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Dünger in großen Massen, dessen Preis mit der wachsenden Nachfrage gewaltig steigt; und man erspart einen großen Teil menschlicher Arbeitskraft. Sieben oder acht Menschen genügen, um einen Hektar unter Glas zu kultivieren und um die gleichen Resultate als bei Monsieur Ponce zu erreichen. In Jersey arbeiten sieben Männer in der Woche nicht ganz 60 Stunden und erzielen auf ganz minimalen Flächen Ernten, die ehemals ganze Hektare erforderten.

Man könnte bezüglich dieses Gegenstandes ganz überraschende Details geben. Beschränken wir uns auf ein einziges Beispiel. Auf Jersey bearbeiten 34 Arbeitsleute und ein Gärtner ein wenig mehr als vier Hektare unter Glasbedachung (setzen wir 70 Männer, die dieser Beschäftigung nur 5 Stunden täglich widmen) und erzielen Jahr ein, Jahr aus folgende Ernten: 25 000 kg Trauben, die man im Mai zu schneiden beginnt, 80 000 kg Tomaten, 30 000 kg Kartoffeln, die im April reifen, 6000 kg Erbsen und 2000 kg Bohnen, die man im Mai schneidet, in Summa 143 000 kg Früchte und Gemüse, ohne eine zweite sehr starke Ernte aus einigen Warmhäusern, oder den Ertrag eines ungeheuren Luxuswarmhauses, oder die Erträge aller Arten kleiner Kulturen, die unter freiem Himmel zwischen den Wärmhäusern erzielt werden, zu rechnen.

143 Tonnen Früchte und Erstlingsgemüse. Von diesen können mehr als 1500 Menschen reichlich während eines Jahres leben. Und dies erfordert nur 21 000 Arbeitstage – oder 210 Arbeitsstunden im Jahr für kaum die Hälfte der Erwachsenen.

Füget noch die Förderung von 1000 Tonnen Kohle (die man jährlich in diesen Wärmhäusern zur Erwärmung der 4 Hektare verbrennt) hinzu. Da die durchschnittliche Förderung bei zehnstündigem Arbeitstag pro Arbeiter 3 Tonnen beträgt, so macht dies einen Zuschuß von 6 bis 7 Stunden im Jahre für jeden der 500 Erwachsenen.

In Summa, wenn nur die Hälfte der Erwachsenen fünfzig halbe Arbeitstage im Jahre für die Zucht von Früchten und Erstlings-Gemüsen verausgabte, so könnte Jedermann während des ganzen Jahres in Hülle und Fülle Luxusfrüchte und Gemüse essen, unter der Bedingung allerdings, daß er sie in Wärmhäusern zieht. Und sie würden außerdem aus den gleichen Wärmhäusern als zweite Ernte den größten Teil der gewöhnlichen Gemüse erzielen, die in den Etablissements des Monsieur Ponce, wie wir sahen, 50 Arbeitstage erforderten.

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Wir haben soeben von der Luxuslandwirtschaft gesprochen. Aber wir haben auch schon gesagt, daß die gegenwärtige Tendenz dahin geht, aus dem Wärmhaus einen einfachen Gemüsegarten unter Glasbedeckung zu machen. Und wenn man es in dieser Richtung verwendet, so erreicht man mit ganz einfachen Schutzdächern, während 3 oder 4 Monaten leicht geheizt fabelhafte Gemüseernten: z. B. 450 Hektoliter Kartoffeln pro Hektar als erste Ernte am Ende April. Danach kann man bei genügend gedüngtem Boden fast nach Belieben immer neue Ernten aufgehen lassen, und zwar vom Mai bis Ende Oktober in einer fast tropischen Temperatur, die dann einzig vom Glasschutzdach hervorgerufen wird.

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/185&oldid=- (Version vom 21.5.2018)