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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

der Gartenlaube ist beim Athmen ausführlich hierüber geschrieben.) Damit nun der Mensch immer die gehörige Menge des zu seinem Leben unentbehrlichen Sauerstoffes einzuathmen habe, ist vom Schöpfer die Einrichtung getroffen, daß die Pflanzen (besonders die grünen Theile derselben und zwar bei Sonnenlichte) Sauerstoff aushauchen und dafür die vom Menschen ausgeathmete Kohlensäure in sich aufnehmen. Man kann deshalb reinen Sauerstoff auch dadurch erlangen, daß man eine Pflanze mit einer Glasglocke überdeckt. – Die, unsere Erde umgebende atmosphärische Luft besteht zu einem Fünftel aus Sauerstoff und ist ein Gemenge aus diesem Elemente mit einem andern gasförmigen Grundstoffe, dem Stickstoffe. Darum sind alle Substanzen, welche mit der Luft in Berührung kommen, dem Einflusse des in ihr enthaltenen Sauerstoffes ausgesetzt und fortwährend in Gefahr von demselben verändert oder zerstört zu werden. Das Verderben der Speisen, das Sauerwerden von Getränken, das Rosten des Eisens, die Bildung des Grünspans am Kupfer, das Gähren, Faulen, Verwesen, Vermodern, Verwittern, Alles sind Erscheinungen, die vom Sauerstoffe der Luft erzeugt werden.

Der Wasserstoff, das Wasserstoffgas (Hydrogen), ebenfalls ein luftförmiges Element und seit 1766 bekannt, ist nach dem Sauerstoffe am reichlichstem in der Natur vorhanden, kommt aber nicht wie dieser frei, als Gas, sondern immer nur mit andern Stoffen, entweder zu flüssigen oder festen Körpern verbunden vor. Wie sein Name schon besagt, bildet der Wasserstoff einen Bestandtheil des Wassers, denn dieses besteht nur aus Wasserstoff und aus Sauerstoff. Diese beiden Stoffe lassen sich auch recht gut aus dem Wasser durch Zersetzen desselben ein jeder für sich darstellen, wie man umgekehrt auch durch das Vereinigen beider Stoffe Wasser erzeugen kann. Die Platin- oder Döbereinerschen Feuerzeuge beruhen auf Bildung von Wasserstoff aus Wasser und aus Entzündung desselben mittelst Platinaschwamm, wobei sich dann wieder durch die Verbindung des Wasserstoffes mit dem Sauerstoffe der Luft Wasser bildet. – Der Wasserstoff ist ein farbloses Gas, ohne Geschmack und Geruch, und das leichteste unter allen Gasen; es ist 14mal leichter als die atmosphärische Luft und kann deshalb am besten zum Füllen der Luftballons verwendet werden. Nähert man demselben eine Flamme, so entzündet es sich und verbrennt mit schwachem Lichte, aber unter Entwicklung großer Hitze; es verbindet sich dabei mit dem Sauerstoffe der Luft zu Wasser. Man verwendet dasselbe deshalb auch zur Verstärkung des Feuers und der Hitze (in der Schmiede, dem Dampfbade); spritzt man nämlich auf glühende Kohlen Wasser, so wird dieses zerlegt, indem sein Sauerstoff mit der Kohle sich verbindet, während das freiwerdende Wasserstoffgas verbrennt und Hitze entwickelt. Eine Vermengung von zwei Theilen Wasserstoff und 1 Th. Sauerstoff führt den Namen Knallgas, weil dieses Gemenge, wenn es mit einem brennenden oder glühenden Körper berührt wird, unter donnerähnlichem Knalle verbrennt (eine Explosion macht) und dabei zu Wasser wird. Beim Verbrennen des Knallgases entwickelt sich eine solche Hitze, wie sie auf keine andere Weise hervorgebracht werden kann. Diese, in den sogenannten Knallgasgebläsen benutzt, macht selbst Kreide so glühend, daß sie ein dem Sonnenlichte ähnliches Licht gibt, welches bei den sogenannten Hydro-Oxygengas-Mikroscopen zur Beleuchtung benutzt wird. – Die Verbindungen des Wasserstoffs mit dem Kohlenstoffe (s. bei diesen), bilden theils brennbare Gase, theils flüchtige Oele. – In den Menschen-, Thier- und Pflanzenkörpern macht der Wasserstoff einen Hauptbestandtheil aus, während er im Mineralreiche weniger verbreitet ist. Die Verbindung des Wasserstoffs mit Chlor bildet die Salzsäure.

Der Stickstoff, das Stickstoffgas (Nitrogen. Azot), seit 1772 bekannt, ist wie der Sauer- und Wasserstoff ein luftförmiges, farb- und geruchloses Element, welches den größten Theil unserer atmosphärischen Luft ausmacht und nur wenig Neigung hat, sich mit andern Körpern zu verbinden. Die Luft besteht nämlich aus einem Gemenge von 4 Theilen Stickstoff und 1 Theile Sauerstoff; wird dieser eine Theil Sauerstoff entfernt und bleibt nur der Stickstoff übrig, so kann in dieser Luft weder ein Feuer brennen, noch auch Mensch und Thier athmen, sie ersticken und daher rührt der Name Stickstoff. Dennoch ist dieser Stoff für uns von der größten Wichtigkeit, weil er einen Hauptbestandtheil derjenigen Nahrungsmittel bildet, welche vorzugsweise zur Ernährung unseres Körpers dienen, wie Fleisch, Ei, Milch, Mehl, Hülsenfrüchte etc., während derselbe im Fette, Zucker, Stärkemehl, Alcohol etc. fehlt. Er findet sich ferner in großer Menge im Salpeter (Nitrum), welcher zur Bereitung des Schießpulvers gebraucht wird, in der Salpetersäure (Scheidewasser), im Ammoniak (einer Verbindung von Wasserstoff und Stickstoff), in der Blausäure und im Berlinerblau; auch hilft er die werthvollsten Arzneien, wie Chinin und Morphin, zusammensetzen.

Das Chlor, seit 1774 bekannt, aber erst 1820 in die Reihe der Elemente gestellt, ist wie die vorigen Stoffe gasförmig, allein es hat eine schwach grünlich-gelbe Farbe und einen eigenthümlichen, erstickenden und Husten erregenden Geruch, auch wirkt es, wenn es eingeathmet wird, sehr nachtheilig auf die Lunge. Dieses Gas kommt niemals frei, im reinen, unverbundenen Zustande vor, obschon es sehr verbreitet und für die Erhaltung des Menschen, sowie für Oeconomie und Gewerbe von der größten Wichtigkeit ist. Die werthvollste Verbindung des Chlors ist die mit Natrium zu Kochsalz, welches einen Hauptbestandtheil des menschlichen Körpers, einen Theil der Erdrinde und einen Bestandtheil des Bodens und Wassers bildet. Das Kochsalz enthält die größte Menge Chlors, denn 100 Pfund desselben enthalten 60 Pfund Chlor. – Außer im Kochsalze findet sich das Chlor auch noch in der Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure) und im Bleichkalke (Chlorkalke). Gegen Pflanzen- und Thierstoffe äußert das Chlor eine schnell zerstörende Wirkung, welche man mit Vortheil zum Bleichen, Zerstören übelriechender Gase und krankmachender Ausdünstungsstoffe benutzt. Außerordentlich leicht vereinigt sich das Chlor mit Metallen und diese Verbindungen, welche meist im Wasser löslich sind, werden Chlormetalle (oder Halöidsalze) genannt. – Das Chloroform, welches in der neuern

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)