Seite:Die Gartenlaube (1853) 300.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Novellen und Erzählungen haben sich angewöhnt, immer einen oder mehrere Menschen zu guter Letzt auf irgend eine grausame, berechnete Weise umzubringen oder im besten Falle zeitlebens unglücklich zu machen. Leider finden wir in unserer Geschichte alle betheiligten Personen ein ganzes Jahr nach der angedeuteten Heirath in solcher Gesundheit, so glücklich und wohlhabend (am Glücklichsten einen allerliebsten dicken Jungen auf dem Schooße Alice’s, der in seinem Alter von kaum 3 Monaten so groß und altklug aussieht, als könnte er ohne Weiteres Doctor der Philosophie werden), daß wir es nicht über’s Herz bringen können, ihnen an’s Leben zu gehen. Aber was wird aus Miß Clifford? Sie ist heute, wo wir unsere Geschichte schließen, grade bei Mr. Custis und Mrs. Custis zum Thee, der in einem großen Gartensaale ganz besonders gut schmeckt, zumal mit den frischen Krabben. Also auch Miß Clifford? Welch ein dreibändiger Roman liegt in dieser Thatsache? Wenn man nun noch vernimmt, daß Miß Clifford auf einen Besuch zu heute Abend aufmerksam machte und daß ihr Verlobter nicht eher kommen könne, da er als Vormann in einer Maschinenbauerei vor 8 Uhr nicht abkommen könne, und daß er endlich kam in feinstem Anzuge und mit der ruhigsten Sicherheit, eines freien Benehmens voll Selbstgefühl und Zärtlichkeit gegen seine strahlende Braut, so könnte man getrost noch einen vierten Band hinzufügen, wenn der Verleger damit einverstanden wäre. Glücklicher Leser, der du mit ein Paar Seiten weg kommst!

Emilie Clifford hatte nachdenken lernen, wie es wohl gekommen sein könnte, daß eine anspruchslose Näherin in Baumwolle über ihre Schönheit und ihren Reichthum so leicht habe siegen können. Sie dachte an „den Fluch ihres Reichthums,“ ihrer Erziehung und der lächerlichen Vorurtheile ihrer Kreise und dachte und lebte sich so tief hinein und wurde durch eine mit Custis geführte Correspondenz, welche später zur mündlichen Unterhaltung ward, so umgewandelt, daß sie mit Ekel aus ihren bisherigen Gesellschaften floh und bürgerliches Leben, bürgerlichen Fleiß studiren und lieben lernte, darunter besonders ihren jetzigen Bräutigam, einen stolzen König inmitten der Wuth des Dampfes und großer schnaubender Ungeheuer von arbeiteten Rädern, Balken und Cylindern.

Im Oberhause der guten Gesellschaft sprach man vom Untergange Englands, als die Hochzeit von Miß Clifford bekannt ward, im Unterhause aber von dem stolzen Aufsteigen einer neuen Maschinenbauanstalt von 600 Pferdekraft und einer kleinen Stadt daneben für 2000 Arbeiter, die der arbeitende Bräutigam der reichen Miß Clifford bauen ließ.




Das Leben in den californischen Minen.

In Nr. 17 der Gartenlaube versetzten wir den Leser auf einen Augenblick in das „glückliche Thal“, welchen Namen der Mittelpunkt des heutigen St. Francisco noch 1849 führte, und zeigten ihm das wundervolle Erblühen einer Stadt, wie die Geschichte kein zweites Beispiel aufzuweisen hat. Heute folge er uns den Sacramento aufwärts, tiefer in’s Land, dem Schneegebirge zu, um die Goldgräber selbst bei ihrer Arbeit zu belauschen.

Das Goldwaschen mit dem Longtom.

Noch immer sehen wir das alte Drängen und Treiben, wie es 1848 begann, als auf die ersten Berichte über die entdeckten californischen Reichthümer

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_300.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)