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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

und kostspielige, unsinnige Gebräuche angriff. Er hat dies ununterbrochen seit mehr als 40 Jahren im Unterhause des englischen Parlaments gethan und so viel Reformen durchgesetzt, wie niemals ein Staatsmann, obgleich er immer noch gegen ein Heer von Mißbräuchen mit unerschütterlicher Kaltblütigkeit und Jugendkraft kämpfen muß.

Joseph Hume ist einer der gesundesten populären Namen Englands. Seine Persönlichkeit, sein Lieben und seine Thätigkeit machen ihn zu einem practischen Muster für alles wirkliche Verdienst und alle wirkliche Mannesgröße. Deshalb und weil es immer angenehm ist, bekannte, beliebte, große Männer näher kennen zu lernen, stellen wir Joseph Hume hiermit den Lesern vor.

Joseph Hume.

Er ward im Jahre 1777 zu Montrose im Norden Schottlands von einer tüchtigen, klugen, zärtlichen Mutter einem armen Küstenfischer geboren, der es jedoch mit der berühmten schottischen Klugheit und Ausdauer bald dahin brachte, daß er in eigener Schaluppe einen Fischhandel nach London treiben konnte. Freilich nicht lange, denn der alte Fischer starb schon 1782 und hinterließ den 5jährigen Joseph seiner energischen, zärtlichen Mutter zu alleiniger Erziehung. Es war ihr Stolz, recht viel Geld zu sparen, um Joseph Medizin studiren zu lassen. So kam er nach tüchtigen Vorstudien auf dem Gymnasium zu Montrose bei dem Doctor und Wundarzt Dr. John Bole in derselben Stadt „in die Lehre,“ wie das in England so Mode ist; doch blieb er bei der Mutter in Kost und Wohnung, in seinem alterthümlichen, solid und derb ausgestatteten Geburtshause in der Ferry-Straße, die ziemlich weit im Norden der Stadt sich nach dem Freien ausdehnt, welches freilich weit und breit noch den düstern Charakter einer der düstersten unter den schottischen Städten trägt. Lange, nachdem sich die dunkle Stadt in Nacht und Schlaf begraben, glitzerte noch das Lämpchen des studirenden Joseph aus dem Dachstübchen in die Nacht hinaus. Das Licht blickte so einsam und ohnmächtig in die allmächtige Finsterniß hinaus, als müßt’ es jeden Augenblick erlöschen, aber es erlosch nicht; es wurde größer und größer und heller und heller und leuchtet jetzt sogar noch mitten am hellen lichten Tage durch jeden wichtigen Parlamentsbericht und ernährt sich aus den dankbaren Herzen von Millionen, die in ihm ihren alten, treuen, unerschütterlichen Vater und Führer verehren und lieben.

Die nächtliche Lampe schien bis zu seinem 19ten Jahre, als das dämonische Feuer, das aus Frankreich herüberloderte, und das magische Licht, welches aus Indien (wie jetzt Australien) herüberlockte, die damalige gebildete Jugend beunruhigte. Hume, der es stets

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_335.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)