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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

finden, wenn nicht etwas naiv Kindliches darin läge, was wir dem ununterrichteten Volke, welches diesen Namen gab, schon zu gute halten müssen. Der Name hat aber doch auch etwas, was Anerkennung verdient. Es liegt ihm der Drang zu Grunde, nach dem Ursprung der Dinge zu forschen; ein Drang, der es eben in unserer Zeit des gewaltigen Fortschrittes zu geistiger Befreiung dem Lehrer in natürlichen Dingen so leicht macht, Ohr und Herz des Volkes für seinen Unterricht zu gewinnen.

Ja, es liegt ein kühnes Erfassen in dem Namen Sternschnuppe. Wenn man in nächtlicher Wanderung auf offener Flur ahnungsvoll und doch ohne bestimmte Gedanken nach dem sternbesäeten Himmel aufblickt – da fährt plötzlich, als fiele ein Stern aus seiner Stelle, ein leuchtender Punkt herab, der so schnell da, aber auch so schnell wieder weg ist, daß man nicht weiß, an welchem Punkte des Himmels er zuerst aufblitzte. Da griff denn der feste Haltpunkte fordernde Gedanke des Menschen kühn hinein in dieses weite wüste Himmelsmeer, ohne andere Marksteine als eben die Sterne, und einen Stern ließ er den Ausgangspunkt der schönen Lichterscheinung sein.

Der Aberglaube, der Bastard von Glauben und Wissen, hängte seinen Plunder dran, der jetzt von der Wissenschaft beseitigt ist. Aber wenn auch nur noch wenige umnebelte Köpfe etwas Spukhaftes in den Sternschnuppen sehen, so mögen noch Viele es nicht wissen, daß sie kleine Weltkörper sind, die in ihren eigenen Bahnen die Sonne umkreisen. Es sind keine wilden Schwärmer, die von irgend einem anderen Weltkörper sich los machten, um unstät im Weltenraume herumzutaumeln.

Freilich scheint es gegen die regelmäßige Bahn dieser Asteroiden, wie man diese kleinen Weltkörper nennt, zu sprechen. daß man sie meist blos über einen Theil des uns sichtbaren Himmelsgewölbes hinwegziehen sieht. Warum, so könnte man fragen, werden sie nicht schon am Horizonte sichtbar, um dann je nach Verhältniß ihrer Bahn zu unserer Erdstellung in einem bald höheren, bald flacheren, bald größeren, bald kleineren Bogen über den ganzen Himmel hinwegzuziehen?

Die Wissenschaft hat auf diesen sehr berechtigt scheinenden Einband zu erwiedern, daß die Asteroiden an sich dunkle Körper sind und nur hell und uns sichtbar werden, so lange sie unsern Dunstkreis durchschneiden. Daraus ergiebt sich von selbst, daß die der Erdoberfläche näher kommenden, also tiefer in unsern Dunstkreis einschneidend, uns in einer längeren Bahn sichtbar werden müssen, als andere, welche den Dunstkreis der Erde blos oberflächlich berühren. Manche dieser kleinen Geschwister unserer Erde kommen der großen Schwester so nahe, daß sie von der Anziehungskraft derselben angezogen, ihr in den Schooß fallen. Das sind die sogenannten Feuerkugeln, welche mit einem langen Lichtschweife hinter sich oft in geringer Höhe über den Himmel ziehen, und dann oft mit einem lauten Knall zerbersten und in Stücken als die bekannten Meteorsteine herabfallen, deren man schon bis zu mehreren Hundert Centnern Gewicht gefunden hat.

Solcher kleinen Sternenkinder führt die Hand der das Weltall durchdringenden Bewegung ganze Schwärme von vielen Tausenden durch die Himmelsräume.

Ein solcher schwebt alljährlich während des 12. und 13. Novembers über die nördliche Halbkugel der Erde hin. Alle Jahre besucht er in eiligem Streifzuge unsere Atmosphäre, wie alle Jahre zu anderer Zeit die Züge der Störche unsere Wiesen und Sümpfe als länger verweilende Gäste besuchen.

Versäume es nicht, an diesen beiden Tagen darauf zu achten, ob ihnen ein wolkenloser Nachthimmel folge; und ist dies der Fall, dann tritt hinaus in stiller Nacht und achte auf den unhörbaren Flug dieser kleinen mit unserem Lichte leuchtenden Feuerwürmchen des Weltenraumes. Wenn der trübe November in jenen Nächten seinen Regenmantel trägt, so warte bis zum nächsten August, wo vom 9. bis 14., namentlich am 10. August. wiederum Sternschnuppen-Nächte sind.




Vom Baue des menschlichen Körpers.

IV.0 Das Blut.


Aus dem Blute quillt das Leben, weil aus dieser rothen, in Röhren durch alle Theile des Körpers rinnenden Flüssigkeit das Material zur Unterhaltung des Stoffwechsels (s. Gartenlaube Nr. 39, S. 423) stammt. Dieses flüssige Material, Ernährungsflüssigkeit genannt, dringt nämlich fortwährend aus dem Blutstrome durch die äußerst dünnen Wände der feinsten Blutgefäßchen (Haargefäße) heraus in alle Substanzen des Körpers und durchtränket dieselben, um ihnen alle die Stoffe zum Ersatze darzubieten, aus denen diese Substanzen zusammengesetzt sind und an welchen sie immerfort Verluste erleiden. Damit nun aber das Blut jedem Theile des Körpers die richtige Ernährungsflüssigkeit darbieten könne, muß es nicht nur mit Hülfe des Kreislaufes (s. Gartenlaube Nr. 9, S. 91) durch alle Theile gehörig hindurchfließen, sondern es muß auch durch die Nahrung und die Verdauungsorgane die Stoffe zugeführt bekommen, aus welchen Blut und Körpersubstanz zusammengesetzt sind, demnach: Wasser in großer Menge, eiweißartige Materien (Faserstoff, Eiweißstoff und Käsestoff), Fett, Salze (besonders Kochsalz und Kalksalze) und Eisen, welches Letztere dem Blutfarbstoffe (Hämatin) zu Grunde liegt. Außer diesen Stoffen findet man im Blute aber

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_493.jpg&oldid=- (Version vom 14.4.2020)