörige Circulation desselben keine Gesundheit.

Darum halte man stets auf genug und auf gutes Blut und unterstütze dessen Lauf durch den Körper so gut man kann. Nichts ist aber leichter als dies, sobald man nur ernstlich will und den folgenden Regeln mehr traut, als den Recepten der Aerzte. Denn in der Apotheke findet sich wahrlich kein einziges unentbehrliches Mittel für das Wohl unseres Blutes, trotz allen sogenannten blutreinigenden, blutmachenden und blutstärkenden Arzneien, wohl aber eine sehr große Menge gegen dessen Wohl. – Den Blutlauf besprechen wir zunächst und zwar deshalb, weil das Blut während seines Kreislaufs durch den Körper (s. Gartenlaube Nr. 9 S. 91) nicht blos alle Theile desselben durch Ernährung belebt, sondern weil es auch selbst an verschiedenen Punkten des Körpers zu seinem ordentlichen Bestehen neues gutes Material von außen aufnimmt und dafür alte, unbrauchbare Stoffe auswirft. Demnach muß ein regelmäßiger Blutlauf ebensowohl das Neubilden, sowie das Reinigen des Blutes unterstützen, während Störungen dieses Laufes das Blut arm an guten und reich an schlechten Bestandtheilen machen können.

Der Blutlauf kommt vorzugsweise mit Hülfe folgender Organe und Thätigkeiten zu Stande: 1) durch das Herz und seine Zusammenziehungen; 2) durch das Athmen, wobei sich der Brustkasten einem Blasebalge oder einer Spritze gleich öffnet und schließt; und 3) durch die Muskeln, welche bei ihrer Bewegung das Blut in den Adern vorwärts drücken. – Wenn wir nun auch auf das Herz und seine Thätigkeit keinen direkten Einfluß durch unsern Willen ausüben können, so liegt es doch in unserer Macht, zum Wohle des Blutlaufs durch mäßige Körperbewegungen, besonders mit den Armen, die Herzzusammenziehungen etwas energischer zu machen, sowie durch Vermeidung alles dessen, was sehr heftiges und länger anhaltendes Herzklopfen verursacht, Störungen im Blutlaufe zu vermeiden. – Ganz anders verhält es sich mit dem Athmen; dieses steht im Interesse des Blutlaufes zum Theil in unserer Herrschaft und wir vermögen durch kräftiges tiefes Einathmen das Blut kräftiger in den Brustkasten hinein und von den Nachbartheilen hinwegzuziehen, sowie durch tiefes und starkes Ausathmen gehörig wieder aus der Brust zu entfernen, so daß auf diese Weise die Circulation des Blutes gerade durch den wichtigsten Theil des Körpers, durch die Brust (Herz und Lunge) sehr gut befördert werden kann. – Was die Muskeln betrifft, so sind diese alle durch willkürliche Bewegungen in Thätigkeit zu versetzen und die Unterstützung des Blutlaufs von dieser Seite her leicht möglich gemacht. Es würde demnach von großem Vortheile für die Circulation sein, wenn man öfters alle in den Gelenken nur möglichen Bewegungen regelmäßig nach einander vornehmen und dabei zugleich das kräftige Ein- und Ausathmen nicht vergessen wollte. Wie oft und wie lange derartige gymnastische Uebungen aber zu machen sind, muß sich nach der Constitution eines Jeden richten; durch Zuviel könnte hier recht leicht geschadet werden und deshalb ist stets ein solcher Arzt dabei zu Rathe zu ziehen, der den Körper ordentlich zu untersuchen und etwas vom Turnen versteht. Wenn die Bewegungen (d. h. active) vom Kranken selbst nicht ausgeführt werden können, da lassen sich dieselben durch sogenannte passive Bewegungen zum Theil ersetzen, wobei ein Anderer die Glieder des Kranken beugt, streckt, rollt, klopft u. s. w. – Die Beschaffenheit des Blutes ist insofern nicht ohne Einfluß auf die Circulation desselben, als dickeres Blut träger wie dünnes fließen und leicht zu Stockungen in den Gefäßen Veranlassung geben wird.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_527.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)