Seite:Die Gartenlaube (1853) 232.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

seit längerer Zeit bei Leveste am Deisterwalde sich gelagert. Dort kam es am St. Jacobustag des Jahres 1373 zur offenen Feldschlacht, und laut hatte Magnus vor Beginn des Kampfes geschworen, noch denselben Tag in Feindeslande als Sieger zu schlafen. Schon weichen die Kriegsvölker des Sachsenherzogs, in wilder Flucht sich auflösend, schon lagen die ersten der feindlichen Heerführer zu Boden geworfen, und mit Rachejubel durchbohrte des Magnus Schwert die Brust des Grafen von Eberstein, des Heerführers der Sachsen, und Mann gegen Mann kämpfend, kreuzten sich die Schwerter des Welfenherzogs und des Grafen von Schaumburg. Da überschlug sich des Letztern Roß und vertheidigungslos lag der Graf unter dem gestürzten Thiere. Mit Hohngelächter warf sich Magnus vom Roß und auf den Grafen, zum Todesstreich das Schwert erhoben, da plötzlich sank auch er tödtlich getroffen als Leiche auf den lebenden Grafen. Ein schaumburgischer Stallmeister hatte den mordlustigen Herzog auf seines Herrn Leib getödtet.

Der Tod des gefürchteten Fürsten war für seine Reiterschaaren das Zeichen zur Flucht, und der Sieg, den er schon errungen, ward durch seinen Fall den Gegnern zu Theil. Als man den Grafen von Schaumburg unter seinem Rosse hervorzog, nachdem man ihn von der Leiche des Herzogs befreit, und sein Blick auf die noch im Tode finstern und trotzigen Züge des Welfenherzogs fielen, rief der Graf aus:

„Da unser Schwager Magnus geschworen, die Nacht noch in Feindesland zu schlafen, darum wollen wir ihn in unser Land führen, und dann in’s Land Braunschweig schicken.“

Und dem geschah; die Leiche des Herzogs wurde die erste Nacht auf Burg Schaumburg gebracht und dann der Stadt Braunschweig übergeben, welche die Hülle des im Leben so unruhigen Fürsten in den herzoglichen Grabgewölben des St. Blasiusdoms beisetzen ließ.

So endete auf dem Schlachtfelde, an der Spitze wilder Söldnerhaufen, die unter seinem Befehl kämpfend und seinen Namen tragend zu den gefürchtetsten Räuberbanden Deutschlands geworden waren, einer der mächtigsten aber auch rauflustigsten Fürsten des vierzehnten Jahrhunderts, dessen dreizehnjährige Regierung der Nachwelt nichts hinterlassen, als ein blutiges Schlachtenbild mit den rauchenden Trümmern verheerter Burgen und Städte. – Seine Gemahlin, welche auf ihrem Wittwensitz zu Celle lebte, vermählte sich ein Jahr nach seinem Tode mit Herzog Albert von Sachsen.




Vom Baue des menschlichen Körpers.

III.
Der Verdauungsapparat.

Essen und Trinken erhält den Leib! Aber dies geschieht nur dann, wenn wir richtig essen und trinken, und wenn das Genossene innerhalb unseres Körpers richtig verarbeitet wird. Dieser Verarbeitung, welche auch Verdauung, Digestion, genannt wird, stehen nun eine größere Anzahl von Organen (Verdauungsorganen) vor, welche zusammengenommen den Verdauungsapparat bilden, dessen Eingang der Mund, der Ausgang aber der After ist. – Zu den Digestionsorganen gehören: die Mund- und Rachenhöhle mit ihren Gebilden (a, b), die Speiseröhre (f), der Magen (k) und Darmkanal (r, t, v, x, y, z, tz), die Leber (o) und die Bauchspeicheldrüse (r). Von allen diesen Organen müssen gerade die wichtigsten, nämlich der Magen und der Darmkanal, das Meiste durch den Unverstand der Menschen leiden und deshalb laufen auch eine so große Menge von garstigen und mißmutigen Egoisten mit allerlei Unterleibsbeschwerden in der schönen heitern Welt herum. Spiegelt Euch an ihnen!

Was soll man nun aber essen und trinken, um das Richtige zu genießen? Diese Frage, lieber Leser, beantworte ich Dir nächstens ausführlicher; jetzt kannst Du nur einen kurzen Abriß von dem bekommen, was in Deinen Nahrungsmitteln sein muß, wenn sie Dich gehörig ernähren sollen. Gott hat bei Erschaffung unserer Erde die Einrichtung getroffen, daß alle lebenden oder beseelten Wesen, zu denen die Pflanzen, die Thiere und die Menschen gehören, so lange sie am Leben sind, fortwährend als Nahrungsstoff diejenigen Materien aus der Außenwelt in sich aufnehmen müssen, wenn sie nämlich ordentlich bestehen wollen, aus denen auch ihr eigener Körper zusammengesetzt ist. Der menschliche Körper besteht nun aber vorzugsweise aus Wasser, eiweißähnlicher Substanz (Eiweißstoff, Faserstoff, Käsestoff und Gallerte), Fett, Kochsalz, Kalk und Eisen. Also können für uns nur diejenigen Stoffe aus der Pflanzen- und Thierwelt richtige Nahrungsmittel sein, welche alle oder doch viele dieser genannten Materien in sich enthalten. Blos die Milch und das Blut besitzen nun aber alle diese Stoffe und deshalb könnte der Mensch auch von diesen Nahrungsmitteln allein recht gut leben, wie Du ja beim Säugling siehst. Dagegen enthalten alle übrigen Nahrungsmittel nur einen größern oder geringern Antheil von den Bestandtheilen des menschlichen Körpers und daher kommt es, daß wir bei unserm gewöhnlichen Essen und Trinken verschiedene Nahrungsmittel mit einander verbinden müssen, um das zum Leben nothwendige Material in der gehörigen Beschaffenheit und Menge in unsern Körper einzuführen. Solche Stoffe, welche alle oder viel von diesen Materialien in sich enthalten, nennt man nahrhafte; Milch und Blut sind sonach die nahrhaftesten Nahrungsmittel, an sie reihen sich dann das Ei (aber ja nicht etwa blos das Eidotter, sondern auch das Eiweiß) und das Fleisch, das Getreide und die Hülsenfrüchte; alle noch übrigen Nahrungsmittel haben nur wenig Nahrhaftes in sich. Man würde also sehr irren, wenn man glaubte, daß Kartoffeln, Austern, Eidotter, Sago, Salep, isländisches Moos, Arrowroot, Caraghen und dergleichen Stoffe für

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_232.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)