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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

finden sich weit mehr blut- und fleischbildende Stoffe, als in den pflanzlichen, und von den letzteren sind nur die Hülsenfrüchte und die Getreidesamen von Werth.

B. Fettbildner und Heizungsstoffe (Respirationsmittel),

d. s. stickstofflose Substanzen, die entweder fettige oder wenigstens dem Fette ähnlich zusammengesetzte (kohlenwasserstoffige) sind.

a. Fettige thierische Substanzen. b. Fettige pflanzliche Substanzen.
  1. Thierisches Fett genießen wir mit dem Fleische, als Schmalz und Talg, als Butter und Eidotter; in den fettig entarteten Gänselebern, im Fisch- und Leberthrane, sowie im Marke der Knochen.
  1. Fette Oele gewinnen wir zur Nahrung vorzugsweise aus den Früchten des Olivenbaumes und aus dem Mohnsamen, als Baum- u. Mohnöl, ferner noch aus dem Rübsen, Raps und Hanf, aus dem Mandel- und Buchenkern etc.

Die genannten thierischen wie pflanzlichen fetten Substanzen erleiden im Körper eine sehr einfache Umwandlung; sie werden nämlich im Darmkanale, nicht etwa schon im Magen, mit Hülfe der Galle und des Darmsaftes (vielleicht auch des Bauchspeichels) in solch feine Kügelchen zertheilt, daß nun das flüssig gewordene und mit Wasser gemischte Fett einer Mandelmilch ganz ähnlich ist und so leicht von den Saugadern des Darmes aufgesogen und in’s Blut geführt werden kann (s. Gartenlaube Nr. 22, S. 235). Der Nutzen des Fettes ist ein sehr bedeutender, denn abgesehen davon, daß alles im Körper vorkommende Fett zum großen Theile von den genossenen fettigen Nahrungsstoffen gebildet wird, so dient dasselbe ja auch noch mit dem Eiweiße zur Grundlegung aller Gewebe (mit Hülfe der Zellenbildung), sowie zur Entwickelung der Eigenwärme, indem das Fett innerhalb des Blutes durch den Sauerstoff der eingeathmeten Luft unter Freiwerden von Wärme zu Kohlensäure und Wasser verbrannt wird. – Es ist sonach sehr falsch, wenn man fette Speisen für schädlich hält, und es erregt Lachen, wenn Aerzte Butter verbieten und Leberthran verordnen.

a. Thierische fettähnliche Substanzen. b. Pflanzliche fettähnliche Substanzen.
  1. Milchzucker findet sich nur in der Milch aufgelöst; am reichlichsten in der Pferdemilch; auch ist die Milch der Frauen reichlicher damit versehen als die der Kühe, weshalb beim Aufziehen kleiner Kinder mit Kuhmilch diese stets noch mit Milchzucker zu versetzen ist. – Beim Sauerwerden der Milch verwandelt sich dieser Zucker in Milchsäure und ein kleiner Theil derselben ist dann bei höherer Temperatur im Stande, den noch in der Milch vorhandenen unverwandelten Milchzucker in Krümelzucker umzusetzen, welcher durch die Gährung in
  2. Alcohol übergeht. Auf diese Weise, durch Zusatz saurer Kuhmilch zu Stutenmilch, bereiten sich die Tartaren, Mongolen und andere Nomadenvölker Asiens branntweinähnliche berauschende Getränke, den Kumiß und den Aracu. – Der Milchzucker wird im Körper aus den mit der Nahrung genossenem Zucker und der Stärke gebildet.
  3. Honig wird von der Honigbiene durch Verarbeitung des Blüthenstaubes geliefert und durch Umbildung im Körper dieser Insekten in Wachs umgewandelt.
  4. Milchsäure bildet sich hauptsächlich in der Milch durch längeres Stehenlassen derselben, besonders in warmer Luft, sowie durch Zusatz eines Stückchens Kälbermagens (Lab), und zwar bildet sie sich hier aus dem Milchzucker (s. oben). Außer in saurer Milch findet sich diese Säure auch noch im Safte des Fleisches und im Magensafte.
  1. Stärke: in der Kartoffel, den Samen der Getreidearten, in den Hülsenfrüchten, den Moosen (isländischem), im Sago, Arrowroot, Tapioka (s. Gartenlaube Nr. 32, S. 349).
  2. Zucker: als Rohrzucker, Trauben- oder Krümelzucker und Schwammzucker (s. Gartenlaube Nr. 32, S. 350).
  3. Pflanzengallerte oder Pectin: in dem Safte der meisten fleischigen Früchte und Wurzeln.
  4. Pflanzenschleim oder Bassorin: in der Salepwurzel, dem Leinsamen, Eibischwurzel, Quittenkernen, Caraghenflechte, im Tragant- und Kirschgummi.
  5. Gummi: im arabischen Gummi, sonst nur in geringer Menge in den Pflanzen vorhanden.
  6. Alcohol oder Spiritus: Aus dem Krümel- oder Traubenzucker mit Hülfe der Hefe (durch die weinige oder geistige Gährung) entstanden, findet sich im Weine, Branntweine, Rum (aus Zuckerrohrsaft), Arac (aus Reis), Cognac (aus Wein), Kirschwasser und Bier. – Mit Hülfe des Sauerstoffs kommt in alcoholhaltigen Flüssigkeiten die saure oder Essiggährung zu Stande und so bildet sich dann die
  7. Essigsäure: im Weinessig, Frucht- oder Getreideessig (aus Gerste, Weizen, Kartoffeln) und Branntweinessig.
  8. Milchsäure: im Sauerkraute und in den sauren Gurken.


