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genügende Anzahl armer Teufel haben, die dazu gezwungen wurden, eher ihre Arbeitskraft zu verkaufen als Hungers zu sterben. Das Elend ist es, das den Reichtum geschaffen hat. Und wenn die Zunahme des Elends im Mittelalter eine so rapide war, so rührt dies daher, weil die feindlichen Ueberfälle und die Kriege, welche den Staatenbildungen und der räuberischen Bereicherung im Orient folgten, die Bande, die ehemals die Agrargemeinden und städtischen Kommunen zusammengehalten hatten, brachen und sie dazu führten, an Stelle der Solidarität, die sie ehemals hochgehalten, das Prinzip der Entlohnung – so teuer den Ausbeutern – zu setzen.

Ist es dieses Prinzip, das aus der Revolution siegreich hervorgehen und dem man wagen sollte, den Namen „soziale Revolution“ beizulegen? – Diesen Namen, der den Hungrigen, den Leidenden, den Unterdrückten so teuer ist?

Es wird dem nicht so sein. Denn an dem Tage, wo die alten Institutionen zusammenbrechen werden, wird man Stimmen hören, die da rufen: „Das Brot, die Wohnung, den Wohlstand für Alle!“

Und diese Stimmen werden gehört werden, und das Volk wird sich sagen: Laßt uns zuerst unsern Hunger nach Leben, Lebensfreudigkeit und Freiheit stillen; es war uns nie bisher erlaubt. Und wenn Alle dieses Glück gekostet haben, so werden wir uns an das Werk machen: an die Vertilgung der letzten Spuren des bürgerlichen Regimes und seiner aus den Rechnungsbüchern geschöpften Moral, seiner Philosophie des „Soll und Habens“, seiner Institutionen des „Mein und Dein“. „Indem wir zerstören, werden wir aufbauen“, wie Proudhon sagt, werden wir bauen im Namen des Kommunismus und der Anarchie.

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/153&oldid=- (Version vom 27.8.2018)