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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

beim Menschen ebenfalls vertiefte runde Scheiben, nur sind diese entweder größer (doch nur selten, beim Elephanten) oder gewöhnlich kleiner, blos das Kameel, Dromedar und Lama besitzen längliche und gewölbte Blutkörperchen. Alle niederen Wirbelthiere haben fast ohne Ausnahme ovale kernhaltige Blutkörperchen von der Form von Kürbiskernen. Bei den Vögeln finden sich länglich-ovale, in der Mitte erhabene und am Rande scharf zulaufende Blutkörperchen; die der Amphibien sind oval und stark convex und bei weitem größer als die menschlichen Blutbläschen. Die Blutkörperchen der wirbellosen Thiere gleichen den farblosen Blutkörperchen der höheren Thiere und sind fast immer ungefärbt. – Die farblosen Blutkörperchen (oder Lymphkörperchen) sind weit größer als die farbigen, von kugeliger Gestalt und in viel geringerer Anzahl (etwa 5 auf 2000) vorhanden; sie sind auch ihres Fettgehaltes und des Mangels an eisenhaltigem Farbstoffe wegen leichter, ihr Ansehen ist körnig und im Innern bergen sie einen Kern. Sie stammen aus dem Speisesafte und der Lymphe und wandeln sich höchst wahrscheinlich allmälig zu rothen Blutkörperchen um, indem sie ihren Kern verlieren, sich abplatten und Blutfarbstoffe in sich erzeugen. Die farbigen Blutkörperchen, nachdem sie eine Zeit lang durch die Adern circulirt haben, werden zuletzt in der Leber und Milz zerstört. Auf diese Weise entstehen fortwährend neue Blutkörperchen und alte gehen unter.

Wird Blut aus der Ader in ein Gefäß gelassen, so stößt es zuvörderst an der Luft einen in der Kälte sichtbaren Dampf (Wasserdunst mit Riechstoff) mit dem eigenthümlichen Blutgeruche (Blutdunst) aus, welcher bei verschiedenen Menschen und Thieren verschieden ist, bei Männern etwas stärker als bei Frauen. Nach einigen (2-14) Minuten gerinnt das Blut, indem es von der Oberfläche und dem Umfange her allmälig zäher und gallertartig, nach und nach immer fester wird und endlich (nach 12–40 Stunden) in zwei Theile, in einen flüssigen und einen festen geschieden ist. Der flüssige heißt Blutwasser (Serum), ist schwach-gelblich und enthält den in viel Wasser aufgelösten Eiweißstoff nebst den Blutsalzen. Der feste Theil, welcher nach und nach die Gestalt vom Innern des Gefäßes, in welches das Blut gelassen wurde, annimmt, wird Blutkuchen genannt und besteht aus dem festgewordenen, früher im Blutliquor aufgelösten Faserstoffe und aus den Blutkörperchen. Im Blute der Männer geht die Gerinnung langsamer vor sich, der Kuchen wird aber dichter als im weiblichen Blute; das Pulsaderblut gerinnt schneller als das der Blutadern; atmosphärische Luft, sowie Schütteln, Umrühren und Quirlen (geschlagenes Blut) beschleunigt das Gerinnen, während Säuren, Salze und Alkalien dasselbe verzögern oder ganz aufheben. Am schnellsten gerinnt das Blut der Vögel, langsamer das der Säugethiere und am langsamsten das der Amphibien und Fische. Das Wesen der Gerinnung (Coagulation) ist noch in tiefes Dunkel gehüllt.

Das Blut der wirbellosen, der sogenannten kalt- oder weißblütigen Thiere unterscheidet sich von dem Blute der Wirbelthiere nicht blos durch seine geringere Wärme, sondern auch durch seine Färbung, welche hier nicht an den Blutkörperchen, sondern am Blutliquor haftet, und durch die Blutkörperchen selbst, welche in viel geringerer Anzahl vorhanden sind. – Von den Gliederthieren hat das Blut der Insecten eine helle farblose oder grünliche Beschaffenheit und längliche oder ovale, farblose Blutkörperchen; die Spinnen- und Krustenthiere besitzen theils ein farbloses, theils ein gelbliches oder grünliches Blut; das Blut der Würmer zeichnet sich durch seine rothe Farbe (die aber ebenfalls am Liquor haftet) vor den meisten übrigen wirbellosen Thieren aus. Von den Weichthieren (Mollusken) besitzt das Blut der Kopffüßler (zu denen der Tintenfisch gehört) eine weißliche Farbe, das der Schnecken eine schmutzig weiße oder gelbliche, röthliche, braune oder grüne Farbe; das Blut der kopflosen Mollusken (Austern, Muscheln) ist farblos. Bei den niedrigsten Thieren, wie bei den Strahlthieren (Stachelhäutern, Quallen, Polypen) giebt es kein eigentliches Blut mehr, die Stelle desselben vertritt hier der Speisesaft.

(Ueber Bereitung, Reinigung und Kranksein des Blutes beim Menschen siehe den nächstfolgenden Aufsatz.)

(B.) 




Blätter und Blüthen.

Menschliches Elend in Sicilien. Alexander Dumas giebt in seinen Italienischen Reisen eine herzzerreißende Schilderung von dem Elende der Armen in Sicilien, diesem vom Himmel gesegneten Südlande, der einstigen Kornkammer Roms! In Bezug aus die Austheilung von Suppe, welche Arme täglich an der Pforte eines Klosters abholen, erzählt er Folgendes: „Alle diese armseligen Geschöpfe hatten nichts gegessen seit einem Tage. Sie kamen heute hierher, um ihre Schüssel Suppe zu holen, wie sie gestern gekommen sind und morgen wieder kommen werden. Diese Suppe ist fast ihre ganze Nahrung vierundzwanzig Stunden lang, wenn sie nicht etwa von ihren Mitbürgern oder mitleidigen Fremden etwas geschenkt bekommen, was aber selten der Fall ist, da die Syrakuser den Anblick des Elends vor sich haben und nicht mehr davon gerührt werden und wenig Fremde Syrakus besuchen. – Als der Vertheiler der gesegneten Suppe erschien, drängte sich die ganze hungrige Schaar herbei, oder jeder suchte mit seinem hölzernen Napfe zuerst anzukommen. Einige, welche zu schwach oder leidend waren, um sich vorzudrängen oder zu rufen, krochen seufzend, auf Händen und Füßen, nach der Pforte des Klosters. In der Mitte des Haufens erblickte man ein Kind, welches weiter nichts auf dem Leibe hatte als ein dünnes, durchlöchertes Hemdchen; das arme Geschöpf hatte keine hölzerne Schüssel, es streckte seine Händchen flehend aus, indem es, beide hohl zusammenhaltend, eine tellerartige Vertiefung bildete. Der Koch goß gedankenlos einen Löffel Suppe in dieselbe. Die heiße Suppe verbrannte des Kindes Händchen; es stieß einen Schrei des Schmerzes aus, indem es die Suppe

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_495.jpg&oldid=- (Version vom 14.4.2020)