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Pariser Volk mit seiner Herzensfreudigkeit und seiner Begeisterung stellen werden.

Wie sollte da der Ackerbau nicht ein ganz anderer sein als der der Ardennenbewohner, die kein anderes Werkzeug als ihre Hacke kennen.

Der Dampf, die Elektrizität, die Sonnenwärme und die Windeskraft werden bald die grobe Vorbereitungsarbeit getan haben und die Erde, gelockert und bereichert, wartet nur auf die intelligente Sorgfalt des Mannes und namentlich der Frau, um sich mit wohl gepflegten und drei- bis viermal im Jahre sich erneuernden Saaten zu bedecken.

Die Gartenkultur bei sachverständigen Männern erlernend, auf abgesonderten Versuchsbeeten tausenderlei verschiedene Kulturmittel versuchend, untereinander um die größten Erträge wetteifernd, in der physischen Betätigung ohne Ermattung, ohne Ueberarbeit die Kräfte wiederfindend, welche ihnen so häufig in den Großstädten verloren gegangen sind – werden Männer, Frauen und Kinder glücklich sein, sich dieser Feldarbeit widmen zu können, welche nicht mehr eine Zwangsarbeit, sondern ein Vergnügen, ein Fest, eine Wiedergeburt des menschlichen Wesens sein wird.

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„Es gibt keine unfruchtbaren Länderstrecken! Das Land ist wert, was der Mensch wert ist!“ – Das ist das letzte Wort der modernen Landwirtschaft. Die Erde gibt, was man von ihr fordert: es handelt sich nur darum, es in intelligenter Weise von ihr zu fordern.

Ein Gebiet, sei es auch so klein als das der Departements de la Seine und Seine-et-Oise und habe es auch eine große Stadt wie Paris zu ernähren, genügt vollständig, um die Lücken, welche die Revolution in den Lebensmittelvorrat bringen könnte, auszufüllen.

Die Vereinigung von Ackerbau und Industrie; der Mensch, der zugleich im Ackerbau wie in der Industrie tätig ist, das ist das Ziel, zu dem uns notwendigerweise die kommunistische Gemeinde führen wird, falls sie sich rückhaltlos auf den Weg der Expropriation begibt.

Möge sie nur diese Zukunft einleiten: es ist nicht zu fürchten, daß sie durch Hungersnot untergeht! Die Gefahr liegt nicht dort: sie liegt in der Feigheit des Geistes, in den Vorurteilen, in der Halbheit.

Die Gefahr liegt da, wo sie Danton sah, als er Frankreich zurief: „Kühnheit, Kühnheit und wieder Kühnheit!“ namentlich intellektuelle Kühnheit, welche die Kühnheit des Willens nach sich ziehen wird.

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/74&oldid=- (Version vom 3.6.2018)