Seite:Die Gartenlaube (1853) 359.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Die Landwirthschaft findet jene verstärkten Arbeitskräfte in den Maschinen, bei denen weniger Menschenhände, sondern mehr Pferdefüße gebraucht werden, deren man schon entrathen zu können wähnte in Hinblick auf Eisenbahnen und Dampfwägen. Seit diese aber eingeführt sind, haben sich die Pferde vermehrt.

So vermehrt sich auch die Menschenarbeit durch die Maschinen, und Knechte und Mägde brauchen nicht zu fürchten, überflüssig zu werden, weil Pferde dreschen und mähen. Warum sollen sie dies nicht eben so gut thun, als pflügen und eggen? Umsomehr da man jetzt schon den Dampf an den Pflug, und an das Grabscheit spannt, wovon wir später einmal erzählen wollen. Von Allem zugleich können wir hier nicht reden! Bleiben wir heute vor der Hand beim Mähen stehen.

Jedes Kind weiß, daß man seit uralter Zeit sich dazu der Sichel und der Sense bedient. Das älteste Werkzeug ist die Sichel. Man hat Abbildungen davon auf den ältesten Denkmälern des Menschengeschlechts gefunden. Die Sense ist von neuerer Erfindung. Die Alten stellten sich den Tod nicht als scheußliches Gerippe mit der Hippe oder Sense vor, sondern als ein die Fackel kehrender Genius. - Die Sense ist wirksamer wie die Sichel, aber letztere wird aus Anhänglichkeit an dem überkommenden Alten von manchen ländlichen Bevölkerungen noch vorgezogen. Daher darf es Niemanden verwunderlich vorkommen, wenn nach tausend Jahren – lebt er so lange – die alten Sensen noch arbeiten neben dampfgetriebenen Mähmaschinen, welche so mit Dresch-, Mühl- und Backmaschinen verbunden sind, daß das frische Brot am letzten Ende herauskommt.

Mähmaschine von Tolemache.

Indem wir den spätern Jahrgängen der Gartenlaube die Illustrirung dieser merkwürdigen Maschinenkomposition vorbehalten, welche uns allerdings schon im Geiste vorschwebt, beschränken wir uns heute darauf, unsern wißbegierigen Lesern die bis jetzt erreichte Sprosse auf der Leiter jener großen kommenden Erfindung in einem hübschen landschaftlichen Bilde vor Augen zu legen. Die in demselben arbeitend dargestellte Maschine ist die „Tolemach-Mähmaschine,“ so genannt nach ihrem Erfinder. Sie wird von dem berühmten Erbauer landwirthschaftlicher Geräthe Richard Garrett gebaut. Berühmter noch als diese Maschine ist die Mähmaschine des Amerikaners M’Cormick, die zur Zeit der Weltausstellung in England auf dem Felde so große Triumphe feierte, damals als der große englische Landwirth Mechi, der Kunst zu Ehren, ein schönes, noch grünes Weizenfeld von der Maschine mit großem Behagen abmähen ließ, an welchem Grünfutter sich seine herrlichen Kühe später gütlich thaten.

Aber die von der amerikanischen Mähmaschine errungenen Siege spornten andere rastlose Erfinder an, sich in den heißen Kampf der Konkurrenz zu stürzen und immer bessere Maschinen zu erfinden, wenigstens glaubt jeder Erfinder dies. Wer wie ich den ganzen Tag über mit technischen, gewerblichen Belangen und Büchern, alten und neuen sich beschäftigt, dem kommt manche Erfindung vor Augen, die, nebenbei gesagt, oft nichts weiter ist als ein alter Freund in einem neuen Rock. So habe ich denn auch schon viele Mähmaschinenbauarten gezählt, u. A. von Mason, Atkin, Gumpertz, Wray, Harkes Hussey in England und Amerika. Mit Verbesserungen haben sich beschäftigt

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_359.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)