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Bemerkt sei hier noch, daß diese Ziffern das Maximum dessen sind, was der Bau solcher Häuser heute in England bei der gegebenen mangelhaften Organisation unserer Gesellschaften kostet. In Belgien erbaut man dieselben viel wohlfeiler. Man kann also sehr wohl behaupten, daß in einer wohlorganisierten Gesellschaft dreißig bis vierzig halbe Arbeitstage im Jahre ausreichen, um für eine Familie eine komfortable Wohnung zu beschaffen.

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Es bliebe jetzt noch die Kleidung. Hier ist eine Berechnung fast unmöglich, weil der Verdienst, der durch einen ganzen Schwarm von Zwischenpersonen auf den Verkehrspreis gelegt wird, der Schätzung entgeht. Nehmet z. B. das Tuch, und stellt alle jene Gewinnste, die an ihm seitens des Eigentümers der Wiese, des Besitzers der Schafe, des Wollhändlers und aller ihrer Zwischenhändler bis zu den Eisenbahnkompagnien, den Webern, den Spinnern, den Konfektionskaufleuten, den Verkäufern und Kommissionären gemacht worden sind, in Rechnung, und Ihr werdet Euch eine Vorstellung von dem machen können, wie hoch sich an jedem Kleide der ganze Bourgeois-Schwarm bezahlt macht. Das ist der Grund, weshalb es unmöglich ist, zu sagen, wie viel Arbeitstage beispielsweise ein Ueberzieher, den Ihr mit hundert Francs in einem der großen Magazine von Paris bezahlt, repräsentiert.

Was gewiß ist, ist die Tatsache, daß man mit den heutigen Maschinen dazu gelangt ist, ganz unglaubliche Mengen von Stoffen zu fabrizieren.

Einige Beispiele werden hier genügen. So produzieren in den Vereinigten Staaten die 175 000 Arbeiter und Arbeiterinnen von 751 Baumwollenmanufakturen (Spinnerei und Weberei vereint) 1 939 400 000 Meter Baumwollenzeug und überdies noch eine ungeheure Quantität Baumwollenfäden. Bei 300 Arbeitstagen zu neun und einer halben Stunde gerechnet, bedeutet dies pro Arbeiter ein Durchschnittsfabrikat von mehr als 11 000 Metern, d. h. ein Arbeiter produziert innerhalb 10 Stunden vierzig Meter Baumwollenzeug, ungerechnet die Baumwollenfäden. Nimmt man nun an, daß eine Familie davon im Jahre 200 Meter, was sehr viel sagen will, verbraucht, so würde dieser Bedarf durch 50 Arbeitsstunden oder 10 halbe Arbeitstage à 5 Stunden gedeckt. Und dann würde man dabei noch den Baumwollenfaden haben, – d. h. das Garn zum Nähen und das Garn zur Fabrikation der Tuche und Wollstoffe, bei denen Baumwollenfäden eingeschlossen werden.

Was die in der Weberei allein erzielten Resultate anbelangt, so lehrt uns die offizielle Statistik der Vereinigten Staaten, daß im Jahre 1870 ein Arbeiter bei einer täglichen Arbeitszeit von 13 bis 14 Stunden 9500 Meter weißen Baumwollenstoff innerhalb eines Jahres herstellte, während er dreizehn Jahre später bei einer wöchentlichen Arbeit von nur 55 Stunden 27 000 Meter fabrizierte. Bei den bedruckten Baumwollenstoffen hat man (Weben und Druck inbegriffen) sogar bei einer jährlichen Arbeit von 2669 Stunden ein Resultat von 29 150 Metern

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/90&oldid=- (Version vom 3.6.2018)