Die aufgezählten thierischen wie pflanzlichen fettähnlichen (kohlenwasserstoffigen) Nahrungsmittel haben für den Körper einen doppelten Nutzen; sie dienen nämlich theils zur Bildung von Fett, theils durch ihre Verbrennung wie das Fett zur Entwicklung der Eigenwärme. Die Stärke wird vorher aber mit Hülfe des Mund- und Bauchspeichels in Zucker umgewandelt (s. Gartenlaube Nr. 22. S. 235). – Da die fettigen und fettähnlichen Nahrungsmittel für sich allein den Körper nicht ernähren können, sondern immer nur erst in Gemeinschaft mit den übrigen (besonders eiweißartigen) Stoffen, so muß es auch ganz falsch sein, die Kartoffeln, sowie Zucker, Sago, Salep, Arrowroot und dergl. für sich als gute Nahrungsmittel zu bezeichnen. Welchen arzneilichen Werth aber das isländische Moos, die Caraghenflechte, die Eibischwurzel und das arabische Gummi haben können, wird nun Jeder selbst beurtheilen können, welcher jetzt gelesen hat, daß diese Stoffe zu den fettähnlichen Nahrungsmitteln gehören. Die Mütter werden hoffentlich auch einsehen lernen, daß die Stoffe, mit denen sie gewöhnlich die kleinen Kinder füttern, wie Sago, Salep, Arrowroot, Zucker und dergl., nur fettmachende Nahrungsmittel sind und, wenn sie nicht mit Blutbildnern (Milch, Fleischbrühe, Ei) verbunden werden, eine falsche und zu Krankheiten (Scropheln, englische Krankheit) führende Ernährung des Kindeskörpers veranlassen.


C. Unorganische Nahrungsstoffe:
Wasser, Salze und Eisen.
a. Unorganische Stoffe der thierischen Nahrung. b. Unorganische Stoffe der pflanzlichen Nahrung.
Von diesen Stoffen finden sich vorzugsweise in der thierischen Nahrung: der phophorsaure Kalk, das kohlensaure und phosphorsaure Kali und Natron, sowie das Eisen. Die Pflanzennahrung enthält mit Ausnahme der phosphorsauren und kohlensauren Talkerde, im Verhältniß zur thierischen Nahrung nur wenig von den nöthigen unorganischen Stoffen. Am meisten enthalten noch die Getreidesamen und Hülsenfrüchte.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_424.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2019)