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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

welchen, so wie über Herzog Magnus die Reichsacht ausgesprochen, der aber mit seinen wilden Kriegsvölkern sich wenig darum kümmerte und diese nach Gefallen in Feindes Lande plündern und sengen ließ und von dem, als einem seiner mächtigsten Verbündeten, selbst Magnus Widerspruch ertrug.

„Wir sind stark genug,“ fuhr der Graf von Homburg fort – „um gegen die feindlichen Bischöfe so wie gegen Sachsen und Mecklenburg Stand zu halten, denn wir zählen an 15,000 Lanzen und 6000 schwer gerüstete Reiter und unsere Kriegsvölker fragen den Teufel nach Bann und Acht, wenn nur reiche Beute in Aussicht ist. Das Herumlungern hier macht das Volk faul und mürrisch, und da wir vor Allem Geld brauchen und Eure getreue Stadt Lüneburg in Güte nicht zahlen will, so glaube ich, es wäre das Kürzeste, wir holten es uns und setzten der Rebellenstadt für die Mühe des Wegs dahin den rothen Hahn auf’s Dach.“

„Ja, auf gegen Lüneburg!“ – riefen die Grafen v. Hoya und Hallermund, ebenfalls Verbündete des Herzogs. „Homburg hat Recht, das Volk wird trotzig und böswillig ob der trägen Ruhe, in die es hier sich schicken muß.“

„Nun, glaubt Ihr denn, der Magnus gefällt sich hier und wäre nicht schon längst aufgebrochen gen Lüneburg, wenn er nicht erst mit den Bischöflichen hätte aufräumen wollen?“ entgegnete bitter lachend der Herzog und warf einen grollenden Blick auf seine Verbündeten.

(Fortsetzung folgt.)




Ein Staatsgefängniß.

Das Schloß Ham.

Unter den Schlössern Frankreichs hat das alte Schloß Ham, an der Somme im gleichnamigen Departement des nördlichen Frankreichs belegen, zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene Rolle gespielt. Durch seine natürliche Lage an einem großen Sumpfe und auf der Westseite durch den Somme-Fluß gedeckt, bot das Schloß, außerdem stark befestigt, durch vier runde, mittelst einer hohen Mauer unter einander in Verbindung stehende Thürme, welche sich gleich vier Wächtern an den Ecken eines länglichen Vierecks erheben, in den unruhigen und kriegerischen Zeiten des 15. und 16. Jahrhunderts einen sicheren und leicht zu vertheidigenden Zufluchtsort. Der kolossale Baustyl desselben rechtfertigt die Annahme, daß es schon im Mittelalter, wo der übermüthige und raublustige Adel den Herrn spielte, erbaut ward. Die starken Mauern des Schlosses trotzten im 16. Jahrhundert einer hartnäckigen Belagerung der Engländer, erlagen aber bald darauf den Spaniern unter Philipp II., der Ham heftig beschießen ließ und es dann mit Sturm einnahm. Seit dem Anfange des 18. Jahrhundert verlor das Schloß seine Bedeutung als Waffenplatz; es wurde zum Staatsgefängnisse bestimmt, und zu diesen Zwecke namentlich der auf der Westseite befindliche,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_211.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)