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Um das Feld gut kultivieren zu können, um ihm jene erstaunenswerten Ernten zu entlocken, welche der Mensch das Recht hat, von ihm zu fordern, müssen das Eisenwerk und die Manufaktur – viele Eisenwerke und Manufakturen – in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ihre Rauchwolken ausstoßen.

Die Mannigfaltigkeit der Beschäftigungen, die Verschiedenheit der Kapazitäten, welche daraus hervorgehen und sich zu einem gemeinsamen Ziele ergänzen – das ist die wahre Gewähr des Fortschritts.

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Und jetzt stellen wir uns einmal eine Stadt, ein Territorium vor, groß oder klein – dies ist von geringer Wichtigkeit – das seine ersten Schritte auf dem Wege der sozialen Revolution macht.

„Nichts wird sich ändern“ – hat man uns bisweilen gesagt. – „Man wird die Werkstätten, die Fabriken expropriieren, man wird sie zu nationalem oder kommunalem Eigentum erklären; – und Jeder wird dann zu seiner gewohnten Arbeit zurückkehren.“

Nein. Die soziale Revolution wird sich nicht mit dieser Einfachheit vollziehen.

Wir sagten schon einmal: Möge morgen in Paris, in Lyon oder irgend einer anderen Stadt die Revolution ausbrechen, möge man morgen in Paris oder sonstwo Hand an die Fabriken, die Häuser oder die Bank legen – die gesamte gegenwärtige Produktion wird durch diese Tatsache eine totale Veränderung erleiden.

Der internationale Handel mit seiner Zufuhr fremdländischen Getreides wird stillstehen, die Zirkulation der Waren und Lebensmittel wird gelähmt sein. Und die in Aufruhr befindliche Stadt oder das Territorium werden die gesamte Produktion von Grund aus reorganisieren müssen. Scheitern sie dabei, ist es ihr Tod. Sind sie glücklich dabei, so heißt es eine Revolution in der Gesamtheit des ökonomischen Lebens jenes Ortes.

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Die Zufuhr der Lebensmittel läßt nach, und die Konsumtion hat sich vermehrt. Drei Millionen Franzosen, welche ehemals für den Export arbeiteten, feiern gezwungenermaßen; tausend Dinge, welche man heute in fernen Ländern und benachbarten Gegenden produziert, langen nicht mehr an; die Luxusindustrie ruht vor der Hand, – was werden die Bewohner tun, um bis zur nächsten Ernte zu essen zu haben?

Es ist klar, daß diese große Masse vom Boden seine Nahrung fordern wird, wenn die Magazine erschöpft sind. Es wird gelten, die Erde zu kultivieren: in Paris selbst und in seinen Umgebungen ländliche und industrielle Produktion zu kombinieren, tausenderlei kleine Handwerke, die Luxusindustrie aufzugeben, um das Dringlichste, das Brot zu schaffen.

Die Bürger werden zu Landbebauern werden müssen. Nicht jedoch in der Gestalt des Bauern, welcher sich hinter dem Pflug abquält, um mit ungeheurer Mühe gerade seine Nahrung zu gewinnen, nein, sondern

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/170&oldid=- (Version vom 21.5.2018)