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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Die schweren Wagen führen sein Erz der Münze zu,
Und bringen Silbergulden zurück in seine Truh!
Die weiß er zu vergeuden nach reicher Herren Art; –

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Was hat’s der Theler nöthig, daß er noch kargt und spart?


Von Gold und Silber funkelt sein Haus im lichten Strahl,
Mit harten Thalern pflastert er seinen Speisesaal,
Die Hufe seiner Rosse schmückt silberner Beschlag
Und herrlich und in Freuden lebt er jedweden Tag.

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Doch heut’ giebt er den Gästen gar einen neuen Schmauß,

Wie keiner noch gewesen in eines Großen Haus:
Er lud die Herrn und Frauen zum festlichen Gelag
In seine Silbergrube, zu schmausen unter Tag.

Von tausend Lichtern flimmert der Höhlung weiter Raum’

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Es blitzt und strahlt so seltsam, wie bunter Märchentraum’

Es ist als ob der Berggeist mit seiner Gnomen-Troß
Heut’ Festgelage hielte im unterird’schen Schloß.

An einer langen Tafel, aus Silbererz gehaun,
Sitzt dort in Prachtgewändern der Kreis der Herrn und Fraun

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Auf schweren Silberblöcken, mit Purpurstoff bedeckt –

Wie das am seltnen Tische so trefflich Allen schmeckt!

Sie merken’s nicht, wie droben der Sommertag sich neigt,
Sehn nicht, wie über ihnen der arme Häuer schleicht.
Der geht auf öder Halde, das Antlitz bleich und fahl,

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Und hört das dumpfe Klingen vom unterird’schen Mahl.


Wie Lazarus, der Arme, an jenes Reichen Thor,
Steht er am Mund des Schachtes, und blickt zu Gott empor,
Verzehrt mit stillem Danke den trocknen Bissen Brot,
Und wiegt das Haupt bedenklich ob solchem Gastgebot.

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Gern mag er Jedem gönnen das Glück, das er entbehrt,

Und läßt sich fromm genügen an dem, was Gott bescheert;
Doch eisig überläuft’s ihn bei dieses Festes Schall,
Und heimwärts kehrend denkt er: „Hochmuth kommt vor dem Fall!“

Da unten aber kreiset der Becher lustig fort,

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Und immer lauter tönen Gesang und Jubelwort,

Und immer wilder sprudelt der übermüth’ge Scherz,
Und immer heißer glühet die Luft am Tisch von Erz.

Der reiche Herr von Theler, berauscht von Lust und Wein,
Schenkt sich den größten Humpen voll bis zum Rande ein,

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Und in den Kreis der Gäste ruft er mit stolzem Muth:

„Wie mundet doch hier unten der kühle Wein so gut!“

„In einem bessern Festsaal, ich wage kühn die Wett’,
Gab nimmermehr den Gästen ein König sein Bankett!
Den Tisch, an dem wir sitzen, die Stühle um ihn her,

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Sie sind, ihr lieben Freunde, zwar etwas plump und schwer;


Doch zahlen sie die Zeche von unserm frohen Schmaus,
Und halten wohl noch lange zu manchem andern aus.
Bei solchem Hausgeräthe steht fest der sichre Grund
Des alten Hauses Theler; ich sag’s mit frohem Mund!“ –

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„Ein Hoch dem Herrn von Theler, ein donnernd Lebehoch!“ –

Ruft laut der Schwarm der Gäste; – doch kaum verklang es noch,
Da mischt sich’s, dumpf erdröhnend, in ihren Jubelschall,
In’s Klirren ihrer Becher, wie ferner Donnerhall.

Und stärker rollt’s und grollt es hoch über ihrem Haupt,

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Und näher, immer näher die wilde Windsbraut schnaubt,

Und lauter, immer lauter durchtönt’s der Felsen Grund,
Und schweigend vor Entsetzen erstarrt die Tafelrund!

Urplötzlich ist geendet das fröhliche Gelag,
Und Alles drängt zum Schachte, und ruft: „Zu Tag! Zu Tag!“ –

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Da horch! – Was für ein Rauschen! was für ein wild Gebraus!

Was für ein schrecklich Tosen! Was für ein neuer Graus!

Im Wettersturm geborsten, bricht auf der Wolke Schooß,
Und läßt in Einem Sturze all’ seine Fluthen los;
Und durch des Schachtes Mündung schießt jäh der Strom hinab,

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Und bettet Wirth und Gäste in Einem feuchten Grab.


 Gustav H.....r.




Geheimnisse eines Theekessels.


„Das Wasser kocht!“ rief die Schwester, als wir am Tische um den singenden Theekessel saßen.

„Das Wasser kocht! Das sagt Ihr nun so hin. Wißt Ihr denn, was das Kochen ist und wie es zugeht, daß das Wasser kocht?“

„Welche Frage! Weil Feuer darunter ist.“

„Das ist keine Erklärung. In dem „Darunter“ liegt allerdings etwas, denn wenn man das Feuer auf den Kessel machen wollte, würde das Wasser darin nicht kochen. Das Wasser ist, wie man sich ausdrückt, ein schlechter Wärmeleiter, und es würde der Wärme sehr schwer werden, von oben in den Kessel hinunter an den Boden zu dringen. Dagegen geht sie leicht nach oben. Wie erwärmte Luft emporsteigt, so geschieht es auch, wenn man Wasser erwärmt: der erwärmte Theil desselben steigt empor und an seine Stelle rückt kälteres; so bilden sich z. B. in dem Theekessel oder in dem Kaffeetopfe über dem Feuer kleine auf- und absteigende Strömungen Wasser, bis dasselbe gleichmäßig erwärmt ist.“

„Das ist bald gesagt, es wird aber wohl schwer sein, es zu beweisen.“

„Keineswegs. Wenn man ein langes enges Glas

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_126.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2020)