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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

oder knorpliger Gerüste, der Bänder, Sehnen, Muskeln, Gefäße, Nerven, Eingeweide und Häute verwendet.

I. Stickstofflose oder fettige Stoffe. Sie dienen einem dreifachen Zwecke, nämlich: zur Grundlegung aller Gewebe (durch Zellenbildung), zur Fettbildung und zur Wärmeentwicklung (indem sie im Blute durch den Sauerstoff der eingeathmeten Luft zu Kohlensäure und Wasser verbrannt werden). Sie gelangen in den thierischen und menschlichen Körper entweder durch pflanzliche Stoffe, wie durch Oel, Stärke, Zucker, Alcohol, Gallerte und Schleim, oder durch thierische Substanzen, wie: durch die verschiedenen Fettarten, durch Butter, Eidotter, Milchzucker und Milchsäure.

II. Stickstoffhaltige oder eiweißartige Stoffe. Sie dienen allerdings vorzugsweise zur Bildung des Blutes und der Gewebe, können aber doch auch in Folge ihrer Verbrennung durch den Sauerstoff des Blutes zur Wärmeentwicklung beitragen. Dies ist vorzüglich dann der Fall, wenn sie schon eine Zeit lang in die Körpersubstanz übergegangen und in der Form von Organen thätig gewesen waren; sie sind dann gewissermaßen zu brennbaren Schlacken geworden (s. Gartenlaube Nr. 17 S. 186). – Zu diesen stickstoffhaltigen Substanzen gehören: der Eiweißstoff (Albumin), welcher sich flüssig in ziemlich großer Menge im Safte des Fleisches und aller Eingeweide, im Weißen des Eies und im Blute findet. Der Faserstoff (Fibrin), welcher vorzugsweise in der Fleischfaser und im Blute (wo er das Gerinnende bildet) vorhanden ist; der Käsestoff (Casein), welcher in der Milch und im Blute vorkommt; die Gallerte oder der Leim (Gluten), welcher als Grundlage für die Knochen und Knorpel, die sehnigen Theile und die Häute verwendet wird.

III. Von unorganischen Substanzen bildet das Wasser den Haupttheil, denn fast vier Fünftel unseres Körpers bestehen aus Flüssigkeit; an dieses schließt sich dann das Kochsalz, welches fast in allen thierischen und menschlichen Säften angetroffen wird; in nicht geringer Menge findet sich ferner noch: Kali und Natron in Verbindung mit Kohlensäure und Phosphorsäure (im Blute und den übrigen Säften), Kalk und Talk als phosphorsaurer und kohlensaurer (besonders in den Knochen) und Eisen (im Blute).

Vergleichen wir nun die Zusammensetzung der sog. organischen Körper, nämlich der Pflanzen, Thiere und Menschen mit einander, so ergibt sich eine sehr große Uebereinstimmung zwischen allen Dreien und nur darin unterscheidet sich die Pflanze vom Thiere und Menschen, daß sich die Pflanze ihre organischen Bestandtheile aus unorganischen Stoffen und Elementen, besonders aus Wasser, Kohlensäure und Ammoniak (einer Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff) bervorzubilden im Stande ist, während Mensch und Thier nur die bereits vorgebildeten, pflanzlichen oder tierischen Stoffe in ihre Substanz umzuwandeln vermöge. Blos noch zwei Stoffe sind es, welche der Mensch außer der gewöhnlichen vegetabilischen und animalischen Kost in seinen Körper zum ordentlichen Wohlsein aufnehmen muß und diese sind „Wasser und Kochsalz“, denn von diesen beiden Stoffen enthält nur ein einziges Nahrungsmittel die hinreichende Menge, und dieses Nahrungsmittel ist die Milch.




Aus der Gewerbswelt.

Mitgetheilt von Friedrich Georg Wieck.
Die Wunder der Gutta Pertscha.

Gutta Pertscha, malayisch Gutta Pertsha, englisch „Gutta Percha“ geschrieben, weil die Engländer den Laut „tscha“ nicht anders in Buchstaben zu bezeichnen vermögen, ist der ausgetrocknete Milchsaft eines Baumes in Ostindien, dem der Botaniker Hooker den Namen Isonandra Guttabeigelegt hat. Gutta bedeutet nicht etwa Tropfen, sondern malayisch: Baumsaft. Dieser getrocknete Saft, ein biegsames Harz, in seinen chemischen Eigenschaften dem Kautschuk (Gummi elasticum) sehr verwandt, ist bei uns erst seit etwa 10 Jahren bekannt und kam uns über London zu, wohin er einige Jahre früher von einem Dr. Montgommery aus Singapore gebracht worden war als eine Substanz, deren sich die Malayen zur Anfertigung von Messer- und Dolchgriffen bedienten. Die große Aufmerksamkeit, mit der das neue Harz bei seinem Bekanntwerden in der wissenschaftlichen und gewerblichen Welt aufgenommen wurde, verdankt es seinen merkwürdigen Eigenschaften: in Folge der Einwirkung einer nicht den Siedepunkt übersteigenden Wärme weich und bildsam zu werden, in welchem Zustande es sich bilden und zusammenkleben läßt wie Wachs, ohne daß die Verbindung, wenn die Substanz nach dem Erkalten wieder hart und lederartig biegsam geworden ist, sich wieder trennt, sondern so fest hält, wie je zuvor; und gleicherweise die Form, welche ihr, der Substanz, im erwärmten Zustande gegeben wurde, unveränderlich bleibt nach dem Erkalten. Jedermann sah sofort die hohe Wichtigkeit dieser Eigenschaften für Formgebung und bildnerische Zwecke ein; und da es sich ferner ergab, daß die Gutta Pertscha von Wasser, verdünntem Alkohol, von Säuren und Alkalien gewisser Stärke, von Oelen nicht angegriffen wird, so konnte es nicht fehlen, daß der Gebrauch und die Verwendung jenes Stoffes von Tag zu Tag bis jetzt zunahm, und es zu befürchten steht, daß der Rohstoff endlich mangeln werde, wenn man nicht

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_351.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)