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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

zu gehen, eine sehr einträgliche Stellung, die er bis 1838 bekleidete. Nach seiner Rückkehr ward er von den Gelehrten Edinburghs als deren Vertreter gewählt und 1839 sogar Mitglied des Ministeriums und zwar als Kriegsminister. – Er blieb Vertreter Edinburghs bis 1847, wo er gegen seinen Mitbewerber Cowan durchfiel, und zwar – ächt schottisch und englisch – weil seine religiösen Gesinnungen nicht für so bestimmt schottisch gehalten wurden, als die Cowan’s. Während seiner fünfjährigen Zurückgezogenheit aus der politischen Welt sammelte und schrieb er zum Theil sein weltberühmtes Geschichtswerk, welches die Wähler von Edinburgh so begeisterte, daß sie ihn (1852) ohne sein Zuthun wieder wählten.

Thomas Babington Macaulay.

Das sind die hauptsächlichsten Thatsachen seiner politischen Laufbahn, die wohl zu seinen Schwächen gehört. Er hielt viel schöne Reden, aber als Rhetor, nicht als Redner. Er hielt elegante Vorträge im Unterhause, die seine Freunde (die Whigs, die stark auf ihn gerechnet hatten) täuschten und alle Zuhörer bewunderten, aber nicht erwärmten und hinrissen. Er war nie von Gewicht in bedeutungsvollen Debatten und für wichtige Abstimmungen. Die alten Parlaments-Mitglieder „von Profession“ belächelten ihn geringschätzig als einen gelehrten Mann, als einen Schriftsteller, der als solcher eigentlich gar nicht verdiene, unter der beglückten Minderheit von Gesetzgebern zu sitzen. Uebrigens scheint es ihm auch nie warmer, wahrer Ernst gewesen zu sein, sich in dieser Sphäre wirkliche Verdienste zu erwerben, wenigstens wählte er dazu nicht die rechten Mittel, nicht die Stacheln, sondern nur die farbigen, schönen Blumen der Rede. Er machte kokette Eroberungen durch Rhetorik, in der Sache immer in currenter Münze denkend. Von seinen persönlichen und Familien-Verhältnissen scheinen alle bisherigen Biographen nicht viel zu wissen. Er hielt seine Privatverhältnisse, wie jeder englische Gentleman, sorgfältig unter Schloß und Riegel. Die meisten

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_513.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)