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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

so kühl und frisch wehten die scharfen Winde vom Tancuban prau herüber und so nebeldunkel zog’s von den bewaldeten Gipfeln in’s Thal, all die tropischen Früchte wollten hier, oben auf den Kuppen wenigstens, nicht mehr so recht gedeihen, aber dafür bot die Natur Ersatz in denen einer andern Zone, und ganze Beete mit Erdbeeren bepflanzt, standen in Blüthe und Frucht.

Herr Phlippeau war noch unten auf Tjioem boeloeit, kam aber bald zurück, und ich unterhielt mich indessen mit zwei jungen holländischen Officieren, die sich der Gesundheit wegen hier oben aufhielten und ebenfalls Hrn. Phlippeau’s Gäste waren. Frau Phlippeau befand sich leider auf Besuch in Tjanjor und wurde in der ersten Woche nicht zurück erwartet.

Für mich war jetzt das wichtigste die sogenannten Kaffeemühlen und ihre Einrichtung anzusehen. Mit den Kaffeemühlen geht’s aber gerade so wie mit den Kaffeegärten, sie haben hier denselben Namen wie bei uns, bedeuten aber etwas anderes. Es sind die Gebäude, in welche der frisch eingesammelte Kaffee gebracht, getrocknet, ausgehülst und durch Mahlen von seinen äußeren Schaalen befreit, dann gereinigt und verpackt wird, und die Waarenhäuser, in denen er lagert, schließen sich ihnen an.

Die Kaffebohnen, von denen, wie bekannt, zwei und zwei zusammen wachsen, sind im reifen Zustande von einer fleischigen Hülle umschlossen, die ihnen große Aehnlichkeit, an Aussehen und gewissermaßen auch in Geschmack, mit der Kirsche giebt. Diese Hülle nun zu beseitigen, kommt der frisch eingebrachte Kaffee in große steingemauerte Platten und die Bohnen, nachdem sie hier eine bestimmte Zeit gelegen haben, werden dann in der Sonne, zum völligen Trocknen, ausgebreitet. Diese Trockenbehälter sind aber so eingerichtet, daß große Schilfgeflechte, und vollkommene regendichte Dächer, die auf kleinen niedern Rädern laufen, bei eintretender nasser Witterung, leicht und rasch darüber geschoben werden können.

Sind die Schaalen nun theils abgeweicht, theils gedörrt, so kommen sie in die „Mühle.“ – Es ist dies eine bis jetzt noch etwas unvollkommene, durch Menschenkraft getriebene Vorrichtung, ein runder Trog, in den eine gewisse Quantität Kaffee hineingeworfen wird, und in dem ein Stein sich fortwährend im Kreis herumwälzt, die trockenen Hülsen zerbrechend und außerdem, mit einer Art Rechen, die niedergepreßten wieder aufwühlend. Der Trog ist etwa zwölf bis funfzehn Zoll breit und in einen Cirkel gebaut, so daß der Stein von einem Arm des in der Mitte aufrecht stehenden Schaftes ausgehend, und von einem großen Wasserrad in Bewegung gehalten, fortwährend rund läuft.

Die Bohnen werden nachher gesiebt; dieser Stein aber kann nicht auf alle Bohnen gleich schwer niederpressen, und die Folge davon ist, daß die kleinen meist unzerdrückt bleiben und dann noch eine höchst mühselige Nacharbeit erfordern. Die Zeit raubenste Arbeit ist aber nachher jedenfalls das Sortiren des Kaffees, das, wie bei dem Thee, durch Menschenhände geschieht. Die Arbeit ist ja aber hier, eben durch das gezwungene Arbeitssystem, so entsetzlich billig, daß ohne Schwierigkeiten all die nöthigen Kräfte zu bekommen sind. Auch dies geschieht fast nur durch Frauen und Kinder, jedoch ist es unangenehmer als das Theesortiren, da der Kaffee eine Masse Staub ausstößt, die der Thee nicht hat.

Die Kaffeepflanzungen oder Kaffeegärten, wie sie hier genannt werden, gleichen, wenn man sie zuerst betritt, eigentlich eher einem dichten Wald als irgend etwas anderem, und die regelmäßigen Reihen in denen sie stehen, erinnern an unsere deutschen Forstpflanzungen; hoch zwischen den Kaffeesträuchen aufsteigende und dichtzweigige Bäume überschatten aber das Ganze und geben ihm eben, wenn die Kaffeebüsche nicht recht in Zucht gehalten werden, leicht das Ansehen einer Wildniß.

Der Kaffee muß nämlich im Schatten wachsen, und man pflanzt zu diesem Zweck besondere Bäume an, unter deren Schutz er aufschießen und Früchte tragen kann. Bis jetzt hat man hierzu gewöhnlich den sogenannten Dadap-Baum genommen, der dicht belaubt und mit ausbreitenden Zweigen hierzu ziemlich gut geeignet ist; auch hat er ein gar freundliches Ansehn mit seinen hellgrünen Blättern und den brennend rothen großen Blüthen, die er auf das dunkle Laub der Kaffeebüsche mit vollen Händen hinabstreut; außerdem ist er aber gar nichts nütz, und selbst sein nasses schwammiges Holz soll nicht einmal zum Brennen zu gebrauchen sein. Hier und da werden deshalb auch schon andere Bäume gewählt, die eben so gut Schatten bieten und sonst noch zu verwenden sind. Mehre Kaffeepflanzungen sollen schon den wilden Baumwollenbaum, den Pahon Kapas dazu genommen haben.

Der Kaffeebaum selber wird, wenn nicht nieder gehalten, wohl dreißig bis vierzig, ja vielleicht mehr Fuß hoch, ich glaube aber nicht daß dann seine Früchte so groß und schön werden, keinesfalls sind sie so leicht einzusammeln, und das Gebüsch würde in dem Fall auch so dicht, daß gar keine Sonne mehr Zutritt zu dem Stamm oder den unteren Zweigen hätte. Das gewöhnliche daher ist sie fünfzehn bis achtzehn Fuß hoch zu halten, und sie sollen dann die ergiebigste Ernte tragen. Durch diese Plantagen führen nach allen Richtungen hin breite vom Gras vollkommen frei gehaltene schöne Wege und theilen die oft viele Meilen langen Gärten in ihre verschiedenen, jeder besonders bezeichneten Distrikte, die jeder wieder ihre verschiedenen Arbeiter zum Reinhalten der Pflanzen und Einsammeln der Früchte haben. Alle diese Arbeiten werden aber vollkommen systematisch getrieben.

Der Pflanzer ist hier nicht, wie das in andern Colonien gemeinlich der Fall, Eigenthum des Landes und der Produkte die er baut, sondern die Regierung hält das Land, legt die Pflanzungen an und unterhält sie, baut Mühlen und Fabrikgebäude und stellt die Leute zu Arbeit. Der Pflanzer hat deshalb mit den Anpflanzungen selber auch gar nichts zu thun, es gehört diese in den Bereich der Culturen, und besondere Beamte sind dafür angestellt, diese anzulegen, zu erhalten und zu überwachen. Sei das nun Kaffe, Thee, Cochenille, Zimmt, Zucker, Indigo oder irgend ein anderes zum Handel und Ausfuhr gezogenes Produkt, diese Verhältnisse bleiben sich, natürlich mit einzelnen Abänderungen, die sich nach den Produkten selber richten, gleich.

Der Pflanzer hat dafür die Verarbeitung des Produktes, das Reinigen, Trocknen, oder Auspressen, je nachdem es nun ist, zu besorgen und jährlich ein gewisses Quantum fertiges Produkt zu einem bestimmten Preis –

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)