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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Krieger, der in stolzer Haltung vor ihm stand, und dessen Blicke etwas Trotziges, Herausforderndes zu haben schienen.

„Weshalb waren Sie bei meiner Ankunft nicht zugegen, wie alle diese Herren hier?“ fragte er nach einer Pause mit ziemlich ungnädigem Tone, denn er hatte erkannt, daß ein Mann mit feindlichen Gesinnungen ihm gegenüberstand.

Die Frage war in französischer Sprache gethan, und obgleich der Major diese sehr gut verstand, erwiederte er:

„Ich spreche nicht französisch!“

Einige der zunächststehenden Herren traten erschrocken zurück, denn sie wußten, daß der Major Französisch sprach, und sie erblickten daher in seiner Antwort einen herausfordernden Trotz, der sie erbeben machte. Der Kronprinz jedoch hatte keinen Grund, die Wahrheit dieser Behauptung zu bezweifeln; er winkte daher einem Offiziere seines Gefolges, und dieser wiederholte die Frage in deutscher Sprache, indem er von nun an den Dolmetscher machte. Der Major von A. benutzte diesen Umstand, um sich gegen diesen Dolmetscher zu wenden, so daß er nur mit ihm und gar nicht mehr mit Kronprinzen zu sprechen schien.

Als die Frage, weshalb er bei der Ankunft des Kronprinzen nicht zugegen gewesen sei, dem Major wiederholt wurde, antwortete er kurz:

„Weil ich meine Husaren exerziren ließ.“

„Wußten Sie nicht, daß ich kommen würde?“ lautete die zweite Frage des Kronprinzen, der das Gespräch durch den Mund seines Dolmetschers beinahe nach Art eines Verhöres fortsetzte.

„O ja!“

„Weshalb versäumten Sie es dann, mir Ihre Aufwartung zu machen?“

„Weil ich von Ihrer Ankunft nicht offiziell in Kenntniß gesetzt war und es deshalb nicht für Pflicht hielt, über einem unnützen Besuche bei einem Durchreisenden die Ausübung meiner Leute, die ihnen sehr Noth thut, zu vernachlässigen.“

„Ich wünschte einen bessern Grund zu hören,“ sagte der Kronprinz, der nur mit Mühe die äußere Ruhe bewahrte, während man ihm den unterdrückten Zorn nur allzudeutlich ansah.

Doch auch der Major von A. befand sich unverkennbar in einer heftigen Aufregung. Er fühlte sich empört darüber, einem solchen Verhöre unterworfen zu werden, und nach kurzem Besinnen, während dessen er zu überlegen schien, wie weit er in seinen Antworten gehen dürfe, sagte er: „Wenn Sie denn die Wahrheit wissen wollen – weil ich die Franzosen, deren Bekämpfung ich mein ganzes Leben gewidmet habe, aus tiefster Seele hasse.“

Der Kronprinz zwang sich zum Lächeln und erwiederte: „Sie wissen, daß auch ich den Franzosen als Feind gegenüberstehe.“

„Ja, jetzt,“ sagte mit dem Tone des Hohnes der Major, „doch ist es noch gar nicht lange her, seitdem meine Güter durch die Franzosen unter dem Befehle des General Bernadotte geplündert wurden.“

Als der Dolmetscher diese Worte zagend übersetzte, biß sich der Kronprinz auf die Lippen; dann sagte er nach einer kurzen Pause:

„Ich ehre eine solche Freimüthigkeit des deutschen Mannes, so verletzend sie auch für mich sein mag, und weit entfernt, Ihren Privatgefühlen Zwang anthun zu wollen, verzeihe ich Ihnen das Beleidigende Ihrer Worte.“ Dies Alles hatte er in unverkennbar gereiztem Tone gesagt; ruhiger fügte er nach wenigen Sekunden hinzu: „Ich wünsche Ihre Husaren zu besichtigen. Wann können Sie dazu bereit sein?“

„Binnen einer Viertelstunde im Exerziranzuge, binnen einer Stunde im Paradeanzuge!“ entgegnete der Major.

„Im Exerziranzuge,“ sagte der Kronprinz; „denn ich wünsche zu sehen, was Ihre Leute können.“

Der Major verbeugte sich und eilte zu seinen Husaren. Durch wenige Worte unterrichtete er seine Offiziere von dem Vorgefallenen, und diese gaben ihm die Versicherung, daß der Kronprinz nicht zu dem geringsten Tadel Veranlassung finden sollte.

Und sie hielten Wort. Der Kronprinz, der die Husaren die schwierigsten Manöver ausführen ließ und sie auch im Einzelnen streng prüfte, sah sich gezwungen, ihnen das unbedingteste Lob zu zollen, und entließ den Major mit den, unter den obwaltenden Umständen sehr huldvollen Worten:

„Grob, aber ein tüchtiger Soldat!“




Aus der Gewerbswelt.

Mitgetheilt von Friedrich Georg Wieck.




Die thüringische Gewerbeausstellung auf Schloß Friedenstein in Gotha.
III.

Mit dem Gold und mit dem Glanz der Porzellane wetteiferte der Lack, die Farbe und die Vergoldung jener Luxuspapiere, derer wir jetzt gar nicht mehr entrathen können zur Verzierung von Kästchen und Karten, süßen Briefchen und heißen Neujahrswünschen. Kleider machen Leute, und Appretur und Accomodage machen die Waare verkäuflich heute. Dies weiß man in Thüringen so gut als in Amerika. Daher sahen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_459.jpg&oldid=- (Version vom 14.4.2020)