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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Senf, Spiritus, Schwarzbrod, Hülsenfrüchte und Gemüse, ganze Kartoffeln, geronnenes Eiweiß, geräucherte und gepökelte Fleischspeisen und selbst die Milch, weil diese im Magen zu Käse gerinnt. Dagegen ist gute Fleischbrühe, flüssiges Ei (Eiweiß und Dotter), Brei, frisches, zartes, saftiges Fleisch und warmes Getränk zu empfehlen. Aber auch diese Nahrungsstoffe dürfen nie in zu großer Menge, sondern stets nur in kleinen Portionen und lieber öfterer des Tages genossen werden, so daß nach ihrer Aufnahme in den Magen kein Schmerz entsteht. Von großem Vortheile ist es, das Geschwür täglich einige Male durch Trinken warmen (nicht lauen) Wassers zu reinigen, sowie durch Anwendung äußerer Wärme (in Gestalt von warmen Umschlägen, Magenpflastern, Bauchbinden und dergl.) in seiner Vernarbung zu unterstützen. Beengende Kleidungsstücke, besonders Schnürleibchen und Unterrocksbänder, sowie stärkere und häufige Bewegungen, scheinen die Heilung zu verzögern. Nun glaube man aber ja nicht etwa, daß bei diesem Verfahren das Magengeschwür schon in einigen Tagen verheilen kann, dies wäre gegen alle, im menschlichen Körper herrschenden Gesetze; stets ist die angeführte Diät längere Zeit fortzuführen, wenn der Magenkrampf nicht wiederkehren soll. Von den vielen gegen Magenkrampf empfohlenen Hausmitteln schweige ich, weil alle diese Mittel nichtsnutzige und meistens schädliche sind, vorzüglich warne ich vor dem beliebten, mit Pfeffer versetzten Kornbranntwein, vor Kalmusschnaps, starkem Kaffee mit Rum und dgl., weil solche Mittel recht leicht Durchlöcherung des Magens und Tod herbeiführen können.

(B.) 




Karl Johann und ein deutscher Mann.

Aus meinen Erinnerungen. Von L. v. A.


Es war im Jahre 1813. Preußen hatte sich, nachdem des Landes Jugend dem Aufrufe des Königs, die Waffen zu ergreifen, voll Enthusiasmus entsprochen, offen gegen den Kaiser Napoleon erklärt, und während ganz Europa den kommenden Ereignissen mit gespannter Erwartung entgegensah, begrüßte man in ganz Deutschland, wenigstens in ganz Preußen, die Nachricht mit Freuden, daß Bernadotte, der damalige Kronprinz von Schweden, sein Vaterland verläugnend, sich feindlich gegen dieses, sowie gegen den Mann erklärt habe, dem er den fremden Thron verdankte. Man sah in ihm nicht den Ueberläufer, nicht den Undankbaren, der den Empfang einer Krone durch Feindschaft lohnte, sondern nur einen willkommenen Verbündeten, der materiell, noch mehr aber moralisch ein bedeutendes Gewicht zu Gunsten der nach der Wiedererlangung ihrer Freiheit ringenden Völker in die Waagschale des Kampfes warf.

Unter solchen Umständen war es nicht zu verwundern, daß Karl Johann überall, wo er in Preußen sich zeigte, mit Huldigungen empfangen, ja oft überschüttet wurde, daß man ihn feierte, wie einen Triumphator nach errungenem Siege.

So war es auch, als er auf seinem militärischen Spaziergange, auf dem er das Bereich französischer Kugeln glücklich zu vermeiden wußte, nach Schwedt kam, dem freundlichen Städtchen, das außer seinem stattlichen Schlosse, welches ihm ein Ansehen der Größe verleiht, noch zahlreiche Spuren von dem segensreichen Wirken der Markgrafen von Schwedt trug, deren Residenz es so lange gewesen.

Doch nicht in dem markgräflichen Schlosse, das zu dem Empfange des Unerwarteten nicht eingerichtet war, nahm der Kronprinz sein Absteigequartier, sondern in dem ersten Gasthause der Stadt, welches die Ehre und den Gewinn seiner Anwesenheit nur wenige Stunden genießen sollte.

Ehrfurchtsvoll hatten sich hier die Behörden, der Bürgermeister, die Geistlichkeit eingefunden, den gefeierten Reisenden zu begrüßen, aber unter all' den Civilröcken sah man nicht eine einzige Militäruniform, und dies fiel dem Kronprinzen in dieser kriegerischen Zeit um so mehr auf, da er während seiner Fahrt durch die Stadt mehrere Husaren bemerkt hatte.

„Ist gar keine Garnison hier?“ fragte er daher den Bürgermeister.

„Doch, Eure Königliche Hoheit,“ entgegnete der Bürgermeister. „Wir haben seit einigen Tagen zwei Schwadronen Husaren von der russisch-deutschen Legion hier.“

„Wer kommandirt sie?“ fragte der Kronprinz weiter, und seine Stirn verfinsterte sich.

„Der Major von A..., Eure Königliche Hoheit.“

„Wie kommt es, daß ich weder ihn selhst, noch einen seiner Offiziere hier sehe?“

„Ich bin den Husaren begegnet, wie sie zum Exerziren ausrückten,“ sagte einer der anwesenden Herren.

„Ich wünsche den Major zu sprechen!“ wendete sich der Kronprinz zu einem seiner Adjutanten, und dieser eilte hinweg, den Befehl zu vollziehen.

Etwa eine Viertelstunde später, während welcher Zeit sich der Kronprinz mit den Anwesenden sehr leutselig und liebenswürdig unterhalten hatte, trat der Major von A... in das Zimmer, im Ueberrock, die Feldmütze in der Hand, Stiefel und Beinkleider mit Koth bespritzt. Er warf suchend die Blicke umher und als er den Kronprinzen aus seiner Umgebung herausgefunden hatte, trat er auf denselben zu und sagte, eine dienstmäßige Haltung annehmend:

„Eure Königliche Hoheit haben befohlen, mich zu sprechen.“

Der Kronprinz betrachtete mit ernster Miene und zusammengezogenen Augenbrauen den männlich-schönen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_458.jpg&oldid=- (Version vom 14.4.2020)