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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Dies geschieht durch Vermittlung einer Aktiengesellschaft, die damit den Zweck verfolgt, eine Halle für Erfindungen, zur Ausstellung von Modellen und gehenden Maschinen, einen Völkerbazar oder eine Weltmesse zu verwirklichen. Daneben wird in einem großartigen, bewunderungswürdigen Maßstabe Belehrung mit Unterhaltung zu verbinden gesucht, und zu dem Ende dem Glaspalaste eine Einrichtung gegeben, wie sie nur eines Dichters Phantasie zu erträumen, Umsicht und Erfahrung zusammenzustellen, die Schöpferkraft des Gelehrten und des Künstlers zu beleben und auszuschmücken vermag. –

In einem folgenden Artikel werden wir, mit einem Grundriß des Gebäudes in der Hand, über jene Einrichtung ausführlichere Nachweisungen geben, während wir uns heute beschränken, oben im Bilde den mittleren, gegen den Garten gekehrten Theil der Façade zu versinnlichen.

Die Bodenfläche des Bauplatzes, wie die des ganzen Raumes ist gegen den Garten abfallend – die Höhe wird durch den Palast bekrönt. – Die Abdachung dieser Höhe beträgt 200 Fuß. Auf diesem anmuthigen Hange wird der Park angelegt. In Folge der ziemlich schroffen Abdachung ist nun an der, dem Parke zugewendeten Façade ein Erdgeschoß neu hinzugekommen. Ohnstreitig wird dadurch das Gebäude selbst verschönert. Es wird höher im Verhältniß zur Länge. Diese beträgt nur noch 1650 Fuß, daher 240 weniger als der Palast in Hydepark. Dahingegen ist das mittlere Querschiff, das man auf unserem Bilde sieht, um 44 Fuß höher als der Transept: demnach 194 Fuß hoch. Die Weite ist 170 Fuß. Die Seitenquerschiffe, je eins zu jeder Seite des mittleren Querschiffs, erhalten eine Höhe von 150 Fuß bei einer Tiefe von 72 Fuß. Mit einem Blicke läßt sich das Gebäude übersehen, was mit dem in Hydepark, aus dem es sich entpuppt hat, nicht der Fall war, demnach die Gesammtwirkung geschwächt wurde.

Die geschilderten Querschiffe treten über die Hauptlinie des ganzen Gebäudes heraus. Dort, wo deren Dächer das Dach des Hauptschiffs durchschneiden, treten thurmartige Aufbaue hinzu. Dadurch entsteht eine bewegtere Gliederung der ganzen Baustellung.

Anstatt des flachen Furchen-Glasdachs des früheren Längeschiffs erhält das neue Länge- oder Hauptschiff ein Bogendach von Glas, dessen spiegelnde Scheiben in Verbindung mit denen der senkrechten Fenster in Sonne, blauer Luft und frischem Grün einen zauberischen Anblick gewähren werden.

Nach Mitteilung von Friedrich Förster in Wien sind die mit dem Innern des Gebäudes getroffenen Veränderungen von wesentlicher Bedeutung. Der künstlerische Eindruck wird durch ihre Gesammtwirkung ungemein verstärkt werden. Beim älteren Baue wechselten blos Säulen und Streben gleichförmig ab, und standen da in schnurgrader Fronte wie ein Regiment Soldaten. Dem neuen Plane ist hingegen die Anordnung zu Grunde gelegt worden: daß in Abständen von 72 Fuß ein paar 24 Fuß von einander entfernte Säulen um 8 Fuß in das Hauptschiff vortreten. Von diesen Säulen gehen gebogene eiserne Streben mit Gitterwerk gegen die Längenbalken des Dachs, so daß Pfeilergruppen gebildet werden, wie sie im Spitzbogenbau vorkommen. Thürme an den Enden des Gebäudes werden innerlich mit Wendeltreppen versehen. Von den Zinnen herab wird man des herrlichsten Anblicks auf den Park, die reiche Umgegend und London genießen. 40 Acker von der Parkfläche zunächst vor dem Palast werden im italienischen Geschmack angelegt, und geht weiter entfernt dann die Anlage in den englischen Garten- oder eigentlichen Parkstyl über. Die königl. Gärten in Versailles unweit Paris, werden von dem Sydenham- Volksgarten in Schatten gestellt werden. Die Springbrunnen werden zusammengenommen nahezu fünfmal so groß als die von Versailles. Dieselben erhalten ihr Wasser unmittelbar aus den Behältern zu beiden Seiten des Hauptgebäudes auf Thürmen 256 Fuß hoch. Dampfmaschinen von fast 1000 Pferdekräften heben die Wasser. Diese bilden zuerst glitzernde Sturzbäche und schäumende Ergüsse; vereinigen sich dann, um hohe Wasserfälle zu bilden, deren Gewässer in hohen Strahlen wieder emporsprudeln und endlich in zwei ungeheuren 180fachen Wassergarben, deren mittelster Büschel bis 200 Fuß Höhe getrieben wird, man könnte fast behaupten sich bis in die Wolken verlieren.

So sind wir denn bereit in’s Innere des Palastes zu treten, was in unserem nächsten Artikel geschehen soll. –




Wanderungen durch die Sternenwelt.

Von Ferdinand Stolle.
Der Fixsternhimmel.
(Erster Artikel.)

Fürchte nicht, mein Leser, daß ich Dich mit einer langen wissenschaftlichen Abhandlung über Astronomie behelligen werde. Ich kann mich blos darauf beschränken, Dich mit einigen Resultaten, welche die Wissenschaft, namentlich in neuerer Zeit auf dem Gebiete der Sternkunde gewonnen hat, bekannt zu machen. Nicht um tiefere Wissenschaftlichkeit, die mannigfache Kenntniß voraussetzt, sondern um möglichste Deutlichkeit und Anschaulichkeit soll mir es zu thun sein.

Lieber Leser, wenn Du in einer tiefdunkeln Sternennacht zum Himmelsdom emporschautest und der wunderbare Glanz des Firmaments in seiner erhabenen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_293.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)