Seite:Die Gartenlaube (1853) 360.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

die Deutschen: Th. Weiß und Dr. Hamm. Es wird sich dermaleinst finden, welche Bauart und Verbesserung die beste ist, wenn der Streit der Techniker aufgehört hat und die Oekonomen einerlei Meinung geworden sind. Für den sich in diesen Streit und in den Zwiespalt der Meinungen nicht mischenden Leser, der sich so zu sagen nur kulturhistorisch über den Stand der Technik in der Landwirthschaft unterrichten will, dürfte die Ansicht unseres ausgezeichneten Bildes genügen, aus dem er, wie wir offen bekennen müssen, über das Prinzip der Maschine inzwischen nicht so recht klar werden möchte, wenn wir seiner Einbildungskraft nicht durch einige Andeutungen zu Hülfe kämen.

Die Erfindung an Maschinen zum Mähen taumelte sehr lange in der Irre umher, indem sie sich die Bewegung der Sense oder der Sichel – man dachte entfernt an jene antiken Kampfwagen mit sichelartigen Schwertern an den Achsen – zum Vorbild nahm, bis ein scharfdenkender Geist endlich begriff, daß man ein Kornfeld mit schwankenden Halmen nur abmähen kann, wie man einen Bart rasirt, nämlich mit ziehendem Schnitte. Weil man nun aber nicht gut im Stande ist, eine Riesensense für ein Kornfeld zu schmieden, welche mit Pferdekraft zu regieren wäre, so ersann man eine Finger- oder Kammvorrichtung, die gegen das stehende Getreide anzuschieben ist und die Halme zwischen den Zähnen des Kammes festklemmt. So festgehalten, vermochte nun entweder ein sich schnell unter dem Kamm gegen die Halme bewegendes Sägeblatt dieselben abzusägen, oder hin- und hergehende Messer waren im Stande, sie glatt abzuschneiden. So wie diese Vorrichtung in der Richtung der Furchen von seitlich angespannten Pferden fortgezogen wird, setzt sie durch eben diese Bewegung Räderwerk in Umtrieb und bringt die Schneidvorrichtung zum Angriff. Die geschnittenen Halme sinken zurück auf eine Tafel oder ein Führtuch, und werden von Arbeitern zusammengerafft und in Garben gebunden. Wie geschildert ist das Urprinzip aller Mähmaschinen. Anstatt des sägenartigen Schneiders wenden Andere scheerenähnlich zusammentretende Schneiden an; wieder Andere greifen zu runden Scheiben mit scharfen Rändern, während die Kühnsten ordentliche, scharfe, platte Stahlkrallen konstruiren, welche die Halme zugleich packen und abschneiden. Atkins, der neueste Erfinder, läßt die Köpfe sich zersinnen, um die zweckmäßigste Zusammenstellung von Schneiden für den eigentlichen Schnitt des Getreides zu finden. Er hingegen schafft einen künstlichen Arm, welcher, so wie die Halme fallen, sie in Garben zusammengreift und zur Seite legt, wo sie dann von einem Arbeiter gebunden und ihrer mehrere in Puppen zusammengestellt werden können.

Das große Rad, welches sich zwischen dem Gestelle (siehe Zeichnung) bewegt, läuft aus der Furche und setzt, während es sich durch den Zug des Pferdes dreht, das seitliche Triebrad in Thätigkeit, und dieses wieder bringt den Schneidapparat in Arbeit. In Amerika, wo die Arbeit der Menschenhand theuer ist, die Arbeit des Menschengeistes aber zur Zeit noch nicht sehr lebhaft gefragt ist, wenn sie sich nicht unmittelbar auf „Money making“ bezieht, gehen viele Mähmaschinen, und verbreitert sich von Tage zu Tage mehr. In England, wo der freie Kornhandel einerseits und die Abnahme landwirthschaftlicher Arbeiter in Folge der Anziehungskraft von Amerika und Australien andererseits den Landbau bedrängt, macht die Maschine sich bereits auch Raum. In Deutschland besinnen wir uns noch. Wir Deutsche sind ein nachdenkliches Volk, und besitzen ungemein viele Anlage zum – Abwarten.




Diätetischer Bonbon für Hustende.

Offenes Schreiben an die Huste-Cousine.

Wer hustet, dem fehlt irgend etwas irgendwo in dem Athmungsapparate. Der Husten selbst ist keine Krankheit für sich, sondern immer nur eine Krankheits-Erscheinung, ein Symptom, welches sehr verschiedene Affectionen des Athmungsapparates begleitet. Das Irgendwo kann aber im Kehlkopfe oder auch in der Luftröhre, oder selbst in der Lunge sein (s. Gartenlaube Nr. 22, S. 233); das Irgendwas sind bisweilen eingeathmete fremde Körper (Staub, Rauch) oder Gase, häufiger jedoch entzündliche Zustände oder auch Vereiterungs- und Verschwärungsprocesse. Also wer hustet, braucht noch lange nicht die Schwindsucht zu haben, wie Viele denken; trotzdem darf aber kein Hustender, zumal wenn er schon längere Zeit am Husten leidet, ganz sorglos sein und den Husten für nichts achten. Allerdings ist in manchen Fällen der Husten sogar vortheilhaft und dies ist der Fall, wenn Unnützes aus dem Athmungsapparate herausgeworfen werden soll, wie Schmutz (in grauen Schleimklümpchen), Schleim, Wasser, Eiter, Blut oder fremde Körper. Er ist sonach ein Reiniger der Luftwege und kann das Ersticken abwenden. Darum darf auch in vielen Fällen der Husten vom Arzte nicht unterdrückt werden, sondern ist vom Patienten als guter Freund ruhig zu ertragen. Stets sind aber hierbei vom Hustenden die folgenden Vorsichtsmaßregeln zu beachten. – Wie der Husten zu Stande kommt, will ich Dir so gut als es möglich ist, erklären. An der afficirten Stelle im Athmungsapparate werden die Empfindungsnerven gereizt, diese leiten die Reizung zum obern Theile des Rückenmarkes und tragen dieselbe hier auf die naheliegenden Athmungsnerven über,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_360.jpg&oldid=- (Version vom 2.9.2022)